Dagmar Keis-Lechner will für die Grünen den Chefsessel im Rathaus erobern. Radio Plassenburg und der BR stand sie am Abend Rede und Antwort.
Kurz vor Beginn der Livesendung wirkt sie gelöst. Die rheinische Frohnatur scherzt mit ihren Begleitern, die in die Kantine der Mediengruppe Oberfranken gekommen sind. Als Bezirkstagsvizepräsidentin und Kreisrätin ist sie es gewohnt, in Mikrofone zu sprechen. Dagmar Keis-Lechner ist die erste in der Runde der vier Kandidaten, die sich beim Wahltalk zur OB-Wahl in Kulmbach von Radio Plassenburg und Bayerischer Rundschau gestern Abend nicht nur den Fragen von Programmleiter Markus Weber und Redaktionsleiter Alexander Müller stellt, sondern auch jenen von Hörern und Lesern.
Dass bei einer Vertreterin der Grünen der Begriff "Klima" überproportional häufig vorkommt, dürfte nicht verwundern. Aber die 55-Jährige differenziert: Sie wolle, "dass wir das mit dem Klimaschutz für die nächste Generation nicht vermasseln", aber auch, dass diese existenzielle Frage für die Gesellschaft nicht zum Spaltpilz wird. "Die Klimakrise erfordert ein Mitwirken aller."
Die gelernte Abfall- und Umweltberaterin sieht in ihrer Kandidatur für den Chefposten im Rathaus die Chance, in Kulmbach an ökologischen Stellschrauben zu drehen. Wie das gelingen soll in einer Kleinstadt? Das habe nichts mit der Größe zu tun, entgegnet die Kandidatin; aber es sei angesichts der Vorhersagen der Wissenschaft und der bereits spürbaren Entwicklungen höchste Zeit. Als Startpunkt sozusagen wolle sie in Kooperation mit anderen zunächst den Ist-Stand des CO2-Fußabdrucks der Stadt ermitteln. "Aus der Bilanz, wo man steht, entwickelt sich die Vision, den ökologischen Rucksack zu verringern und daraus messbare Ziele mit entsprechenden Maßnahmen abzuleiten."
Konkret heißt das etwa für den Bereich regenerative Energien, deren Ausbau voranzutreiben. Aktuell fließen sieben Prozent Ökostrom durch das Netz der Stadt. "Wir sind, was das angeht, mit dem Solarpotenzialkataster für Photovoltaik auf den Dächern schon einen großen Schritt vorangekommen", sagt die 55-Jährige. In Sachen Energie hat sich die Grüne den Energienutzungsplan der Stadtwerke und ferner das integrierte Klimaschutzkonzept des Landkreises vorgenommen.
Aus der "Stadt im Grünen" soll unter ihr als Oberbürgermeisterin eine "grüne Stadt" werden. Wie die aussähe? "Wenn es so heiße Sommer hat wie die vergangenen, wird es in der Stadt schnell sehr heiß. Dazu ist Grün das beste Gegenmittel und bindet außerdem CO2." Es gäbe aber durchaus noch mehr grüne Oasen zu erschließen. So ließe sich nach dem Abriss des Kaufplatzes von dort über die Stadthalle bis zum Grünzug eine "grüne Achse" einrichten.
Im Stadtbild würde sich unter ihrer Regie dahingehend etwas ändern, "dass wir viele Fußgänger und Radfahrer sehen". Historische Bauten sollten als solche erhalten und erkennbar bleiben. "So viel Schönheit auf einem Fleck kenne ich von mir daheim aus Nordrhein-Westfalen eigentlich gar nicht. Dieses Schmuckkästchen sollten wir uns alle bewahren."
Dazu gehöre auch, die Innenstadt nicht allein für den Autoverkehr attraktiv zu machen. Sie selber beteiligte sich an der "Bürgerwerkstatt Fahrrad". Die Leute fragten sich nun, was aus den rund 250 Eingaben wird. "Ich finde das schade, wenn so etwas verpufft." Geradezu als gefährlich empfinde sie das Altstadtpflaster. "Es mag schön anzusehen sein - für Radler ist es eine Katastrophe."