Die CSU sucht den Nachfolger von Karl-Theodor zu Guttenberg. Bei der Nominierung am 24. Januar trifft der Kulmbacher Jörg Kunstmann, der als Plakatkleber bei der JU angefangen hat, auf zwei Gegenkandidaten.
Karl-Theodor zu Guttenberg steht nicht zur Verfügung - die CSU sucht für die Bundestagswahl im September einen neuen Kandidaten. Wenn es nach der Kulmbacher CSU geht, soll Jörg Kunstmann "KT" beerben. Doch der stellvertretende Landrat hat zwei Mitbewerber aus Lichtenfels und Bamberg.
Herr Kunstmann, sind Sie ein mutiger Mann?Jörg Kunstmann: In der Politik muss man Mut haben, sonst kann man nichts erreichen. Und man braucht ein starkes Team im Hintergrund, das ich habe.
Sie trauen sich was, in einer Zeit der Krisen sich um ein Bundestagsmandat zu bewerben.Jede Zeit hat ihre politischen Herausforderungen. Denen stellte ich mich als politischer Mensch. Aber von reinen Krisenzeiten möchte ich nicht sprechen. Wir haben eine gute wirtschaftliche Entwicklung und stabile soziale Systeme.
Wenn wir ehrlich sind und auch mal das Positive sehen, dann stehen Deutschland und Bayern im internationalen Vergleich gut da.
Der Bundestagswahlkreis 240 Kulmbach ist für den CSU-Kandidaten eine Bank. Aber wer auch immer künftig die Region in Berlin vertreten wird, er tritt in große Fußstapfen, die Karl-Theodor zu Guttenberg hinterlassen hat.Er hat mit dem Traumergebnis von 68,1 Prozent das Direktmandat geholt. So was kommt aber sehr selten vor. Karl-Theodor zu Guttenberg ist eine politische Ausnahmeerscheinung mit einer eigenen Strahlkraft. Wir kennen alle seine Verdienste - das würde ich weiterführen wollen und eigene Akzente setzen.
Warum hat man in Kulmbach so lange gewartet, um Sie vorzuschlagen? Hat man geglaubt, "KT" zur Rückkehr bewegen zu können?Das Wichtigste war für uns erst mal die OB-Wahl, darauf haben wir uns konzentriert.
Karl Theodor zu Guttenberg hat sich klar geäußert, dass er für eine Kandidatur nicht zur Verfügung steht. Wir haben aber nach wie vor einen guten Kontakt - ich war ja neun Jahre lang sein Wahlkreisbüroleiter. Wir haben auch telefoniert, und er freut sich über meine Bereitschaft zu kandidieren.
Dabei können Sie gar nicht sicher sein, dass Sie am 24. Januar in Lichtenfels nominiert werden? Es gibt ja zwei Gegenkandidaten. Es wird ein demokratischer Entscheidungsprozess sein mit einer echten Wahlmöglichkeit. Wir drei sind unterschiedliche Personen mit ihren eigenen Lebensläufen. So was belebt die Demokratie, auch parteiintern. Ich kenne Emmi Zeulner aus Lichtenfels gut, Alexander Hummel aus Pettstadt kenne ich von der Parteiarbeit.
Zwischen uns gibt es keinen internen "Wahlkampf", sondern einen fairen Wettbewerb.
Werden Sie in den verbleibenden zwei Wochen verstärkt in Lichtenfels und Bamberg präsent sein, um für sich zu werben?Ich bin durch meine Tätigkeit als Bundeswahlkreisgeschäftsführer und langjähriger Büroleiter von Karl Theodor zu Guttenberg ja in Lichtenfels und in Bamberg nicht ganz unbekannt. Ich konnte dort zahlreiche politische Kontakte und Freundschaften aufbauen. Ich werde an Veranstaltungen in den CSU-Kreisverbänden Lichtenfels und Bamberg teilnehmen und dort das Gespräch suchen.
Gehen wir mal davon aus, dass die Kulmbacher hinter Ihnen stehen: Wie können Sie die anderen Delegierten überzeugen?Vor meiner Kandidatur bin ich von vielen aus unserem Kreisverband angesprochen und motiviert worden, mich der Wahl zu stellen.
Deswegen hoffe ich natürlich auf die Unterstützung der Kulmbacher Delegierten. Die anderen sehen, dass ich - angefangen vom Plakatkleber bei der JU bis zum zum Stellvertreter des Landrats - langjährige politische Erfahrung habe, dass ich mir ein Netzwerk in Politik, Wirtschaft und Verwaltung auf gebaut habe und dass ich ein Stück Lebenserfahrung als zweifacher Familienvater mitbringe.
Sie sind ein profilierter Kommunalpolitiker und könne auf Ihre Erfahrung in Stadtrat und Kreistag bauen. Reicht das für den Bundestag?Das Wichtigste für einen Volksvertreter ist, dass man die Anliegen der Menschen vor Ort kennt, deren Ideen aufnimmt und sich mit Nachdruck dafür einsetzt. Man muss an der Basis verwurzelt sein.
Ich habe in meinen bisherigen Funktionen gelernt, Verantwortung zu tragen - da ist die Tätigkeit an der Basis mit der auf höherer Ebene durchaus gleichzusetzen.
Was sagt Ihre Familie zu Ihren politischen Ambitionen?Meine Frau und meine beiden Kinder unterstützen mich. Es gibt ja auch moderne Technik, mit der man größere Distanzen überwinden kann - Stichwort skypen.
Eine "Königin" und ein IT-Fachmann Die Nominierung des CSU-Bundestagskandidaten verspricht spannend zu werden. Neben Jörg Kunstmann treten zwei weitere Bewerber bei der Delegiertenversammlung am 24. Januar in Lichtenfels an. Der Kulmbacher bekommt Konkurrenz von einer "Königin" und von einem IT-Fachmann.
Die CSU Lichtenfels schickt Emmi Zeulner (25) ins Rennen, die 2006 Korbstadtkönigin gewesen ist.
Die gelernte Krankenschwester studiert derzeit Volkswirtschaft mit Schwerpunkt Sprachen an der Uni Bamberg. Sie gehört dem Stadtrat und dem Kreistag in Lichtenfels an.
Dritter im Bunde ist Alexander Hummel (33), den der CSU-Kreisverband Bamberg-Land erst am Donnerstag benannt hat. Der Diplom-Informatiker arbeitet an der Virtuellen Hochschule Bayern. In Pettstadt ist er CSU-Ortsvorsitzender und Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat.
160 Delegierte Im Bundestagswahlkreis 240 Kulmbach sind 172 000 Einwohner wahlberechtigt. Sie leben in den Landkreisen Kulmbach und Lichtenfels sowie in 21 Städten und Gemeinden des nördlichen Landkreises Bamberg - von Baunach und Bischberg bis Scheßlitz und Stadelhofen. Im Lichtenfelser Stadtschloss entscheiden 160 Delegierte - 53 aus Kulmbach, 52 aus Lichtenfels und 55 aus Bamberg - über den CSU-Bundestagskandidaten.