Die Kunst, eine Schnecke zu essen

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Foto: Martin Gerten dpa/lby
Foto: Martin Gerten dpa/lby

An Lakritzschnecken scheiden sich die Geister. Aber nicht jeder Liebhaber weiß auch, wie man die schwarzen Schnecken richtig ist.

Mit dem "Bärndreck", wie die Kulmbacher handelsübliche Lakritzschnecken nennen, verhält es sich wie mit Gänsjung, Füßla-Sulzn oder sauren Nieren: Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn, und treffen Vorliebe und Abneigung in hinreichend starker Ausprägung aufeinander, kann das zu einer schweren Belastung für zwischenmenschliche Beziehungen werden.
Aber auch dann, wenn der Bärndreck-Liebhaber einen vermeintlich Gleichgesinnten gefunden hat, besteht noch Konflikt-Potenzial. Da gibt es nämlich Dilettanten, die nicht den Hauch einer Ahnung davon haben, wie ein Bärndreck korrekt zu essen ist. Sie beißen ein Stück ab, kauen, schlucken.... und der wahre Bärndreck-Freund wendet sich mit Grausen.
Lakritzschnecken (die wir hier nur aus stilistischen Gründen so nennen, um nämlich eine nochmalige Wiederholung des B-Worts zu vermeiden) isst man so: Mit der äußersten Kante der Vorderzähne wird zunächst der Ansatz der beiden schwarzen Schnüre an der lose von Daumen und Zeigefinger gehaltenen Restschnecke gelockert. Wenige Millimeter genügen!
Durch wiederholtes Saugen und Ziehen wird nun Stück für Stück der Schnecke abgezogen und in den Mund befördert, wo dann, wenn drei, vier Zentimeter geschafft sind, durchaus gebissen, gekaut und geschluckt werden darf.
Dann wird weiter gebobbelt und gezuzelt bis zum in diesem Fall keineswegs bitteren, sondern süß(holzig)en Ende.
Zu diesem Verfahren gibt es eine Variante, bei der es wieder des Einsatzes von Vorderzähnen und Lippen bedarf: Gefühlvoll werden die beiden Lakritzstränge ohne Zuhilfenahme der Hände getrennt und einzeln genossen.
Das freilich ist die Master- Methode, die nur wenige beherrschen. Die aber sind dann die wahren Kenner!