Der Pater, Naomi Campbell und 14-Stunden-Tage

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Trotz Bob Geldof auf der Plassenburg hatte Pater Christoph Kreitmeir viele Zuhörer in der Pfarrkirche "Unsere Liebe Frau". Foto: Sonja Adam
Trotz Bob Geldof auf der Plassenburg hatte Pater Christoph Kreitmeir viele Zuhörer in der Pfarrkirche "Unsere Liebe Frau". Foto: Sonja Adam
Pater Christoph Kreitmeir las aus seinem Buch "Sehnsucht Spiritualität".
Pater Christoph Kreitmeir las aus seinem Buch "Sehnsucht Spiritualität".
 
Bernhard Kuhn ließ sich ein Buch von Pater Kreitmeir signieren.
Bernhard Kuhn ließ sich ein Buch von Pater Kreitmeir signieren.
 
Ingeborg Hamisch näht für Syrien und sammelt so für die Franziskanerhilfe.
Ingeborg Hamisch näht für Syrien und sammelt so für die Franziskanerhilfe.
 
 
Pater Kreitmeir hat sichtlich Spaß daran, mit seiner Lesung Menschen an der Kraft des Glaubens teilhaben zu lassen.
Pater Kreitmeir hat sichtlich Spaß daran, mit seiner Lesung Menschen an der Kraft des Glaubens teilhaben zu lassen.
 

Ein 10- bis 14-Stunden-Tag - sieben Tage in der Woche - ist für Pater Christoph Kreitmeir kein Problem. In der Stadtpfarrkirche "Unsere Liebe Frau" verrät er sein ganz persönliches Patentrezept, um das Leben zu meistern.

Schon mit 20 Jahren ist er ins Franziskanerkloster eingetreten. "Viel zu jung", sagt er heute und lacht. Jetzt ist Kreitmeir 52, aber bereut hat er seinen Weg nie. "Wir waren damals zwölf Novizen, aber ich bin der letzte", gibt er zu. Denn auch im klösterlichen Leben gibt es Zweifel, innere Entfernung von der Kirche und vom Glauben.

Im Laufe der Zeit, so der Referent, habe sich gezeigt, dass ihm zwei Bereiche seines Lebens sehr wichtig geworden sind: Spiritualität und das Engagement für Menschen in seelischer und materieller Not. Der Sozialpädagoge und Theologe war jahrelang in der Nichtsesshaften- und Obdachlosenhilfe tätig. "Seit Juni 2005 bin ich nun im Franziskanerkloster Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein tätig. Ich bin Wallfahrtsseelsorger, Hausvikar, also Vertreter des Klosterleiters, Hausökonom, Leiter des Wallfahrtsbüros, und ich betreue das Informationszentrum und die Homepage", berichtet er.


Schriftsteller nebenbei

Bücher schreibt er nebenbei. Außerdem macht er noch psycho-spirituelle Lebensberatung, und hält Vorträge - neben seinen normalen seelsorgerischen Aufgaben. "Ich habe einen 10- bis 14--Stunden-Tag, sieben Tage die Woche. Ich lebe von 60 Euro im Monat und 600 Euro Urlaubsgeld - und bin weit entfernt von Burnout", so Kreitmeir.

Bei seiner Lesung verrät er den Kulmbachern sein Patenrezept. Er habe sich frei gemacht von Schein-Sehnsüchten, die nur auf die Zukunft ausgerichtet seien, oft auch auf materielle Dinge. "Die sorgen dafür, dass die Menschen das Leben verpassen. Sie rauben ihnen Energie und sorgen für Unzufriedenheit und Traurigkeit. Man muss sein Leben ausrichten auf Lebendigkeit", so sein Credo.

An dieser Stelle kommt der Pater plötzlich auf das Top-Model Naomi Campbell zu sprechen. Es wird still in der Kirche. Ja, solch eine Frau würde ihm als Mann schon gefallen. "Aber ehrlich: So eine Zicke würde ich nicht geschenkt wollen", relativiert Kreitmeir sofort seine Aussage und genießt die konsternierten Blicke. Er erzählt von Ausrastern, von psychischen Problemen und sogar von Gewalt des Top-Models. Nein, es ist sinnlos, eine Schein-Sehnsucht nach etwas völlig Unrealistischem, für das die Voraussetzungen fehlen, aufzubauen.

Persönlich hat der Pater seinen Weg gefunden, jeden Tag aufs Neue zu fühlen: "Hier bin ich richtig." In seinen Predigten mische er die Leute auf, "ich packe sie an der Seele - das gibt ihnen Energie zurück".
Noch einen praktischen Tipp hat er: Nicht in Widerständen denken, sondern in Chancen.


"Bin kein Esoteriker"

Der zweite wichtige Begriff ist Spiritualität. Doch damit meint Kreitmeir nicht den Trend-Begriff aus der Esoterik, sondern echte Geistlichkeit im christlichen Sinne. "Auch Begriffe wie Wiedergeburt haben nichts mit dem christlichen Glauben zu tun", erklärt er und warnt vor einem Durcheinander der Begrifflichkeiten.


Katholische Kirche vor Wandel

"Glaube sagt uns nur etwas, wenn wir eine persönliche Beziehung zum Glaubensstifter haben", sagt Kreitmeir. Deshalb ist der Franziskaner überzeugt, dass die katholische Kirche vor immensen Wandlungsprozessen steht. "Die katholische Spiritualität nährt die Menschen nicht mehr, deshalb wird es einen Wandel geben."

Persönlich hat Kreitmeir schon seine persönliche Beziehung zum Glauben gefunden. Er empfiehlt den Menschen Meditation, Ruhegebete und Achtsamkeit - vor allem, um einen Gegenpol gegen die Multi-Tasking-Welt mit ihrer Oberflächlichkeit zu setzen.

Bei der Lesung waren auch Vertreter der Buchhandlung Friedrich zugegen, Außerdem hatte Pater Christoph Kreitmeir Ingeborg Hamisch im Schlepptau. Sie näht für die Syrien-Hilfe der Franziskaner (www.naehen-fuer-syrien.de).