Die Bergwachtbereitschaft Kulmbach-Obermain sucht Verstärkung

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Die Kulmbacherin Franziska Geyer (Mitte) bei einer Bergrettungsübung am Görauer Anger. Foto: Katrin Geyer
Die Kulmbacherin Franziska Geyer (Mitte) bei einer Bergrettungsübung am Görauer Anger. Foto: Katrin Geyer

Warum die Kulmbacher Bergretter auch im Mittelgebirge oft im Einsatz sind, was sie leisten können und warum es sich lohnt, dort mitzuarbeiten.

Die Bergwacht-Bereitschaft Kulmbach-Obermain wirbt um neue Mitglieder. Warum die Bergwacht nicht nur in den Alpen, sondern auch im Mittelgebirge gefragt ist, welche Aufgaben sie erfüllt und welche Voraussetzungen Neulinge mitbringen sollten, erläutert Franziska Geyer. Die 27-Jährige gehört schon viele Jahre der Bergwacht an und ist mittlerweile als Einsatzleiterin und Ausbilderin aktiv.

BR:Manchmal schmunzeln die Leute, wenn man von der Kulmbacher Bergwacht spricht. Dann kommen so Fragen wie "Was gibt es denn hier für Berge?". Wir fragen auch mal: Was macht die Bergwacht im Mittelgebirge eigentlich?

Franziska Geyer: Die Bergwacht ist keineswegs nur im Hochgebirge gefordert, sondern immer dann, wenn es darum geht, erkrankte oder verletzte Menschen aus unwegsamem Gelände zu retten. Und das ist auch bei uns oft der Fall.

Können Sie uns ein paar Beispiele nennen?

Da war zum Beispiel vor wenigen Wochen die Reiterin, die an einem Steilhang bei Wirsberg gestürzt ist und sich dabei erheblich verletzt hat. Von dieser Stelle kann man mit den herkömmlichen Rettungsmitteln aus dem Rettungswagen die Patientin nicht sicher und schonend abtransportieren. Die Bergwacht hat die Patientin gemeinsam mit den Rettungsdienstlern versorgt, so dass sie im Bergesack mit der Winde des Hubschraubers an eine geeignete Stelle gebracht werden und in den Hubschrauber verladen werden konnte. Oder der Waldarbeiter, der am 3. Oktober bei Wonsees so unglücklich von einem Baum getroffen wurde, dass er schwerste Verletzungen erlitten hat. Ihn haben wir mit der sogenannten Gebirgstrage einen Abhang hinunter zum Rettungswagen transportiert. Wir hatten auch schon den Fall, dass wir einen abgestürzten Gleitschirmflieger aus einem Baum gerettet haben. Und einige von uns waren dabei, als im Winter in Oberbayern viele Dächer von Schnee befreit werden mussten.

Immer wieder liest man, dass die Bergwacht auch bei der Suche nach Vermissten aktiv wird.

Das ist richtig, wenn die Suche im Gelände stattfindet. Wir waren zum Beispiel im Einsatz, als sich vor einigen Wochen ein Mann beim Pilzesammeln im Wald bei Heinersreuth verlaufen hatte, oder als in der letzten Woche bei Sanspareil nach einer vermissten Frau gesucht wurde. Bei solchen Einsätzen sind viele Helfer nötig. Die vermissten Menschen sollen ja so schnell wie möglich gefunden werden.

Wie können Einsatzkräfte der Bergwacht im Ernstfall helfen?

Alle unsere Mitglieder durchlaufen eine gründliche und lange Ausbildung, in der sie die Rettung aus Felswänden, zum Beispiel nach Kletterunfällen, trainieren. Oder sie üben, wie man im Winter Patienten mit dem Akja, einem Rettungsschlitten, von Skipisten abtransportiert. Nach abgeschlossener Grundausbildung kann man sich auch auf bestimmte Bereiche spezialisieren, zum Beispiel auf Höhlenrettung. Erst kürzlich hat am Görauer Anger eine Übung stattgefunden, in der die Rettung aus unterschiedlichsten Situationen mit dem Hubschrauber trainiert wurde. Außerdem haben alle Einsatzkräfte eine umfassende medizinische Ausbildung, so dass sie Verletzte sachgerecht versorgen können.

Das klingt anspruchsvoll....

... was es auch ist. Aber alle Neueinsteiger werden gründlich geschult, so dass bisher jeder, der sich gut vorbereitet hatte, die Prüfung geschafft hat. Es macht ja auch Spaß. Zur Ausbildung gehören unter anderem Klettern, Skifahren, Hubschraubersimulationstraining.

Da sollte es doch kein Problem sein, Nachwuchs zu finden, oder?

Wir sind tatsächlich zur Zeit ganz gut aufgestellt, wünschen uns aber natürlich immer Verstärkung. Es ist ja so, dass von den jungen Leuten oft welche wegen Studium oder Ausbildung zeitlich eingeschränkt sind, oder dass sie irgendwann familiäre Verpflichtungen haben.

Welche Voraussetzungen müssen Neulinge mitbringen?

Wer schon Klettern oder Skifahren kann, ist im Vorteil. Aber Grundvoraussetzung ist es nicht. Man kann das lernen. Auf jeden Fall sollte man Freude an der Bewegung in der Natur haben - auch wenn das Wetter einmal nicht so toll ist. Man sollte gewillt und in der Lage sein, im Team zu arbeiten, und man sollte ein gewisses Gespür für den Umgang mit Menschen in Extremsituationen haben.

Was bringt es, sich bei der Bergwacht zu engagieren?

Man kann anderen Menschen helfen. Man lernt in der Bergwacht viele Dinge, die einen auch im Privaten vorwärtsbringen. In der bergsportlichen Ausbildung lernt man viel, was einem auch auf privaten Touren helfen kann. Man trifft viele nette Leute - und hat dann mit denen oft auch eine Menge Spaß.

Infos zum Neukurs

Kurs Die Bergwacht bietet demnächst einen Neukurs an.

Info-Abend Informationen dazu gibt es am Donnerstag, 31. Oktober, um 19.30 Uhr in der neuen BRK-Geschäftsstelle in Kulmbach am Rot-Kreuz-Platz, gegenüber vom Bahnhof.