Die Corona-Kontaktbörse

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Der Datenschutz spielt bei der Erhebung der Kontaktdaten oftmals eine untergeordnete Rolle. Symbolbild: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Der Datenschutz spielt bei der Erhebung der  Kontaktdaten oftmals eine untergeordnete Rolle. Symbolbild:  Hauke-Christian Dittrich/dpa
Hauke-Christian Dittrich/dpa

Der Datenschutz spielt bei der Erhebung der Kontaktdaten in Gaststätten und Biergärten oftmals eine untergeordnete Rolle, so wird die Corona-Situation schnell zur Kontakt-Börse.

 Wir halten Abstandsregeln ein, um unsere Mitmenschen nicht zu gefährden und reinigen sowie desinfizieren uns die Hände, bis sie wund sind. Selbstverständlich tragen wir dort, wo es gefordert wird, auch Masken. Dennoch schweißt die Corona-Pandemie auch auf eine besondere Art und Weise zusammen.

Die Zettelwirtschaft

Auch daran, dass wir uns bei Besuchen in Gaststätten und Biergärten registrieren lassen müssen, haben wir uns längst gewöhnt. So sollen im Fall des Falles ja Infektionsketten verfolgt werden können. Wie das bei der Zettelwirtschaft in vielen Wirtshäusern möglich sein soll? Na egal, denke ich mir und nehme es auch in Kauf, dass es mit dem Datenschutz meist nicht weit her ist. Dass die Gästeregistrierung von Mitarbeitern vorgenommen wird, ist längst nicht überall der Fall. So ist man vielerorts gefordert, beim eigenverantwortlichen Listeneintrag ehrlich zu sein. Dennoch nehmen viele Besucher die Situation nicht ernst genug  und greifen gerne zu falschen Kontaktdaten. Man kann sich auch Müller, Maier oder Münch nennen - kontrolliert wird das ja nicht.

Aus Neugierde oder Langeweile

Die Formblätter, die man ausfüllen muss, liegen dann auch schon mal für längere Zeit auf dem Tisch. Wer neugierig ist oder aus Langeweile einen Blick darauf wirft, der sieht nicht nur, wer vorher bewirtet worden ist, sondern bekommt neben Namen und Adressen auch gleich die Telefonnummern gratis serviert.Es ist quasi eine Corona-Kontaktbörse. Hat der vorherige Gast WhatsApp, ist es ein Leichtes, sich von diesem dann auch noch ein Bild zu machen. 

Das ist zwar alles nicht rechtens, führt aber zu keinem gesellschaftlichen Aufschrei, und es zeigt: In Ausnahmezeiten, in denen Wundersames oft die Regel ist, nehmen wir vieles gelassen hin.