Crystal Speed statt Chips und Zigaretten

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Vor gut einem Jahr hat die Polizei bei einer Großrazzia in Bayreuth mehrere Dealer dingfest gemacht. Einige der Drahtzieher wurden im Herbst des vergangenen Jahres verurteilt. Als "Nachzügler" muss sich seit Dienstag ein 42-jähriger Berufskraftfahrer vor dem Landgericht verantworten.

Der Mann soll mehrfach Crystal Speed aus Tschechien nach Deutschland eingeführt und gewinnbringend weiterverkauft haben. Neben einiger kleinerer Fälle geht es auch um zwei Mal zehn Gramm, die er an einen szenebekannten 57-Jährigen vertickt haben soll. Dieser Käufer, der eine Art Schlüsselstellung eingenommen hatte, wurde im November zu fünf Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der jetzt angeklagte 42-Jährige einen schwungvollen Handel getrieben hat, um seine eigene Sucht zu finanzieren.

"Nein, so war es nicht", sagte der Angeklagte zum Prozessauftakt. Nach dem mehrfachen Entzug seiner Fahrerlaubnis und dem damit verbundenem Verlust seines Jobs habe er kein Geld gehabt, aber ein teures Arbeitsgerichtsverfahren und hohe Unterhaltsforderungen bewältigen müssen. Hinzugekommen sei die Finanzierung seiner eigenen Sucht.
Deshalb habe er sich auf ein einziges größeres Geschäft eingelassen, bei dem er in einer Spielothek sechseinhalb bis sieben Gramm Crystal von einem ihm nicht namentlich bekannten Mann erworben habe. Das Gift habe er auf zehn Gramm gestreckt und es dem "Langen" verkauft, wie der 57-Jährige in der Szene hieß.

"Dann hätte ich ja Geld gehabt"

Knapp 400 Euro will er dabei verdient haben. Ein zweites Geschäft habe er von sich aus abgebrochen. "Hätte ich wirklich mit Crystal gehandelt, dann hätte ich ja Geld gehabt", beteuerte der Angeklagte. So aber habe er sogar seinen ehemaligen Anwalt angepumpt. Lediglich zum Eigenkonsum habe er von dem 57-Jährigen insgesamt neun bis zehn Mal jeweils zwischen 0,3 und 0,4 Gramm erworben. Bezahlt will der Mann dafür jeweils so um die 50 Euro haben.

Bei einer weiteren Fahrt nach Tschechien hatte der Angeklagte nach eigener Aussage lediglich Zigaretten und Chips erworben. Bei einer Kontrolle wurden allerdings knapp acht Gramm Crystal entdeckt. Das stamme von einem Bekannten, der mitgefahren war, nicht von ihm stellte der Angeklagte klar. Ihm sei völlig schleierhaft, warum die Beamten den Besitz des Rauschgifts ihm in die Schuhe schieben wollten.

"Keine Ahnung"

Der Bekannte widersprach heftig: "Keine Ahnung, wo das Tütchen herkam, ich hatte damit jedenfalls nichts zu tun", so der 37-jährige Bayreuther.

Der 57-Jährige und dessen 21 Jahre junge Freundin bestätigten in ihren Zeugenaussagen die Angaben des Angeklagten. Der "Lange" wurde aus der JVA Amberg vorgeführt, die junge Frau aus dem Bezirksklinikum. Selbst die zehn Gramm, die er vom Angeklagten aufgekauft hatte, seien praktisch wertlos gewesen, sagte der Zeuge. "Das Zeug war extrem gestreckt und eher zum Wegschmeißen als zum Konsumieren."
Der Prozess wird fortgesetzt.