Bierfest in der Kulmbacher Berufsschule

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Das Festbier muss einfach schmecken: Vincenz Schiller weiß, dass in der neuen Lehr- und Versuchsbrauerei der Kulmbacher Berufsschule ein edler Gerstensaft gebraut werden kann. Fotos: Stephan Tiroch
Das Festbier muss einfach schmecken: Vincenz Schiller weiß, dass in der neuen Lehr- und Versuchsbrauerei der Kulmbacher Berufsschule ein edler Gerstensaft gebraut werden kann. Fotos: Stephan Tiroch
Der Weg des Bieres beginnt in der eigenen Kleinmälzerei. Berufsschullehrer Marco Scherl prüft die Malzqualität.
Der Weg des Bieres beginnt in der eigenen Kleinmälzerei. Berufsschullehrer Marco Scherl prüft die Malzqualität.
 
Anschließend wandert das Malz in die Schrotmühle. Thomas Wild (links) und Felix Zirnsack schroten 15 Kilo für einen 100-Liter-Sud.
Anschließend wandert das Malz in die Schrotmühle. Thomas Wild (links) und Felix Zirnsack schroten 15 Kilo für einen 100-Liter-Sud.
 
Felix Zirnsack bringt das gequetschte Malz zum Einmaischen.
Felix Zirnsack bringt das gequetschte Malz zum Einmaischen.
 
Andreas Ludwig (links) und Jonas Stöhr beginnen mit dem Einmaischen. In der Sudpfanne müssen die Kochtemperaturen - 20 Minuten bei 63 Grad, 40 Minuten bei 72 Grad und dann 78 Grad - genau eingehalten werden. Anschließend werden die Malzreste im Läuterbottich rausgefiltert.
Andreas Ludwig (links) und Jonas Stöhr beginnen mit dem Einmaischen. In der Sudpfanne müssen die Kochtemperaturen - 20 Minuten bei 63 Grad, 40 Minuten bei 72 Grad und dann 78 Grad - genau eingehalten werden. Anschließend werden die Malzreste im Läuterbottich rausgefiltert.
 
Die neue Lehr- und Versuchsbrauerei der Kulmbacher Berufsschule ist computergesteuert. Jonas Stöhr hat die moderne Technik im Griff.
Die neue Lehr- und Versuchsbrauerei der Kulmbacher Berufsschule ist computergesteuert. Jonas Stöhr hat die moderne Technik im Griff.
 
Vincenz Schiller führt Protokoll über die Produktionsschritte.
Vincenz Schiller führt Protokoll über die Produktionsschritte.
 
Nach dem Abläutern, wenn die Malzreste rausgefiltert werden, wird die Würze erneut gekocht: 60 bis 70 Minuten bei 100 Grad. Dabei gibt Vincenz Schiller den Hopfen dazu.
Nach dem Abläutern, wenn die Malzreste rausgefiltert werden, wird die Würze erneut gekocht: 60 bis 70 Minuten bei 100 Grad. Dabei gibt Vincenz Schiller den Hopfen dazu.
 
Das Gebräu wird runtergekühlt und kommt in den Gärtank, wo schon die Hefe wartet, um den Malzzucker in Alkohol umzuwandeln. Nach sechs Wochen ist das Bier fertig. Hier zwickeln Thomas Wild (links) und Felix Zirnsack einen Probeschluck.
Das Gebräu wird runtergekühlt und kommt in den Gärtank, wo schon die Hefe wartet, um den Malzzucker in Alkohol umzuwandeln. Nach sechs Wochen ist das Bier fertig. Hier zwickeln Thomas Wild (links) und Felix Zirnsack einen Probeschluck.
 
Braumeister Robert Boser, der die Schüler als Praxislehrer unterrichtet, und die Lehrlinge schenken bei der Feier das selbstgebraute Festbier aus.
Braumeister Robert Boser, der die Schüler als Praxislehrer unterrichtet, und die Lehrlinge schenken bei der Feier das selbstgebraute Festbier aus.
 
Landrat Klaus Peter Söllner ...
Landrat Klaus Peter Söllner ...
 
... Schulleiter Joachim Meier ...
... Schulleiter Joachim Meier ...
 
... und Stadtrat Michael Pfitzner sind sich einig: Das Bier der Schüler schmeckt nach mehr.
... und Stadtrat Michael Pfitzner sind sich einig: Das Bier der Schüler schmeckt nach mehr.
 
Zahlreiche Gäste sind zur Feierstunde in die Berufsschule gekommen.
Zahlreiche Gäste sind zur Feierstunde in die Berufsschule gekommen.
 
Zur Feier des Tages spielt auch die Hauskapelle.
Zur Feier des Tages spielt auch die Hauskapelle.
 
Anschließend dürfen die Gäste die hochmoderne Technik besichtigen.
Anschließend dürfen die Gäste die hochmoderne Technik besichtigen.
 
Berufsschullehrer Marco Scherl (rechts) gibt fachkundige Erläuterungen.
Berufsschullehrer Marco Scherl (rechts) gibt fachkundige Erläuterungen.
 
Wie die Flaschenabfüllung (,eine Profianlage') funktioniert, erklärt Norbert Hümmer.
Wie die Flaschenabfüllung (,eine Profianlage') funktioniert, erklärt Norbert Hümmer.
 
Die Gäste lassen sich das Festbier ...
Die Gäste lassen sich das Festbier ...
 
... und die reichhaltige Brotzeit, zubereitet von anderen Berufsschulklassen, schmecken.
... und die reichhaltige Brotzeit, zubereitet von anderen Berufsschulklassen, schmecken.
 

Die Lehrlinge der Brauer- und Mälzerklasse arbeiten mit Herzblut - und jetzt auch mit neuester Technik.

Wasser und Malz, Hopfen und Hefe - mehr kommt in ein Bier nicht rein. So schreibt es das bayerische Reinheitsgebot vor. Ganz klar, daran halten sich auch die Brauerlehrlinge, die an der Kulmbacher Berufsschule ausgebildet werden.

Aber um den Beruf des Brauers und Mälzers zu erlernen, gehört noch mehr dazu: Herzblut muss dabei sein ("sonst wird's kein g'scheiter Brauer", wie Braumeister Hans Wernlein aus Trebgast weiß) und professionelle Brautechnik. Die Technik ist in der Berufsschule völlig veraltet gewesen. Der Landkreis als Sachaufwandsträger hat fast eine Million Euro investiert - und herausgekommen ist eine hochmoderne Lehr- und Versuchsbrauerei, alles aus Edelstahl und computergesteuert.

Zur Feier des Tages - am Donnerstag ist die neue Anlage offiziell eingeweiht worden - haben Berufsschullehrer Marco Scherl und seine Klasse ein Festbier eingebraut: bernsteinfarben, zirka 5,5 Prozent Alkohol und sehr süffig. Es ist sechs Wochen in einem der fünf Lagertanks - Gesamtkapazität 700 Liter - gereift.

Der Lehrer erläutert, dass pro Sud 70 bis 100 Liter Bier gebraut werden können. Dabei bewährt sich auch das weiche Kulmbacher Wasser, das sich, so Scherl, "besonders gut für den Brauprozess eignet".

Die Schüler aus ganz Oberfranken - insgesamt 60 in drei Klassen- haben die professionelle Technik schon im Griff. Felix Zirnsack (Brauerei Neder, Forchheim), Vincenz Schiller (Brauerei Hetzel, Frauendorf), Thomas Wild (Brauerei Scherdel, Hof), Andreas Ludwig (Brauerei Fässla, Bamberg) und Jonas Stöhr (Brauerei Kaiser, Grasmannsdorf) sind jedenfalls begeistert bei der Sache. Mit Herzblut eben.

Kulmbach will Schüler aus der Oberpfalz

Dass zur offiziellen Inbetriebnahme der neuen Lehr- und Versuchsbrauerei an der Berufsschule ein "Landratsbier" ausgeschenkt wird, freut Klaus Peter Söllner. Er hat sich immer dafür stark gemacht, dass die Klassenräume der Brauer und Mälzer saniert werden und dass neue Brautechnik eingebaut wird. Dafür hat der Landkreis auch tief in die Tasche gegriffen: Fast eine Million Euro ist investiert worden, 330 000 Euro schießt der Freistaat zu.

"Wir verfügen über die besten Voraussetzungen zur Ausbildung der Brauer und Mälzer", betont der Landrat bei der Feierstunde. Eine Kleinmälzungsanlage, ein komplettes Sudwerk, Flaschen- und Fass abfüllung, Reinigungs- und Etikettiermaschine, Schankanlage sowie Mischanlage für Mixgetränke: nichts, was fehlen würde.

Was dem Landrat und dem oberfränkischen Innungsobermeister der Brauer, Hans-Joachim Hansen (Brauerei Meinel, Hof), aber nicht gefällt, ist die Sprengeleinteilung in Bayern: Für Brauerlehrlinge gibt es die drei Schulstandorte München, Kulmbach und Karlstadt. Dass die Auszubildenden aus der nördlichen Oberpfalz nach Unterfranken fahren, möchten die Oberfranken ändern. "Die müssen bloß in Kulmbach aussteigen", meint der Obermeister.

Doch auf eine Zusage wartet man vergeblich. "Ich unterstütze Kulmbach gern", sagt Leitender Ministerialrat Werner Lucha vom Kultus ministerium, "aber eine Sprengeländerung ist nicht so einfach." Schließlich hätten auch die anderen Schulen in ihre Ausstattung investiert. Einfacher wäre es, Schüler aus benachbarten Bundesländern zu gewinnen.

Im Anschluss an die Reden lassen es sich die Gäste gut gehen. Es gibt Festbier und eine reichhaltige Brotzeit, zubereitet von anderen Berufsschulklassen. Derweil reifen in den Lagertanks weitere Biere der Brauerschüler. Ob heller Bock oder Märzen - das nächste Bierfest in der Schule kann kommen. Ein Grund wird sich doch finden lassen.