Sophie Kreil (16) aus dem Guttenberger Vogtendorf ist die jüngste Jägerin Bayerns. Sie ist gerne in der Natur und liebt die Ruhe dort.
Ein Hügel, mitten im Frankenwald: Von hier aus reicht der Blick weit ins Land. In der Ferne schimmert durch den leichten Dunst die Silhouette des Görauer Angers. Drüben, auf der anderen Seite des Tals, liegt Schloss Guttenberg zum Greifen nah. Die Sonne fällt auf die kleinen Galerie-Wäldchen, die rundum in lockerer Folge verstreut liegen, taucht sie in herbstliches Licht.
"Wenn ich Stress habe, gehe ich auf die Jagd"
Sanft streicht der Wind über die Wiesen und abgeernteten Felder. Sonst ist kein Laut zu hören, Stille. Auf einer Wiese sitzt ein junges Mädchen, tief in sich versunken, Entspannung pur. "Ich liebe diese Ruhe. Wenn ich Stress habe, gehe ich auf die Jagd. Das nimmt den Druck raus", sagt Sophie Kreil.
Sophie ist ein aufgewecktes Mädchen. Sie tut das, was jeder andere Teenager auch gern macht: Mit der Clique unterwegs sein, Freundinnen treffen, Spaß haben. Gerne hat sie im TV Marktleugast Handball gespielt. Doch das musste sie aufgeben - Rückenprobleme. An die Stelle des Sports ist ein anderes Hobby getreten, das für sie zur Leidenschaft geworden ist: die Jagd.
Jagdschein in der Tasche
Sophie ist die jüngste Jägerin Bayerns, wenn nicht sogar Deutschlands. Schon mit 14 hat sie die Ausbildung im Waidwerk begonnen. Zum frühestmöglichen Zeitpunkt - mit 15 - absolvierte sie ihre Prüfung. Jetzt, mit 16, hat sie ihren Jagdschein bekommen. Freilich, ganz alleine losziehen mit Gewehr und Hund darf sie noch nicht. Für die erste Zeit ist Papa Otto Kreil dabei, selbst ein erfahrener Jäger und stellvertretender Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Kulmbach. Der hat seine Tochter mit dem Jagdvirus infiziert, sie immer mitgenommen ins Revier. Im Overall durch den Schnee stapfen, am Heiligen Abend die Tiere füttern, die Natur beobachten, draußen sein, für die beiden gibt es nichts schöneres. Tochter Theresa war auch oft dabei. Die wird auch noch den Jagdschein machen. Aber erst etwas später. Ihr ging das Lernen fürs Abi vor.
Sophie wählte einen anderen Weg, lernte parallel zur Schule für die Jagdprüfung. Kein leichtes Unterfangen. Denn der Jagdschein fällt einem nicht so einfach in den Schoß. Drei- bis viermal wöchentlich läuft der Unterricht, immer von 19 bis 23 Uhr. "Da schleppt man sich am nächsten Morgen schon mal müde zur Schule", schmunzelt sie.
Viel Spaß am Schießen
2000 Fragen aus sechs Fachgebieten müssen beherrscht werden, in der schriftlichen Prüfung sind 100 davon korrekt zu beantworten. Hinzu kommt noch eine mündliche Prüfung, der Test in der Waffenhandhabung und das Schießen. Gerade das macht der 16-Jährigen besonders viel Spaß. Auf dem Schießstand am Bockenberg bei Regensburg etwa, oder beim Anschießen im April auf dem Stand von Baron Lerchenfeld. Da geht es um Präzision, Körperbeherrschung, Atemtechnik, Konzentration und sauberes Abziehen.
Das Schießen aber ist es auch, was die Jagd für viele anrüchig macht. "Wie kannst Du nur süße Rehlein erschießen?", ist Sophie schon gefragt worden in ihrer Klasse. Und einmal musste sie sich sogar schon "Mörderin" nennen lassen. Doch dieses Urteil ist hart und unangemessen für einen Jäger. Denn sein Hobby ist nicht zu reduzieren auf die Befriedigung reiner Mordlust oder das sinnlose Abknallen von Tieren. "Man kann keineswegs sagen, dass ich Spaß dabei empfinde, Tiere zu töten", sagt Sophie. "Aber das gehört nun mal zur Jagd." Und die ist so alt wie die Menschheit selbst.