Doping im Spitzensport ist auch Betrug am Zuschauer. Doch vielen Fernseh-Sportlern ist das egal. Sie lassen sich den Spaß an der Tour de France oder der Leichtathletik-WM selbst durch die größten Skandale nicht verderben. Und die ARD deckt diese zwar auf, überträgt aber trotzdem einfach weiter.
Einer meiner Freunde ist ein wahrer Sport-Enthusiast. Leichtathletik, Fußball und Radfahren sind seine Spezialgebiete - er weiß durchaus, wovon er spricht, hat er diese Bereiche doch selbst mit anerkennenswertem Erfolg beackert. Inzwischen haben sich seine Prioritäten etwas verändert. Wenn eine entscheidende Tour-de-France-Etappe ansteht, setzt er sich keinesfalls selbst in den Sattel, sondern vor den Fernseher. Und das auch noch nach den Doping-Skandalen um Ulrich, Zabel oder Armstrong.
Dabei ist mein Sportsfreund im normalen Leben ein durchaus kritischer Zeitgenosse. Aber den Radsport verteidigt er wie ein Hund seinen Knochen. Zu schön sei diese Sportart, meint er, um sie sich von ein paar Dopern kaputt machen zu lassen - oder von denen, die diese überführen.
Die letzten Wochen waren wieder nicht leicht für ihn. Deckte doch ARD-Reporter Hajo Seppelt auf, dass der Doping-Sumpf auch in der Leichtathletik weitaus größer ist als befürchtet. Und das direkt vor der WM in Peking. Natürlich wurden auch dort wieder etliche Betrüger erwischt. Doch mein Sportsfreund blieb eisern vor dem Fernseher sitzen.
Dass der Mensch zum Leben Brot und Spiele braucht, wussten schon die alten Römer. Und in der griechischen Antike wurde schließlich nicht der Verursacher einer schlechten Nachricht geköpft, sondern der Überbringer.