Die Bockbiersaison in Trebgast ist eröffnet. Nach der Kultveranstaltung im Bräustadl blieben aber viele offene Fragen.
19.11 Uhr im Trebgaster Bräustadl. Einmarsch der Protagonisten. Voran der Hausherr, der Bräu, mit einem wichtigen Gesichtsausdruck. Dahinter trägt Braumeisterin Yvonne das erste Fass des neuen Hopfen-Doppelbocks zum Schankbock. Die folgende Zeremonie des Anstechens durch Bürgermeister Werner Diersch verlief in der Vergangenheit auch schon mal feucht-fröhlich. Aber der Bürgermeister hat mittlerweile Routine in dieser wichtigen Amtshandlung.
Drei kräftige Schläge
Drei kräftige Schläge, dann ertönen die zwei Worte, auf die alle im Stadl schon warten: "O'zapft is". Obwohl: Da könnte man sich vielleicht auch mal Gedanken darüber machen, ob man diesem oberbayerischen Ausdruck nicht auch mal ein fränkisches Pendant entgegensetzen könnte.
Das folgende Programm könnte man im Telegrammstil so beschreiben: Einer, der den ganzen Abend permanent beleidigt war - Hausmann Klaus Wührl; einer, der sich über manches aufregte - Pinsler und Franke Werner Reißaus; einer, der sich derzeit in einer Art Dauermauser befindet - Mauser Mark Ständner; einer, der mit Witzen und guter Laune durch das Programm führte - Steft Reiner Popp; einer, der den Anstich diesmal ohne Überschwemmung meisterte - Bürgermeister Werner Diersch; einer, der sich über einen fast vollen Bräustadl freute - Hans Wernlei; eine, der ihr selbstgebrautes Doppelbockbier auch schmeckte - Braumeisterin Yvonne Wernlein; und zwei, die mit Konzertina und Akkordeon die musikalischen Akzente setzten - Theo und Günther.
Das wäre es eigentlich gewesen.
Wären da nicht noch zu klären, warum einer beleidigt war, ein anderer sich aufregte, und die Besucher trotzdem bester Laune waren.
Wer wird denn gleich beleidigt sein?
"Beleidigtsein ist total in, gewissermaßen das neue Yoga", wusste Frauenversteher Klaus Wührl, der nach seinem mittlerweile dritten Auftritt endgültig im Bräustadl angekommen ist. "Wer nicht beleidigt ist, ist sowas von out. Der kann auch gleich nach Lanzendorf ziehen." Hoppla! Erster Gegenwind aus dem Publikum: Ein Lanzendorfer war im Saal.
Später schwenkte er um: Dem Beleidigten-Rap folgten der Böckschießen-Rap sowie ein Psycho-Test zur Selbstoptimierung, bei dem er im Publikum noch erhebliches Potenzial erkannte.
Nobelpreis für den Bräu
Mauser und Pinsler hätten statt Bob Dylan auch dem Bräu den Friedensnobelpreis gegönnt. Sein jeweils prägnanter einzelner Begrüßungssatz bei den bisher 22 Bockbier-Events, zumal auswendig vorgetragen, sei eine enorme Leistung. Einstimmig bewunderte das Duo die Multitasking-Fähigkeit von Frauen: "Sie können auf zwei Parkplätzen gleichzeitig parken."
Ganz andere Sorgen trieben den Franken Werner Reißaus um. Zum einen regte er sich über so einen Blödsinn wie das "Pokémon-Go-Spiel" auf, zum anderen suchte er nach Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit wie: Ist ein Raumschiff, das nur mit Frauen besetzt ist, unbemannt? Oder: Ist eine Gesichtscreme, die 20 Jahre jünger macht, lebensgefährlich, wenn jemand erst 19 ist? Oder: Sind Katholiken, die an einer Demo teilnehmen, Protestanten? Diese Fragen blieben auch an diesem Abend unbeantwortet.
Bleiben noch das Service-Personal des TC Trebgast, das sich in bewährter Weise um das leibliche Wohl der Gäste kümmerte.