Bürgermeister Martin Bernreuther liegt die Entwicklung des Thurnauer Ortskerns besonders am Herzen. Wir haben mit Bernreuther über seine Ziele und Wünsche befragt und auch die Meinung der Fraktionssprecher über den neuen Bürgermeister eingeholt. Dazu gibt es ein Video-Interview mit Bernreuther.
Dass das Tagesgeschäft so viel Zeit kostet, das hat Martin Bernreuther doch etwas überrascht. "Das ist wesentlich umfangreicher als anfangs gedacht", sagt der neue Thurnauer CSU-Bürgermeister, wenn er auf die ersten 100 Tage im Amt zurückblickt.
17 Uhr werde es meist, bevor es ruhiger wird im Rathaus und er sich den längerfristigen Aufgaben widmen könne - wie der Gemeindeentwicklung. Das ist das große Thema für den 36-Jährigen, hier gerät er ins Schwärmen, wenn er vom historischen Ortskern spricht, "von dem Thurnau lebt und zehrt." Vom beeindruckenden Schloss-Ensemble, das als Thurnauer Wahrzeichen gilt "und das uns abhebt von anderen Gemeinden".
Entwicklungskonzept soll her
"In den kommenden Jahren werde ich alles versuchen, Leben in den Ortskern zu ziehen und alle, die dort investieren wollen, in ihrer Überzeugung zu stärken", betont der
Kommunalpolitiker. Derzeit sei man dabei, ein Entwicklungskonzept für den Platz am ehemaligen Rathaus zu erstellen - auch mit Blick auf die Pläne der Sparkasse Kulmbach-Kronach, dort einzuziehen. "Klar, da muss das Umfeld stimmen", weiß Bernreuther.
Den Bürgermeister freut es auch, wenn Investitionen von Privatleuten ausgehen - wie die Wiedereröffnung der Schlossbräu und die Renovierung des ehemaligen Polizeigebäudes.
Doch damit nicht genug. Ein weiteres Ziel von Martin Bernreuther ist die Erschließung eines Wohnbaugebiets. "Hier wurden schon Gespräche mit verschiedenen Leuten geführt. Ich bin guter Dinge, dass wir im Herbst damit vorankommen", gibt er sich zuversichtlich.
Stichwort Wohnraum: Im Wahlkampf war dem 36-Jährigen vorgeworfen worden, nicht in Thurnau zu wohnen. Das wird sich bald ändern. "Wir haben eine Wohnung gefunden", sagt er. Der Vormieter sei derzeit dabei auszuziehen.
Der Einzug von Bernreuther soll in den nächsten Wochen folgen.
Was Thurnau wie viele andere ländliche Gemeinden natürlich bewegt, ist das schnelle Internet. "Hier ist es uns gelungen, die Förderung von 80 auf 90 Prozent zu erhöhen, was ungefähr 90.000 Euro ausmacht", freut sich Bernreuther, dem die Erschließung des gesamten Gemeindegebiets mit Breitband-Internet ein Anliegen ist. Deshalb gibt es auch für den Ortsteil Lanzenreuth eine interkommunale Zusammenarbeit mit der Stadt Kulmbach.
Eine positive Erfahrung für ihn als Bürgermeister ist der Umstand, dass er sofort Rückmeldungen auf Entscheidungen erhält, sagt Bernreuther, der sich auch über das gute Miteinander im Rathaus freut.
Negativ dagegen ist für ihn die Tatsache, dass auf dem gemeindlichen Haushalt "ein Riesendruck" lastet, dass der Markt durch viele Projekte finanziell gebunden ist.
Deshalb will er versuchen, hier Spielraum zu gewinnen. Zum Beispiel mit Ansiedlungen im Gewerbegebiet, "das mein Vorgänger richtigerweise angestoßen hat".
Harmonische Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat - in dem Bernreuther von 2008 bis 2011 saß - sei bisher sehr harmonisch. Das könne aber auch ein bisschen mit daran liegen, "weil wir keine Themen mit großem Streitpotenzial haben". Und selbst wenn es verschiedene Sichtweisen gebe: "Das gemeinsame Ziel ist klar: Wir müssen Chancen nutzen und Entwicklungen zulassen."
Das sagen die Fraktionssprecher über den neuen Bürgermeister:
Hans-Friedrich Hacker (CSU): Martin Bernreuther zeigt unheimlich viel Engagement. Er ist bemüht, sich einzuarbeiten und in die Abläufe im Rathaus Struktur zu bringen.
Der neue Bürgermeister hat bereits viele Sachen angekurbelt, erste Erfolge zeichnen sich schon ab. In dem Jahr wird noch einiges passieren. Mehr kann man nicht erwarten. Ich bin sehr zufrieden.
Erwin Schneider (FW-ÜWG): Ich habe ihn als ehrlichen und offenen Bürgermeister kennengelernt und weiß ihn zu schätzen. Martin Bernreuther ist so gestartet, wie ich es erwartet habe. Eigentlich hat er meine Erwartungen übertroffen, weil er sehr exakt in seiner Arbeitsweise ist und immer das Gespräch sucht. Er wird ein guter Bürgermeister.
Dietmar Hofmann (SPD/OL): Martin hat ein bestelltes Haus übernommen, da tut man sich natürlich - gerade als Neuling - leichter. Er hört zu und nimmt Ratschläge an. Ich hoffe, er behält diese Linie bei und vertraut nicht auf die falschen Ratgeber.
Prima, dass er Projekte unterstützt, die die CSU sechs Jahre ignoriert oder gar bekämpft hat.
Veit Pöhlmann (FDP/UB): Der Bürgermeister ist ständig präsent, fleißig und hat einen Blick für die wesentlichen Dinge. Bei den kommunalpolitischen Themen stimmen wir weitgehend überein, bei überregionalen Themen haben wir unterschiedliche Einstellungen. Für uns beide ist ein Ortsentwicklungskonzept Mittelpunkt der Arbeit.