Die Patronin der Katholischen Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau wird oft übersehen. Sie schwebt über dem Kirchenraum. Aber sie ist nicht immer dort oben gewesen - ein Fall von Recycling unterm Kirchendach.
Um die Patronin der Katholischen Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau zu benennen, muss niemand dreimal raten: Es ist die Gottesmutter Maria. Sie in der Kirche allerdings auch zu entdecken, ist ungleich schwieriger.
Wer das Gotteshaus betritt, hat die Kirchenpatronin nicht gleich im Blick. Im Gegenteil, man übersieht die Figur gerne, die in zehn Metern Höhe überm Altarraum schwebt. Aber die Madonna in barocker Anmutung, die das Jesuskind im Arm hält, ist nicht immer dort oben gewesen.
Ursprünglich keine Marienfigur Die nach Plänen von Bruno Specht ("Seinerzeit der Stararchitekt der Katholiken in Bayern", so Kreisheimatpfleger Ruprecht Konrad) erbaute neugotische Basilika (1892 - 1894) kommt ursprünglich ohne Kirchenpatronin aus. An ihrer Stelle hängt damals ein Kronleuchter, den es heute - wie auch die Kanzel - nicht mehr gibt.
Erst ab den fünfziger Jahren tritt die Muttergottes auf den Plan. Geistlicher Rat und Stadtpfarrer Johannes Popp spendiert der - zwischenzeitlich auch farbig ausgemalten - Kirche eine Rosenkranzmadonna im Barockstil. Strahlenkranz und Sternenhimmel ums Haupt sowie unten die Mondsichel; dazu eine barocke Verzierung mit Rosenkranz und drei kleinen Engeln. Die Kulmbacher Maria erinnert an die Volkacher Madonna im Weingarten.
Was man heute sieht, ist ähnlich - aber nicht mehr dieselbe Gottesmutter. Was wir erleben, ist ein Fall von Recycling unterm Kirchendach. Kreisheimatpfleger Konrad erkennt mit dem geschulten Expertenblick des promovierten Historikers sofort, was passiert ist: Die hölzerne Figur ist umgearbeitet worden. Die Muttergottes steht nun auf der Weltkugel und hält plötzlich das Jesuskind in ihren Armen. Konrads messerscharfer Beobachtung entgeht es nicht, dass der neugeborene Christus vorher einer der drei Putti zu Füßen Marias gewesen ist.
"Nicht reingepasst" Stimmt alles, räumt der frühere Pfarrer Georg Ochsenkühn ein. Die Veränderungen sind im Zuge der Kirchensanierung 1986 passiert. "Die Muttergottes und ihr barocker Stil haben nicht in unserer Kirche reingepasst", so der langjährige Pfarrer.
Ochsenkühn legt allerdings Wert auf die Feststellung, dass es sich nicht um eine echte barocke und wirklich wertvolle Figur handelt, sondern um die Arbeit eines Staffelsteiner Bildschnitzers aus dem 20. Jahrhundert. Daher sei man nach Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Architekten darangegangen, die Gottesmutter von ihrem barocken Habitus zu befreien. "Das hat ein Künstler aus dem Landkreis Bamberg gemacht", sagt der frühere Stadtpfarrer und betont: "Seitdem passt die Figur besser rein in die Kirche."