Der Hochwasserschutz an der Flutmulde ist fertig

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Der Weiße Main (in diesem Bereich die neu gestaltete Flutmulde) trennt den Stadtteil Blaich (rechts) von der Innenstadt. Foto: Michael Stocker/Wasserwirtschaftsamt Hof
Der Weiße Main (in diesem Bereich die neu gestaltete Flutmulde) trennt den Stadtteil Blaich (rechts) von der Innenstadt. Foto: Michael Stocker/Wasserwirtschaftsamt Hof
Ein 80 Meter langer Hochwasserschutz aus Spundwänden wurde als Lückenschluss in der Blaich gebaut. Foto: Michael Stocker/Wasserwirtschaftsamt Hof
Ein 80 Meter langer Hochwasserschutz aus Spundwänden wurde als Lückenschluss in der Blaich gebaut. Foto: Michael Stocker/Wasserwirtschaftsamt Hof
 
Aus der Luft sieht man die Ausmaße der Erdbewegungen in der Flutmulde. Foto: Michael Stocker/Wasserwirtschaftsamt Hof
Aus der Luft sieht man die Ausmaße der Erdbewegungen in der Flutmulde. Foto: Michael Stocker/Wasserwirtschaftsamt Hof
 
Auf diesem Plan sieht man, welche Bauabschnitte in Sachen Hochwasserschutz schon umgesetzt wurden, und welche Arbeiten noch anstehen. Grafik: Wasserwirtschaftsamt Hof
Auf diesem Plan sieht man, welche Bauabschnitte in Sachen Hochwasserschutz schon umgesetzt wurden, und welche Arbeiten noch anstehen. Grafik: Wasserwirtschaftsamt Hof
 
Die Flutmulde wurde aus ihrem Betonbett befreit und in eine Auenlandschaft verwandelt. Foto: Christine Fischer
Die Flutmulde wurde aus ihrem Betonbett befreit und in eine Auenlandschaft verwandelt. Foto: Christine Fischer
 
Der Weiße Main darf nun wieder natürlich mäandern. Foto: Christine Fischer
Der Weiße Main darf nun wieder natürlich mäandern. Foto: Christine Fischer
 
Auch der Zuweg zum Flutmuldendamm wurde neu gestaltet. Foto: Christine Fischer
Auch der Zuweg zum Flutmuldendamm wurde neu gestaltet. Foto: Christine Fischer
 
Mit reiner Handarbeit wurde die Flutmulde in den 1930er Jahren ausgehoben. Foto: Stadtarchiv
Mit reiner Handarbeit wurde die Flutmulde in den 1930er Jahren ausgehoben. Foto: Stadtarchiv
 
Vor dem Bau der Flutmulde ein übliches Bild: Hochwasser überflutet das Tal des Weißen Mains. Foto: Stadtarchiv
Vor dem Bau der Flutmulde ein übliches Bild: Hochwasser überflutet das Tal des Weißen Mains. Foto: Stadtarchiv
 

Der Hochwasserschutz an der Flutmulde ist fertig. Das sollte am Donnerstag groß gefeiert werden, doch wegen Corona wurde die Einweihung abgesagt.

Die Anwohner der Flutmulde in der Blaich und in Petzmannsberg werden sich noch mit Schrecken an das große Hochwasser im Mai 2006 erinnern. Damals zeigte sich: die Standsicherheit der Deiche und ihre Höhe waren ungenügend. Es bestand Handlungsbedarf.

Nach Jahren der Planung und Bauarbeiten wurden die Hochwasserschutzanlagen am Weißen Main im Bereich der Blaich nun fertiggestellt. Am Donnerstag sollte eigentlich eine feierliche Einweihung mit Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) stattfinden. Die wurde nun aber aufgrund der aktuellen Corona-Situation kurzfristig abgesagt. Ein Blick auf das Jahrhundertprojekt Hochwasserschutz Kulmbach, das noch weitere Bauabschnitte in den nächsten Jahren nötig macht, lohnt sich aber in jedem Fall.

13 Millionen Euro haben die Hochwasserschutzanlagen an der Flutmulde für die Blaich (einschließlich Grunderwerb) gekostet - der gesamte Hochwasserschutz für Kulmbach wird vom Wasserwirtschaftsamt Hof mit 20 Millionen Euro veranschlagt. Die Europäische Union fördert das Projekt mit 50 Prozent, einen Großteil der Investitionssumme übernimmt der Freistaat, der Eigenanteil der Stadt Kulmbach liegt bei 450 000 Euro.

Die Arbeiten an der Flutmulde begannen 2014. Der Weiße Main wurde aus seinem Betonbett befreit, es entstand eine großzügige Auenlandschaft, durch die das Wasser wieder in natürlichen Bögen mäandern darf. Geschaffen wurde damit eine neue große Rückhaltefläche, die im Hochwasserfall zu einer zeitlichen Verzögerung und Abminderung der Flutwelle führt. Der Damm wurde erhöht und verstärkt, Spundwände wurden elf Meter tief in den Boden getrieben. Gebaut wurden außerdem ein neues Pumpwerk und Regenüberlaufbecken.

Im zuletzt fertiggestellten Bauabschnitt im Bereich der Purbach wurden die letzten rund 80 Meter der insgesamt 650 Meter langen Hochwasserschutzmauer entlang der Flutmulde errichtet. Ohne diesen Lückenschluss hätte auch die restliche Mauer keine Schutzfunktion gehabt, Hochwasser hätte in die Blaich fließen können.

Ebenso wurde der unterste Teilabschnitt des Purbach-Stauraumkanals auf einer Länge von 140 Metern fertiggestellt. Die bislang vorhandene Rohrleitung war bei Hochwasser zu klein, und der Purbach hätte bei einem lokalen Starkregen dann ebenfalls zu Überflutungen der Blaich führen können. Von 2018 bis 2020 wurde an diesem letzten Bauabschnitt von Seiten der Hofer Behörde gearbeitet. "Die Anwesen sind nun bis zu einem 100-jährlichen Hochwasser geschützt", so das Wasserwirtschaftsamt. Ein Restrisiko für extreme Hochwasserereignisse bleibe jedoch immer.

Das muss noch gemacht werden

Die weiteren Arbeiten, die nun noch im Bereich der Purbach nötig sind, fallen in den Zuständigkeitsbereich der Stadt Kulmbach. Die Fertigstellung des Purbach-Rahmendurchlasses mit der Umgestaltung der Kreuzung am Fuße des Krankenhausbergs - dort soll ein Kreisverkehr entstehen - wird noch bis 2022 dauern. Oberhalb der Blaich ist außerdem ein Abfanggraben für Hangwasser geplant (Bauzeit circa 2021 bis 2022).

Auch im Bereich der Dobrach in Metzdorf/Petzmannsberg muss noch am Hochwasserschutz gearbeitet werden. Ziel ist es, auch den Rückstaubereich der Dobrach vor einem 100-jährlichen Hochwasser zu schützen. Diese Arbeiten sollen von 2023 bis 2025 durchgeführt werden.

Die Flutmulde wurde in den 1930er Jahren von Hand ausgehoben

Der Bau der Flutmulde in den 1930er Jahren war ein Jahrhundertprojekt der Stadt Kulmbach. Pläne, im Tal des Weißen Mains einen Kanal als Hochwasserschutz zu bauen, gab es bereits Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem verheerende Überflutungen immer wieder - zum Teil mehrmals im Jahr - die Stadt Kulmbach heimgesucht und massive Schäden angerichtet hatten.

360 Arbeiter

1922 stellte die Stadt einen Antrag auf Hochwasserfreilegung des gesamten Maintails. 1928 gründete sich eine Genossenschaft betroffener Grundstückseigentümer und beschloss, zusammen mit der Stadt Kulmbach das Projekt anzugehen Am 1. Oktober 1932 wurde mit den Arbeiten begonnen. Durchschnittlich 360 Arbeiter waren drei Jahre lang damit beschäftig, die vier Kilometer lange Flutmulde (von Hand) auszuheben, einen Damm zu bauen und den Mühlkanal im Stadtgebiet zu sanieren.

Von der Gemeindegrenze Kulmbach-Ködnitz bis zum Stauweiher des Burghaiger Kraftwerks wurde so die Möglichkeit geschaffen, 350 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abzuführen. Mit dem Bau der Flutmulde wurde insgesamt eine 220 Hektar große Fläche hochwasserfrei gemacht.

Zwei Millionen Reichsmark

Zwei Millionen Reichsmark hat das Jahrhundertprojekt gekostet - schon für die damalige Zeit eine stolze Summe (zum Vergleich: die Flasche Bier auf der Baustelle damals kostete 23 Pfennig).