"Bumerang" bringt die Grabkammer ins "Baumann"

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Julia Weiß und Vanessa Söldner, tief versunken in kollektiven Visionen.Werner Reißaus
Julia Weiß und Vanessa Söldner, tief versunken in kollektiven Visionen.Werner Reißaus
"Bumerang" begeistert: von links Jörg Weißmann als Baron Karl von Klenk, Silvan Wagner als Dr. Michael Fegelein, Julia Weiß als Eva von Klenk in "Spe" und Vanessa Söldner als Ruth Stein.
"Bumerang" begeistert: von links Jörg Weißmann als Baron Karl von Klenk, Silvan Wagner als Dr. Michael Fegelein,  Julia Weiß als Eva von Klenk in "Spe" und Vanessa Söldner als Ruth Stein.
 
Die bereits verstorbene Mutter (Anna-Lisa Vorbrugg) von Baron Karl von Klenk taucht am Schluss auch noch als Mumie auf.
Die bereits verstorbene Mutter (Anna-Lisa Vorbrugg) von Baron Karl von Klenk taucht am Schluss auch noch als Mumie auf.
 

Mit der "Silvesterpyramide" feierte die fränkische Theatergruppe "Bumerang" am Samstag im "Das Baumann" eine sehenswerte Premiere.

Mit der "Silvesterpyramide" feierte die fränkische Theatergruppe "Bumerang" am Samstag im "Das Baumann" eine sehenswerte Premiere, die einen besseren Besuch verdient gehabt hätte. Es ist eine Tragikomödie, die noch drei Mal im "Das Baumann" gezeigt wird und in der Silvan Wagner, der als Dr. Michael Fegelein auftritt, Regie führt.

Der Patriarch ist Geldgeber

In dem Stück feiern die Archäologen Dr. Fegelein und Ruth Stein (Vanessa Söldner) Silvester 1929 zusammen mit ihrem Finanzier Baron Karl von Klenk (Jörg Weißmann) und seiner Verlobten Eva von Klenk in "Spe" (Julia Weiß) den Geburtstag der mehr als berührten Eva, und auch die Tatsache, dass die Grabkammer der Pharaonin Meritaton Judith oder Dalila (Franziska Engel) völlig unberührt ist. Während die emanzipatorische Ruth den Beweis weiblicher Herrschaft im alten Ägypten mehr oder weniger frenetisch feiert, agiert der opportunistische Michael geschickt mit seinem äußerst patriarchalen Geldgeber, Baron von Klenk, der allein schon durch seine äußeres Erscheinungsbild einem Patriarchen alle Ehre machte.

Ägypten als private Kolonie?

Der Baron überlegt, wie er Ägypten zu einer privaten Kolonie machen kann, und seine etwas unbedarfte Verlobte Eva hat ihre Erstbegegnung mit der ägyptischen Kultur und einem weiblichen Lebensentwurf, der sich nicht über Frisuren und Make-up hinaus definiert.

Tödliche Bedrohung

Ein anfangs nur leicht unangenehmer Geruch entpuppt sich als tödliche Bedrohung, denn die Mumie dünstet ein halluzinogenes Gas aus, das allen auf der Bühne kollektive Visionen beschert. Dabei erscheinen auch noch die Jugendliebe Ruths, Paula (Eva Wagner), Meritaton höchstpersönlich und die bereits gestorbene Mutter Karls (Anna-Lisa Vorbrugg). In dem Stück trafen völlig unterschiedliche Lebensentwürfe in der Zeit der Ägyptomanie am Vorabend des Dritten Reiches aufeinander, noch dazu in einer Grabkammer. Es wurde das Gefühl zwischen Hoffnungslosigkeit und der Hoffnung selbst widergespiegelt, was ein klein wenig auch den Rechtsruck in der Gesellschaft aufzeigen sollte.