Seit 1975 besteht in Weißenbach eine Damenwehr, einen Frauenbonus gibt es in dem Wirsberger Ortsteil aber nicht.
Natürlich können Frauen die schweren Rohre schleppen. Heidi Ströhlein (35) macht eine wegwischende Handbewegung: "Von Frauen-Bonus halte ich gar nichts. Wenn es brennt, ist auch kein Mann da, der dir beim Tragen hilft." Deswegen üben die Damen der Weißenbacher Feuerwehr regelmäßig, zum Beispiel für die nächste Leistungsprüfung. Zweite Kommandatin Heidi Ströhlein nimmt die Prüfungen ab, als eine der wenigen Richterinnen auf Landkreisebene.
Blöde Sprüche
Blöde Sprüche muss sie sich deswegen aber nicht anhören. Bei ihrer Mutter und den Gründungsmitgliedern der Damengruppe war das noch anders. Schriftführerin Diana Gebhardt (37) erzählt: "Es gab damals massive Widerstände von einigen Männern, als sich 1975 die Damenwehr gründete." Ein paar Herren hätten mit dem Austritt aus der Wehr gedroht - und den Worten auch Taten folgen lassen. "Aber der damalige Kommandant hat sich sehr für die ersten Frauen eingesetzt."
Gott sei Dank. Denn es waren die neun Gründungsmitglieder, die nur ein Jahr später bei einem Waldbrand "Am Bühl" ausgerückt sind. Tagsüber, als die Männer auf der Arbeit waren, haben die Damen gelöscht.
Im Notfall springt eine Oma ein
Heute sind auch die Frauen der Weißenbacher Feuerwehr berufstätig. Es sei denn, sie sind gerade im Mutterschutz. "Wenn die Sirene geht, ist immer irgendeine Oma im Dorf, die kurzfristig zum Kinderhort wird", erklärt Diana Gebhardt.
Das Dorf hält zusammen, man trifft sich in der Feuerwehr. Sie ist der einzige Verein in Weißenbach, aus jeder Familie ist mindestens ein Angehöriger Mitglied. Von den 90 Einwohnern des Ortes sind 26 Aktive in der Feuerwehr. Das Geschlechterverhältnis ist genau Halbe-Halbe: 13 Männer, 13 Frauen. Auch im Vorstand ist genau die Hälfte weiblich. Die Übungen absolvieren die Aktiven gemischt, "zum Glück", findet Maschinist Dominik Pausch (25). "Es ist lustiger als nur mit Männern. Wenn die Frauen nur noch ihr eigenes Ding machen würden, würde was fehlen." Darüber braucht er sich wohl keine Gedanken machen, genauso wenig wie sich die Wehr Nachwuchssorgen machen muss.
Mit 17 Jahren die Jüngste
Dominiks Schwester Isabell Pausch ist mit 17 die jüngste Feuerwehrfrau in Weißenbach - ab 16 darf man eintreten. Viele schauen als Kinder zu, wachsen dann in die Wehr hinein. "Die Kameradschaft ist einfach toll. Und ich finde es schön, im Notfall mithelfen zu können," sagt Isabell.Der Notfall ist, wenn es es brennt. "Da schluckst du schon, wenn die Scheune in Flammen steht und die Kühe in einer Herde auf dich zuströmen", erinnert sich Diana Gebhardt. Zweite Kommandantin Heidi Ströhlein fügt hinzu: "So eine massive Feuerwand, die ist schon furchteinflößend."
Seit 1991 sind die beiden in der Damenwehr. Heidi Ströhlein ist ein Weißbenbacher Eigengewächs und stammt aus einer Feuerwehr-Familie: Mutter, Vater, Bruder Ehemann und Schwägerin , alle sind dabei.
Über Freundin Heidi ist wiederum Diana Gebhardt in die Weißenbacher Wehr gekommen. Sie stammt ursprünglich aus Wirsberg, kam aber zu den Übungen immer nach Weißenbach - weil es in Wirsberg keine eigene Damenwehr gab. Seit zehn Jahren lebt sie vollständig in Weißenbach. Ihre Feuerwehr-Wurzeln liegen im Elternhaus: "Als Kind habe ich immer die Ausgeh-Uniform vom Papa angezogen", sagt sie und grinst.
Uniformen für die Frauen?
Die Uniformen der Männer fanden auch die Gründungsmitglieder der Damengruppe 1975 sehr hübsch. Die Frauen mussten allerdings noch einige Jahre warten, bis sie in ihre eigenen Damenuniformen schlüpfen konnten. Sie mussten erst noch geschneidert werden.