Mit der "Silvesterpyramide" feierte die fränkische Theatergruppe "Bumerang" am Samstag im "Das Baumann" eine sehenswerte Premiere.
Mit der "Silvesterpyramide" feierte die fränkische Theatergruppe "Bumerang" am Samstag im "Das Baumann" eine sehenswerte Premiere, die einen besseren Besuch verdient gehabt hätte. Es ist eine Tragikomödie, die noch drei Mal im "Das Baumann" gezeigt wird und in der Silvan Wagner, der als Dr. Michael Fegelein auftritt, Regie führt.
Der Patriarch ist Geldgeber
In dem Stück feiern die Archäologen Dr. Fegelein und Ruth Stein (Vanessa Söldner) Silvester 1929 zusammen mit ihrem Finanzier Baron Karl von Klenk (Jörg Weißmann) und seiner Verlobten Eva von Klenk in "Spe" (Julia Weiß) den Geburtstag der mehr als berührten Eva, und auch die Tatsache, dass die Grabkammer der Pharaonin Meritaton Judith oder Dalila (Franziska Engel) völlig unberührt ist. Während die emanzipatorische Ruth den Beweis weiblicher Herrschaft im alten Ägypten mehr oder weniger frenetisch feiert, agiert der opportunistische Michael geschickt mit seinem äußerst patriarchalen Geldgeber, Baron von Klenk, der allein schon durch seine äußeres Erscheinungsbild einem Patriarchen alle Ehre machte.
Ägypten als private Kolonie?
Der Baron überlegt, wie er Ägypten zu einer privaten Kolonie machen kann, und seine etwas unbedarfte Verlobte Eva hat ihre Erstbegegnung mit der ägyptischen Kultur und einem weiblichen Lebensentwurf, der sich nicht über Frisuren und Make-up hinaus definiert.
Tödliche Bedrohung
Ein anfangs nur leicht unangenehmer Geruch entpuppt sich als tödliche Bedrohung, denn die Mumie dünstet ein halluzinogenes Gas aus, das allen auf der Bühne kollektive Visionen beschert. Dabei erscheinen auch noch die Jugendliebe Ruths, Paula (Eva Wagner), Meritaton höchstpersönlich und die bereits gestorbene Mutter Karls (Anna-Lisa Vorbrugg). In dem Stück trafen völlig unterschiedliche Lebensentwürfe in der Zeit der Ägyptomanie am Vorabend des Dritten Reiches aufeinander, noch dazu in einer Grabkammer. Es wurde das Gefühl zwischen Hoffnungslosigkeit und der Hoffnung selbst widergespiegelt, was ein klein wenig auch den Rechtsruck in der Gesellschaft aufzeigen sollte.