Blitzeis richtet in Kulmbach kaum Unheil an

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Der Handstreudienst des Kulmbacher Stadtbauhofs ist am Montag unterwegs, um Kreuzungen und Fußgängerüberwege vom Blitzeis zu befreien. Johannes Wernlein (links) und Sebastian Dippold streuen Splitt an der Abzweigung Galgenberg/Stettiner Straße. Foto: Stephan Tiroch
Der Handstreudienst des Kulmbacher Stadtbauhofs ist am Montag unterwegs, um Kreuzungen und Fußgängerüberwege vom Blitzeis zu befreien. Johannes Wernlein (links) und Sebastian Dippold streuen Splitt an der Abzweigung Galgenberg/Stettiner Straße. Foto: Stephan Tiroch
Fahrlehrer Holger Kaul rät: Bei Blitzeis Fuß vom Gaspedal und doppelter Abstand.Foto: Christian Schuberth
Fahrlehrer Holger Kaul rät: Bei Blitzeis Fuß vom Gaspedal und doppelter Abstand.Foto: Christian Schuberth
 

Die Räumdienste der Gemeinden haben alle Hände voll zu tun, damit Autofahrer und Fußgänger vorwärts kommen. Im Kreis Kulmbach gibt's nur einen Unfall, aber auf der A9 ist die Hölle los: Gesamtschaden 100.000 Euro.

Die Kulmbacher haben das Blitzeis weitgehend unbeschadet überstanden. Zwar mussten Autofahrer, deren Fahrzeug im Freien steht, mehr als sonst kratzen, da der Eispanzer auf den Autoscheiben drei Millimeter dick war. Aber die Polizei meldet einen einzigen Glatteisunfall, und auch in der Notaufnahme des Klinikums hielt sich der Arbeitsanfall in Grenzen.

Polizei: Autofahrer sehr vorsichtig

Der Verkehrsexperte der Stadtsteinacher Polizei lobt ausdrücklich die Besonnenheit der Autofahrer. Hermann Dörfler: "Wir haben den Eindruck, dass die Leute bei solchen Ereignissen sehr vorsichtig fahren."

Dafür, dass der Verkehr weitgehend reibungslos laufen kann, sorgen die Räum- und Streudienste der Gemeinden. Nur eine halbe Stunde, nachdem das Blitzeis am Sonntag um 16.30 Uhr eingesetzt hat, rücken die 13 Räumfahrzeuge des Kulmbacher Bauhofs aus. Bis 23.30 Uhr sind die Fahrer im Einsatz.
Zum Schluss wird in den Straßen mit oberster Priorität - also am Krankenhausberg, Burgberg, Rehberg oder Heroldsberg - noch einmal geräumt und gestreut. Diese Gefahrenstellen und die Schulbusstrecken werden - wie üblich - früh ab vier Uhr erneut als erstes angefahren.

Zusätzlich rückt um fünf Uhr der Handstreudienst aus - insgesamt 35 Mann. Wo geschippt und gestreut wird, ist genau festgelegt. "Wir haben feste Routen", sagt Johannes Wernlein, der sich mit seinen Kollegen um Gehwege, wo die Stadt Anlieger ist, Kreuzungen und Fußgängerüberwege kümmert. Das Blitzeis vom Sonntag und Montag hat ihm keine schlaflose Nacht bereitet: "Für uns war's nichts Besonderes. Wir hatten schon schlimmeres Blitzeis, da ist kein Auto mehr gefahren. Gut war gestern, dass es draufgeschneit hat."

Klinikum: Situation undramatisch

Im Klinikum Kulmbach hat die Notaufnahme etwas mehr Arbeit als sonst. "Es gab schon einige Knochenbrüche, aber überdramatisch war's nicht", sagt der Chefarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie, Gerhard Finkenzeller. "Die Zahl der Unfälle korreliert nicht mit der Dicke des Blitzeises. Die Leute waren vernünftig und sind offenbar zu Hause geblieben", so vermutet er.

Im Inspektionsbereich der Stadtsteinacher Polizei ist alles ruhig geblieben. "Blitzeis? Da haben wir gar nichts gehabt", erklärt Hermann Dörfler. Sein Kulmbacher Kollege Reinhard Eber hat auch nicht viel zu bieten, einen Unfall zwischen Tannfeld und Lochau, wo ein Auto von der Straße abgekommen ist; keine Verletzten, Schaden 2500 Euro.

Anders geht es auf der Autobahn zu - Schwerpunkt A 9 im Raum Bayreuth. Die Polizei spricht von zahlreichen Unfällen am Sonntagabend bis in die Nacht hinein. Betroffen ist vor allem der Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Marktschorgast und Trockau. "Das Glatteis verwandelte die A 9 in eine wahre Rutschbahn. Reihenweise hatten die Verkehrsteilnehmer mit der eisglatten Fahrbahn ihre Schwierigkeiten und landeten mit ihren Fahrzeugen oft in den Schutzplanken beziehungsweise stießen leicht mit anderen Autofahrern zusammen."
Die Verkehrspolizei Bayreuth muss mehr als 20 Unfälle aufnehmen, meistens Blechschäden. Drei Personen werden leicht verletzt. Bei einem Unfall um 19.30 Uhr in Fahrtrichtung Berlin stoßen bei Wolfsbach gleich sechs Pkw auf der vereisten Fahrbahn zusammen. Die Polizei schätzt den Gesamtschaden auf rund 100 000 Euro.

Erst kurz vor Mitternacht entspannte sich die Situation. Polizei, Räum- und Streudienste der Autobahnmeisterei und das Technische Hilfswerk, das bei der Absicherung von Rückstaus wichtige Hilfe leistet, können wieder zum Tagesgeschäft übergehen.


Fahrlehrer raten: Fuß vom Gaspedal

Autofahren im Winter ist schwieriger als im Sommer. Autofahrer müssen sich, bevor sie sich ans Steuer setzen, auf die Gefahren einstellen. Was vorher im Kopf passiert, ist entscheidend dafür, dass hinterher nichts passiert.

"Die Fahranfänger werden von uns so geschult, dass sie sich vor Fahrtantritt über die Verkehrsverhältnisse und ihr Auto Gedanken machen", sagt Fahrlehrer Holger Kaul aus Kulmbach. "Man sollte sich gedanklich auf die Situation einstellen, was bei so einem Wetter anders ist."

Kaul zufolge ist es Vorschrift, "das Fahrzeug komplett freizukratzen, vorne, hinten, seitlich, damit man eine gute Sicht hat. Auch die Scheinwerfer müssen frei sein, denn bei der jetzigen Witterung sollte man mit Licht fahren."

Weiter rät er, die Außentemperatur im Blick zu behalten. "Denn ab sieben Grad plus wird's schon gefährlicher, die Reifenhaftung ist nicht mehr so gut, und der Anhalteweg wird länger", erläutert er. Dass die Winterreifen ein gutes Profil haben sollten, versteht sich von selbst. Optimal ist es, auf dem eigenen Grundstück oder in einer wenig befahrenen Seitenstraße vorsichtig ein Brems probe vorzunehmen.

Bei Blitzeis wie jetzt am Wochenende empfiehlt der Fahrlehrer, doppelten Abstand zu halten: also nicht halber Tacho-Abstand, sondern mindestens 50 Meter bei 50 km/h. "Die Geschwindigkeit muss der Witterung angepasst werden, da gibt es keine Faustformel. Man muss sein Fahrzeug immer noch beherrschen."

Wenn das Auto bei Glatteis doch ins Schlingern gerät, so Kaul, gibt es nur ein Mittel: "Fuß vom Gaspedal, Kupplung treten." Wenn das Fahrzeug ausbricht, "gegenlenken, aber auf keinen Fall bremsen, dann ist der Wagen nicht mehr zu kontrollieren". Stotterbremsen ist das höchste der Gefühle.

Der Kulmbacher Fahrlehrer hält es für sinnvoll, wenn Autofahrer an einem Sicherheitstraining teilnehmen, das Automobilclubs, Verkehrswacht oder Fahrschulen anbieten. "Da kann man ausprobieren, wie es ist, wenn das Auto ins Schleudern kommt."