Montagabend auf der Autobahn zwischen Bamberg und Kulmbach: Der Verkehr rollt. Ich sitze entspannt am Steuer.
Im Kofferraum liegen die Wanderschuhe; irgendwo auf dem Jura will ich noch einen Feierabendspaziergang machen.
Den Würgauer Berg hinauf geht es ohne Probleme. Etliche Lastwagen kriechen auf der rechten Spur. Ich überhole zügig.
Die Steigung ist zuende. Jetzt noch an drei Lastern vorbei, dann sollte die rechte Spur wieder frei sein.
Zu früh gefreut! Fast bin ich schon auf Höhe des ersten Lastwagens, als dessen Fahrer urplötzlich den Blinker setzt, auf die linke Spur zieht und mich zum ziemlich heftigen Abbremsen nötigt.
Kann passieren, denke ich mir. Aber: Wirklich schneller als sein Vordermann ist der nicht. Geschätzte 82 Stundenkilometer gegen vielleicht 79 Stundenkilometer. Zentimeter für Zentimeter für Zentimeter schiebt sich der Sattelzug am Lastwagen auf der rechten Spur vorbei. Und an dem davor natürlich auch noch. Zentimeter für Zentimeter für Zentimeter.
Meine Gelassenheit ist längst hinüber, zumal hinter mir ein wildgewordener AudiFahrer beinahe an meiner Stoßstange klebt und heftig Handzeichen gibt. Vermutlich erwartet er, dass wenigstens ich mich in Luft auflöse - wenn es schon der Sattelzug nicht tut.
Irgendwann hat dieses Drama dann doch ein Ende. Kurz vor der Abfahrt zum Parkplatz "Paradiestal" schert der Sattelzug wieder rechts ein. Blitzschnell bin ich vorbei.
Da sehe ich im Rückspiegel, wie der Lkw-Fahrer erneut den Blinker setzt - und nach rechts auf den Parkplatz abfährt! Meinen Kommentar dazu erspare ich Ihnen. Aus Platzgründen. Aber auch deshalb, weil er nicht zitierfähig war.
Katrin Geyer