Man hört und liest immer wieder davon: Jemand bekommt Post, die ihm verdächtig vorkommt. Dann wird die Polizei gerufen. Und stellt fest: alles ist harmlos.
Auch ich holte dieser Tage einen merkwürdigen Umschlag aus dem Briefkasten. Der Absender: eine mir unbekannte Postfach-Adresse in Petach Tikva, Israel. Dazu ein Aufkleber: "Zollfrei" steht drauf. Und noch eine Menge mehr, das ich nicht lesen kann, weil es sich - wie ich später recherchiere - um hebräische Schriftzeichen handelt.
Unerwartete Post aus dem Nahen Osten? Da schießt einem plötzlich eine Menge unguter Gedanken durch den Kopf. Habe ich in letzter Zeit wieder mal den Mund nicht halten können und mich irgendwo unbeliebt gemacht? Hat mich ein Geheimdienst unter Beobachtung? Bin ich in irgendwelche politischen Händel verstrickt, ohne es zu wissen?
Was mache ich nun mit dem Umschlag? Mir fällt die Geschichte ein, die man sich in der Redaktion von einem früheren Kollegen erzählt. Der hatte ebenfalls verdächtige Post bekommen - und diese kurzerhand zum Öffnen an die Sekretärin weitergereicht mit der Anordnung: "Aber gehen Sie damit nach draußen."
Auch ich gehe also raus. Im Garten öffne ich - ganz, ganz vorsichtig - den Umschlag. Und muss sehr lachen: Aufwendig verpackt steckt darin eine Haarklammer, die ich viele Wochen zuvor bestellt hatte, um sie zu verschenken. Keine normale Haarklammer natürlich. Sondern eine israelische (!) Sonderanfertigung, mit der man auch Flaschen öffnen, Nägel feilen, Schrauben drehen und kleine Holzstücke sägen kann.
Und im Notfall vermutlich sogar Briefbomben entschärfen.
Katrin Geyer