Kulmbacher Pflegedienst wurde der Anschluss gekappt

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Anja Vierthaler ist verzweifelt: Das Telefon geht nicht, und auch der Internet-Anschluss ist gekappt.
Anja Vierthaler ist verzweifelt: Das Telefon geht nicht, und auch der Internet-Anschluss ist gekappt.

Der Pflegedienst Vierthaler hat seit Anfang Juni weder Telefon- noch Internetanschluss. Anja Vierthaler ist sauer auf die Telekom.

Seit Anfang Juni ohne Telefonanschluss, ohne Internet-Verbindung - was für viele Privatleute eine Horror-Vorstellung ist, ist für eine Firma eine Katastrophe. "Wir sind verzweifelt", sagt Anja Vierthaler, die mit ihrem Mann Jürgen den Kulmbacher Pflegedienst Vierthaler betreibt. Anja Vierthaler ist sauer. Sauer auf die Telekom, die, so erklärt sie, ihre Firma im Stich lasse.


Keine neuen Patienten

Seit der Umstellung auf die Internet-Telefonie am 3. Juni sei man in Sachen Telefonie wie auch Datenübertragung von der Außenwelt abgeschlossen. "Da wurde irgendeine Leitung gekappt", sagt Anja Vierthaler, die deutlich macht, welch ärgerliche Auswirkungen das für ein Unternehmen hat. Die Überleitung eines Patienten vom Klinikum an den Pflegedienst erfolge normalerweise über den Datenaustausch per Fax. "Das geht aber nicht. Und da das Internet auch nicht funktioniert, können die Daten auch nicht per E-Mail versandt werden." Die Folge: "Wir müssen für so was ins Klinikum fahren und verplempern so auf der Straße Zeit."

"Kein Anschluss unter dieser Nummer" - die Ansage vom Band hören alle, die derzeit die Telefonnummer des Kulmbacher Pflegedienstes wählen. Auch für neue Patienten, die sich selber melden, sei man nicht erreichbar, klagt Anja Vierthaler. Neue Kunden könne man derzeit nicht gewinnen. Der Supergau sei gewesen, als an einem Tag das Mobilfunknetz zusammengebrochen sei. "Da waren wir nicht mal für die Notruf-Zentrale zu sprechen."


Rechnungen stapeln sich

Was die Firma trifft: Rechnungen mit einem Gesamtwert von über 15 000 Euro stapeln sich im Büro. Der Datenaustausch erfolge da nach einer Vorgabe der Krankenkassen über das Internet und nicht per Post. "Würden wir die Rechnungen mit der Post verschicken, würden uns fünf Prozent Abzug drohen", erläutert Anja Vierthaler.


Es geht um Schadensersatz

Die Kulmbacherin hat sich inzwischen an die Medien ("Auch an die Bild-Zeitung") gewandt, die Bundesnetzagentur für Telekommunikation als Beschwerdestelle und eine Rechtsanwaltskanzlei eingeschaltet.
"Da geht es inzwischen auch um Schadenersatz-Forderungen", sagt Anja Vierthaler, die hofft, dass sie bei der Telekom nicht mehr nur in der Warteschleife landet ("Unser Ansprechpartner ruft nicht zurück"), sondern die Probleme endlich behoben werden.


Das sagen Verbraucherschützer

Dem Kulmbacher Pflegedienst geht es offenbar wie vielen Telekom-Kunden. Wie die Verbraucherzentrale Bayern mitteilt, ist ein Stolperstart bei der Umstellung von Festnetzanschlüssen auf Internet-Telefonie keine Seltenheit.
In einer Umfrage hätten viele Kunden bemängelt, dass die neue Technik nicht einwandfrei funktioniere, und über mehrfache und lang andauernde Ausfälle der Verbindung geklagt. "Drei Viertel der Befragten mussten sich an den jeweiligen Kundenservice wenden. Hier wurde zum einen die schlechte Erreichbarkeit der Hotline kritisiert. Zudem wurde das Anliegen meist entweder erst nach mehrmaliger Aufforderung oder gar nicht erfolgreich bearbeitet", berichten die Verbraucherschützer.


Telekom: Systemfehler

Dass das Problem durch einen Systemfehler entstanden ist, sagt die Telekom auf Nachfrage unserer Zeitung. Man habe inzwischen mit der Kundin gesprochen und für die entstandenen Unannehmlichkeiten um Entschuldigung gebeten. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, das Problem zufriedenstellend zu lösen. Im ersten Schritt haben wir mit der Kundin nun vereinbart, dass sie eine Datenkarte und einen Stick für die Datenübermittlung erhält", heißt es aus der Pressestelle.

Anja Vierthaler wundert sich, dass die Telekom erst auf ihren Hinweis auf die mögliche Zwischenlösung gekommen ist. Diese stellt sie aber nicht zufrieden: "Ich erwarte, dass die Telekom den Systemfehler endlich behebt."