Im Raum Kulmbach soll Oberfrankens erster Schlachthof für Bio-Geflügel entstehen. Der Standort, der eine Bedingung erfüllen muss, ist aber noch unklar.
Rund acht Prozent der landwirtschaftlichen Höfe im Kreis Kulmbach werden ökologisch bewirtschaftet - Tendenz steigend. Das hängt vor allem mit der besseren Aussicht auf Vermarktungsmöglichkeiten zusammen, denn die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt ungebrochen. Geflügelzüchter wie Fritz Rösch aus Poppenholz, der über 5000 Tiere hält, haben derzeit aber noch mit einem Problem zu kämpfen: In der Region gibt es keinen Schlachthof für Bio-Geflügel. Rösch muss deshalb seine Tiere nach Oberschwaben fahren. Dieses Manko soll jedoch bald der Vergangenheit angehören.
Im Landkreis Kulmbach ist nämlich der Bau eines solchen Schlachthofs geplant. Die Initiative dazu kommt von der Öko-Modellregion Nürnberg und der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ) mit Sitz in München.
Weißer Fleck auf der Karte
Vertreter der beiden Organisationen haben sich deshalb in der vergangenen Woche mit Bio-Landwirten und Geflügelzüchtern aus dem Landkreis Kulmbach getroffen. Laut LVÖ-Projektmanagerin Franziska Schlick legt die Karte der Bio-Geflügelschlachter in Bayern, auf der Franken ein (fast) weißer Fleck ist, die Umsetzung eines solchen Vorhabens nahe. Lediglich in Mittelfranken gebe es einen Schlachthof, die restlichen seien in Südbayern, Schwaben und in Thüringen angesiedelt.
"Es geht darum, so tiergerecht wie möglich zu töten. Dazu gehört auch, dass die Transportstrecke nicht länger als etwa 200 Kilometer ist. Auch über die Art und Weise der Betäubung sind wir mit den Universitäten im Gespräch", so Schlick, die von "sehr positiven Rückmeldungen" der Biobauern aus dem Landkreis Kulmbach spricht. Auch die Halter von Legehennen zur Produktion von Bio-Eiern wie Michael Grampp (See) und Stephan Haas, dessen Vorhaben in Mannsflur bei Anliegern auf Widerstand stößt, würden von einem Schlachthof profitieren.
Transparenz für die Verbraucher
Was dessen Auslastung betrifft, ist die Projektmanagerin optimistisch, äußert sich aber vorsichtig. "Man sollte mit zwei bis drei Schlachttagen und 10 000 bis 12 000 Tieren pro Woche starten. Das Ganze muss transparent sein, jeder Bürger sollte auch vorbeikommen und sich das anschauen können."
Ein Standort, so Franziska Schlick, stehe noch nicht fest, es seien aber schon Grundstücke sowohl in Kulmbach - "in der Nähe des städtischen Schlachthofs" - als auch im Landkreis besichtigt worden. Das bestätigt Geflügelzüchter Fritz Rösch aus Poppenholz, der bei diesen Ortsterminen dabei war. Er erläutert, dass die Grundstückssuche bislang an dem zu geringen Abstand von den Wohnbebauungen scheiterte. "Außerdem haben Fachleute dringend dazu geraten, bei der Wahl des Standorts eine Gemeinde zu nehmen, die ihre Abwässer ins leistungsfähige Klärwerk der Stadt Kulmbach einleitet. Ich hätte den Schlachthof ja gern bei uns in Rugendorf, aber dazu reicht unsere Kläranlage nicht aus."
Auch Rösch, der seine Hühner zum Schlachten nach Oberschwaben fährt ("350 Kilometer sind nicht tiergerecht"), sieht einen Kreis im Abstand von etwa 200 Kilometern um den neuen Schlachthof als Transportgrenze an. Seines Wissens sei in dieser Richtung auch beim Tierschutzgesetz "etwas geplant".
Regionalität ist wichtig
In Bezug auf die Rentabilität einer solchen Einrichtung greift der Geflügelzüchter etwas höher als Franziska Schlick von der LVÖ: "Meiner Meinung nach brauchen wir rund eine Million Tiere im Jahr, um den Schlachthof wirtschaftlich betreiben zu können." Rösch, der Wert darauf legt, dass "Bio" nicht vor der Stalltür aufhört, setzt auf den Grundsatz "regional produzieren, schlachten und vermarkten". Ein Argument, dass den qualitätsbewussten Verbraucher erfreuen wird.
Und auch die Landwirte, denn mit einem Schlachthof in Nordbayern böte sich vielen Einsteigern die Möglichkeit, auf Bio-Masthähnchen oder Bio-Eier umzustellen. Eventuell können dort auch Puten oder Enten und Gänse geschlachtet werden.
Seitens der Stadt Kulmbach verwies Pressesprecher Tobias Günther darauf, dass man über die Vorgespräche zwar informiert sei, aber keine Stellungnahme abgeben könne, da noch keine Planung existiere.
Dirk Grühn, der den städtischen Schlachthof in Kulmbach leitet - dort werden nur Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen geschlachtet -, schmiedet indessen schon seit längerer Zeit Pläne für eine Erweiterung dieser Einrichtung, tritt dabei aber nicht als offizieller Vertreter der Stadt auf. "Das ist mein Privatvergnügen. Kulmbach ist Lebensmittel-Standort, und ich möchte in dieser Richtung für die Region etwas bewegen", betont er. Das Grundstück "in der Nähe des Schlachthofs" will Grühn, der ebenfalls an den Ortsterminen teilgenommen hat, noch nicht genau lokalisieren. "Es stehen mehrere Flächen zur Auswahl, die Finanzierbarkeit wird derzeit noch geprüft. Neben dem Grundstückspreis ist dabei die Frage der Emissionen und der Abwasserentsorgung von Bedeutung."
Baubeginn für 2017 geplant
LVÖ-Projektmanagerin Franziska Schlick hat in Bezug auf den Zeitplan immerhin ein Wunschziel: "Schön wäre es, wenn der Bio-Schlachthof Ende 2017 in Betrieb geht. Wir wollen aber nächstes Jahr auf jeden Fall mit dem Bau beginnen."