Jahresrückblick des Oberbürgermeisters
Rund eine halbe Stunde lang referierte Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) zu Beginn der Bürgerversammlung. Er zog eine Bilanz der zurückliegenden Monate, über die später Landrat Klaus Peter Söllner sagen wird, dass sie durchaus zu Stolz Anlass gebe.
Ein großes Thema für den OB: die Kinderbetreuung. 1200 Kinder in 41 Betreuungseinrichtungen, mehr als sieben Millionen Euro Investitionen in diesem Jahr, geplante 8,3 Millionen im nächsten Jahr allein für Horte, Kindergärten und Krippen. 32 000 Euro im Jahr gibt die Stadt zudem für die Jugendsozialarbeit aus.
Das neue Jugendzentrum im Bahnhofsgebäude bezeichnete Schramm als "guten Standort". Der lange angekündigte Streetworker soll im November seine Arbeit aufnehmen.
"Berührt" sei er, so Schramm, dass in Kulmbach gegen Spielplätze geklagt werde. Rund 285 000 Euro lässt sich die Stadt die "Spielplatzoffensive" kosten.
Förderung der Musikschule, Sanierung der Volkshochschule, Unterstützung für die Sportvereine, Ausbau der Freizeiteinrichtung, ein florierender Tourismus - das sind weitere große Themen. Dazu kommt Schramm zufolge die bauliche Veränderung und Weiterentwicklung der Stadt. Straßensanierungsprogramm, Ausbau der Flutmulde ("Die ist sehr schön geworden"), Kultur auf der Plassenburg und im nächsten Jahr das "Spartan Race", mit dem man den Uni-Standort attraktiv machen will: Kulmbach lässt sich das alles etwas kosten - und hat viel erreicht. "Wir sind auf einem guten Weg."
So sieht das auch Landrat Klaus Peter Söllner (FW), der seinen langjährigen politischen Weggefährten Schramm und dessen Engagement lobte. Bestes Beispiel für eine gute Zusammenarbeit von Stadt und Landkreis: das Klinikum. Mit 1600 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der Stadt, ein hoher medizinischer Standard, auf den man stolz sein könne. 140 Millionen Euro ist das Kostenvolumen für diverse Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen stark. Einziger Wermutstropfen: Es mangelt am Personal. Man könnte mehr Leute einstellen - wenn sie denn da wären.
Eine positive Nachricht hatte dann auch der Landrat noch. Der Beitritt zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN), viel diskutiert, aufgeschoben, abgelehnt, kommt nun doch. Derzeit wird eine Machbarkeitsstudie erstellt. Klaus Peter Söllner ist optimistisch: "2023 wollen wir den Beitritt zum VGN realisiert haben."
Kommentar zum Thema
Mitreden ist wichtig
Es gab Jahre, da hätten wir von der schreibenden Zunft uns den Besuch der Bürgerversammlung der Stadt Kulmbach eigentlich sparen können: Immer die gleichen Gesichter, immer die gleichen Themen.
Plötzlich ändert sich das. Der Sitzungssaal des Rathauses ist voll. Menschen melden sich zu Wort, die das bisher noch nicht getan haben - sichtlich aufgeregt, weil sie es nicht gewohnt sind, sich öffentlich zu äußern.
Es ist gut, dass sie es tun. Und es ist gut, dass es so viele tun.
Frei heraus die eigene Meinung sagen zu können, dabei auch einmal Kritik üben zu dürfen an "denen da oben" - das ist ein hohes Gut, das wir nicht nur schätzen sollten, sondern auch nach Kräften nutzen.
Deswegen kann der Besuch einer Bürgerversammlung eigentlich gar nicht zahlreich genug sein.
Die Diskussion bleibt am Donnerstag weitgehend sachlich. Auch das eine oder andere Dankeschön für erledigte Anliegen kommt bei der Stadtspitze an. Hin und wieder wird es ein wenig emotional. Dann zum Beispiel, wenn einer klagt, dass er sich durch die Verwaltung telefonieren müsse wie der legendäre Buchbinder Wanninger, und dass seine Beschwerden offensichtlich nicht weitergegeben worden seien.
Aber auch das muss sein: Dass dem Rathaus-Chef und seinen Stadträten gespiegelt wird, wie das, was sie tun (und wir gehen davon aus, dass sie es immer auf die bestmögliche Weise tun wollen), ankommt bei den Menschen in der Stadt. Das könnte für sie durchaus auch ein Maßstab für den kommenden Wahlkampf im Vorfeld der Kommunalwahl sein.
Dazu müsste man allerdings auf die Bürger hören. Das leider tut der überwiegende Teil der Stadträte nicht. Er fehlt bei der Bürgerversammlung im Rathaus. Und so gesehen ist dann doch alles so wie immer.