Dorfapotheke Ludwigschorgast sucht Nachfolger

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Apothekerin Judit Vasady-Kovacs berät Walburga Krusch. Foto: Matthias Beetz
Apothekerin Judit Vasady-Kovacs berät Walburga Krusch. Foto: Matthias Beetz
Evelin Kreutzberger kommt ganz bewusst in die Ludwigschorgaster Landapotheke. "Bei Versandapotheken kaufe ich nicht." Foto: Matthias Beetz
Evelin Kreutzberger kommt ganz bewusst in die Ludwigschorgaster Landapotheke. "Bei Versandapotheken kaufe ich nicht." Foto: Matthias Beetz
 

Judit Vasady-Kovacs hat in diesen Tagen besonders viel zu erklären in ihrer Landapotheke in Ludwigschorgast. Denn das Gerücht, dass sie schon bald schließen würde, hält sich hartnäckig. Aber die 71-Jährige winkt ab: 2015 wird sie noch in Ludwigschorgast bleiben. Es sei denn, es findet sich vorher ein Nachfolger.

"Wissen Sie, ich spüre allmählich, dass mich mein Körper eingrenzt und ich diese Verantwortung nicht mehr auf Dauer tragen kann", sagt die Apothekerin über die Hintergründe, sich allmählich aus dem Berufsleben verabschieden zu wollen.

1967 war die gebürtige Ungarin nach Deutschland gekommen ("Ich habe nach Münchberg geheiratet"). 1986 übernahm sie die Nikolai-Apotheke in Kulmbach, kurzzeitig dann noch die Stadtparkapotheke.

Einen Traum erfüllt

"Zum 60. Geburtstag im Jahr 2004 habe ich mir dann sozusagen die Landapotheke Ludwigschorgast geschenkt", erinnert sich Judit Vasady-Kovacs. "Mein Vater war Landarzt. Und eine kleine Apotheke auf dem Land war schon immer mein Traum."

Ab 2008 konzentrierte sie sich dann ganz auf Ludwigschorgast. Und zog nach dem Tod ihres Mannes auch dorthin. Seitdem wohnt sie direkt über ihrer Apotheke.

Dass die inzwischen 71-Jährige diesen Schritt nicht bereut hat, begründet sie mit den vielen positiven Erfahrungen auf dem Land. "Ludwigschorgast hat mir von Anfang an gefallen. Und zwar auch deshalb, weil hier noch viele Ungarndeutsche leben, mit denen ich mich in der Muttersprache unterhalten kann", erklärt sie.

Vom Arzt direkt in die Apotheke

Weit wichtiger für sie sei aber der enge Kontakt zur Bevölkerung, der sich in diesem Maß in einer Stadt wohl nicht ergebe. Gerade für die ältere Generation sei es wichtig, dass sie nach dem Arztbesuch auch gleich die notwendigen Medikamente besorgen kann. Und: "Die Apotheke ist auch so eine Art Kommunikationstreffpunkt."
Was auch die Ludwigschor gaster Bürgermeisterin Doris Leithner-Bisani (CSU) so sieht. "Die Apotheke im Ort ist eine wichtige Versorgungseinrichtung. Es wäre sehr bedauerlich, wenn es zur Schließung käme - auch im Hinblick auf die Arbeitsplätze."

Die Wirsbergerin Evelin Kreutzberger, die in Ludwigschorgast öfter Nichte und Großnichte besucht, schätzt als Kundin die kurzen Wege, gerade in den Wintermonaten. "Wenn die Apotheke schließen würde, dann wäre das sehr schade", sagt sie und betont, dass sie auch ganz bewusst nicht bei Versandapotheken einkauft. "Es ist schon schlimm, wenn auf dem Land die Läden zumachen", fügt sie noch hinzu. Sie spielt damit auf die Schließung des Einkaufsmarktes in ihrem Heimatort Wirsberg an.

Der Kulmbacher Apotheker Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands, kann Judit Vasady-Kovacs und ihrer Kundschaft vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen sogar Zuversicht zusprechen. "Die Bereitschaft und der Wille, auf dem Land eine Apotheke zu übernehmen oder zu eröffnen, ist in den zurückliegenden zwei Jahren deutlich gestiegen", sagt er mit Blick in die Statistik, verschweigt aber auch nicht, dass im vergangenen Jahr bundesweit 159 Apotheken geschlossen haben.

"Nicht reich, aber glücklich"

Judit Vasady-Kovacs hört das natürlich gerne und gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich doch noch ein Nachfolger für die Ludwigschorgaster Landapotheke findet. "Für eine Frau und Mutter wäre das optimal, weil sie Beruf und Familienleben wunderbar unter einen Hut bringen könnte", sagt sie aus eigener Erfahrung.

Ihr größter Wunsch: "Ich möchte beizeiten dafür sorgen, dass die Apotheke nicht zugesperrt werden muss", sagt sie. Dass in Ludwigschorgast das große Geld nicht zu verdienen ist, daraus macht sie kein Geheimnis. "Eine Dorfapotheke macht nicht reich, aber glücklich."