Die Zahl der Covid-19-Infektionen im Landkreis steigt und damit auch die Zahl der Corona-Kranken, die im Klinikum behandelt werden müssen.
Bis zum 25. Oktober war es ruhig auf der Corona-Station am Klinikum Kulmbach. Doch mit steigenden Infektionszahlen nimmt seit Wochen nun auch die Zahl der Corona-Fälle zu, die stationär behandelt werden müssen. Im Interview berichtet Geschäftsführerin Brigitte Angermann von der aktuellen Situation am Klinikum, den dort behandelten Fällen und nimmt Stellung zu den Querdenkern.
Frau Angermann, das Landratsamt sprach vor kurzem von einer besorgniserregenden Entwicklung und steigenden Zahlen klinischer Corona-Fälle. Wie ist am Klinikum Kulmbach aktuell die Lage auf der Corona-Station? Wie viele Fälle müssen behandelt werden und wieviele davon intensiv?
Brigitte Angermann: Die Lage auf der Corona-Station ist aktuell gut beherrschbar. Aktuell werden 19 Corona-Fälle behandelt, davon drei intensivmedizinisch.
Wieviele Betten (Intensiv-Betten) stehen auf der Corona-Station überhaupt zur Verfügung und wie hoch ist der Personaleinsatz dort?
Es stehen zwei Corona-Stationen mit insgesamt 66 Betten zur Verfügung. Aktuell ist eine Station in Betrieb. Der Personaleinsatz ist natürlich durch die Schutzmaßnahmen höher als auf einer Normalstation und wird je nach Krankheitsbildern und Anzahl der Patienten bedarfsorientiert angepasst.
Wie viele Beatmungsgeräte stehen am Klinikum zur Verfügung? Werden am Klinikum auch Beatmungs- und Monitorgeräte aus dem strategischen Grundstock, den der Freistaat vorsorglich dezentral bei den Krankenhäusern vorhalten will, gelagert?
Am Klinikum stehen 27 Beatmungsgeräte zur Verfügung, davon vier aus dem strategischen Grundstock des Freistaats Bayern.
Kann man etwas zur Altersstruktur und möglichen Vorerkrankungen der behandlungsbedürftigen Patienten sagen?
Seit Wiederöffnung der Corona-Station am 26. Oktober hatten wir 46 Corona-Patienten im Alter von 19 bis 96 Jahren. Das Durchschnittsalter liegt bei 68 Jahren. Vorerkrankungen, die Herz und Gefäße beziehungsweise die Lunge betreffen - sind aktuell am häufigsten zu beobachten. Fast die Hälfte der Patienten weist eine Lungenentzündung auf. Daneben spielen Krebs-Erkrankungen oder Immunschwäche eine größere Rolle.
Wie ist die aktuelle Situation im Vergleich zum Frühjahr? Sind die behandelten Fälle ähnlich oder gibt es Unterschiede im Verlauf?
Wir haben jetzt deutlich mehr schwerere Fälle mit ausgeprägten Lungenentzündungen. Aufgrund der Therapieerfahrungen können diese heute aber häufiger auf der Normalstation behandelt werden. Bei etwa gleicher Anzahl behandelter Fälle hatten wir im Frühjahr elf Intensivfälle, im Herbst dagegen bisher drei Patienten.
Was bedeutet das Arbeiten auf der Corona-Station für die Mitarbeiter, die dort tätig sind? Wie sieht deren Arbeitsalltag aus?
Die Schutzmaßnahmen stellen natürlich eine zusätzliche Belastung dar. Zum einen müssen sie sehr häufig während einer Schicht durchgeführt werden. Zum anderen müssen sie jederzeit korrekt ausgeführt werden. Dies kostet Zeit, ist aber unabdingbar, um eine Selbstansteckung zu vermeiden. Der Betreuungsbedarf ist zum Teil sehr hoch und die Patienten leiden natürlich insbesondere bei längeren Aufenthalten unter der Isolation. Auf der Station gibt es ein 4-Zonen-Konzept. Je nach Bereich müssen unterschiedliche Hygienevorschriften beachtet werden. Die Mitarbeiter der Corona-Station werden einmal wöchentlich getestet.
Wie stemmt das Klinikum Kulmbach den zusätzlichen Personalbedarf durch die Corona-Situation?
Eine zusätzliche Station zu eröffnen bedeutet natürlich, dass in anderen Bereichen reduziert werden muss. Wir versuchen dies ausgewogen zu verteilen, indem verschiedene Teams im Wechsel für eine längere Zeit auf der Corona-Station eingesetzt werden.
Der Querdenker Bodo Schiffmann hat bei seinem Auftritt auf dem Kulmbacher Marktplatz ja wortwörtlich gesagt: "Es gibt kein Corona, es gibt keine Infektionen oder Übersterblichkeit. Es sterben jetzt lediglich die geburtenstarken Jahrgänge." Was möchten Sie Corona-Leugnern wie diesen sagen?
Die Zahlen am Klinikum Kulmbach und an vielen anderen deutschen Krankenhäusern sprechen eine ganz andere Sprache. Wir sehen Menschen aller Altersgruppen. Auch junge Menschen haben heute in relevanter Anzahl Vorerkrankungen, die ein erhöhtes Risiko darstellen. Die schweren Behandlungsverläufe, die mit dem stationären Aufenthalt oftmals nicht abgeschlossen sind, sondern lange nachwirken, zeigen, dass es sich eben nicht "nur" um eine Grippe handelt. Auch beim Thema Mund-Nasen-Schutz können wir (auch ohne Studien) aus monatelanger Erfahrung für unser Haus sagen: Das Tragen von Mund-Nasen-Schutz hilft und hat uns in den vergangenen Monaten viele Situationen gerettet. So mussten beim Auftreten eines positiven Falls deutlich weniger Menschen als Kontaktperson 1 eingestuft werden. Ansteckungen von Mitarbeitern oder Patienten konnten verhindert werden.
Die Fragen stellte
Christine Fischer.