Beachtlicher Kreis der Flüchtlingsbetreuer in Kulmbach

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Im Landkreis Kulmbach sind derzeit zwischen 200 und 300 Bürger in irgendeiner Form als Betreuer für neu zugewanderte Menschen tätig. Dabei ist vor allem das Erlernen der deutschen Sprache wichtig. Foto: Symbolbild Ronald Heck
Im Landkreis Kulmbach sind derzeit zwischen 200 und 300 Bürger in irgendeiner Form als Betreuer für neu zugewanderte Menschen tätig. Dabei ist vor allem das Erlernen der deutschen Sprache wichtig. Foto: Symbolbild Ronald Heck

Im Landkreis kümmern sich zwischen 200 und 300 Bürger um die neu zugewanderten Menschen. Einfach ist die ehrenamtliche Arbeit dennoch nicht.

Während derzeit die Eskapaden der beiden Präsidenten Trump und Erdogan die Schlagzeilen beherrschen, ist das Flüchtlingsthema - zumindest dem Gefühl nach - ins zweite Glied gerückt. Für den Landkreis Kulmbach gilt das nicht unbedingt: "Es gibt hier zwischen 200 und 300 Bürger, die mehr oder weniger regelmäßig in irgendeiner Form bei der Betreuung mithelfen", freut sich Peter Müller, Leiter der "Koordinierungsstelle für die kommunalen Bildungsangebote für neu Zugewanderte" am Landratsamt. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Müller ein positives Fazit der von ihm initiierten Vortragsreihe ziehen kann.

Unter dem Motto "Chancen-Optimierer" wurden fünf Seminarabende mit Themen rund um die Flüchtlingsarbeit angeboten (siehe Infobox), Adressaten waren alle, die sich ein ehrenamtliches Engagement in diesem Bereich vorstellen können. Mit der Resonanz war der Koordinator zufrieden: "Es waren jedesmal 40 bis 50 Zuhörer da, und über 20 von ihnen haben dabei eine verbindliche Erklärung unterschrieben, dass sie sich künftig als ehrenamtliche Coaches zur Verfügung stellen."


Viele Kontakte geknüpft

Bei den Veranstaltungen haben sich laut Müller viele nützliche Kontakte ergeben. Stellvertretend nennt er Uwe Mäding. Der Lehrer an der Fachschule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe in Himmelkron habe sich spontan als ehrenamtlicher Mediator zur Verfügung gestellt. Er biete den Coaches eine Supervision an, die helfe, in den oft nicht einfachen Beziehungssituationen die Gefühle zu ordnen. Zudem habe man es mit dem Coaching-Projekt geschafft, staatliche Organisationen und Verbände einzubinden und Netzwerke zu schaffen. Bewusst, so Müller, seien auch Flüchtlinge eingeladen worden, "damit wir nicht am Bedarf vorbeiarbeiten".


Zusammenleben auf Augenhöhe

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Seminarreihe? "Grundsätzlich brauchen wir Zeit. Allerdings nicht zu viel, weil sich gewisse Bilder in der Gesellschaft nicht festsetzen dürfen. Wir müssen alle mitnehmen, aber die Schrittlänge wird von den Flüchtlingen selbst bestimmt. Ich kenne eine Frau, nach der kannst du die Uhr stellen, aber da sind auch andere, die glauben, täglich 30 Kilometer mit dem Rad zur Arbeit fahren zu können. Wenn solche Menschen sich etwas vorgenommen haben, dann ist es nicht so einfach, sie umzulenken, weil es in ihrer Heimat ja funktioniert hat", beschreibt Müller die unterschiedlichen Charaktere. Für ganz wichtig hält er es, den Flüchtlingen das Gefühl zu geben, gleichwertig zu sein - eine Grundvoraussetzung für das Gelingen der Integration: "In zehn Jahren sollte es so sein, dass wir im Sportverein, am Stammtisch oder im Beruf auf Augenhöhe zusammenleben."

Als Baustellen nennt Müller neben der Optimierung der Sprachkurse für Erwachsene und der Einstellung sogenanntet Drittkräfte an Schulen die Durchführung von Netzwerk-Treffen (Ehrenamtliche, Jobcenter, Wohlfahrtsverbände, Medien, Stiftungen, Politiker) sowie die Schaffung von Begegnungsräumen zusammen mit "Kulmbach ist bunt", Kreisjugendring, Jugendzentrum, Jugendamt, Feuerwehr, THW, BRK, Arbeiterwohlfahrt, Kirchen, Serviceclubs und VHS. Dort, so seine Vision, könnten zum Beispiel Berufe oder Vereine vorgestellt werden. "Wenn heute ein Syrer der Feuerwehr beitritt, dann ist doch die Integration schon geschafft."

Außerdem gehe es um den persönlichen Austausch mit Menschen, die keine Heimat mehr haben, aber eine neue finden wollen. "Wir müssen erfahren, was ihnen wichtig ist." Der Landkreis habe sich frühzeitig des Themas angenommen, der Integrationsprozess komme gut voran. "Eine Gesamtbilanz wird man aber erst in zwei, drei Jahren ziehen können."

Planung von Lebensperspektiven unterstützen
Coaching von Flüchtlingen - richtig verstanden.

"Was Flüchtlinge wirklich brauchen"
Interview mit Maisaa Mamia, Neu-Kulmbacherin aus Syrien, und Tanja Mudrack, kommissarische Flüchtlingsbeauftragte der Universität Bayreuth.

Interkulturelle Kompetenz
Vortrag und Diskussion mit Ibukun Koussemou (Asylarbeit, Stadt Bayreuth) und Xhavit Mustafa (ehemaliger Flüchtling, heute Software-Entwickler und Integrationsbeirat der der Stadt Bayreuth, Fußballtrainer und Gewinner mehrerer Integrationspreise.

Bildungskoordination für neu Zugewanderte
Sachstandsbericht: Was wurde bisher erreicht?

Asylrecht in Deutschland - Schutzstatus und Grenzen
Vortrag eines Referenten der Zentralen Ausländerbehörde der Regierung von Oberfranken in Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde des Landratsamts Kulmbach.

Flüchtlinge und der Einstieg in den Arbeitsmarkt
Vorstellung der Möglichkeiten von Jobcenter und Arbeitsvermittlung; Eingliederung in den Arbeitsprozess; Aufgaben der zentralen Ausländerbehörde in Oberfranken.

Tätigkeiten im Ehrenamt - Versicherungsschutz
Informationen von Heike Söllner, Koordinierungszentrum bürgerschaftliches Ehrenamt.

Koordinationsstelle "Frühe Kindheit"
Sachstandsbericht - Was können wir leisten?

Weitere Akteure Präsentation von Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer, Sprachbildungsanbieter, Integration durch Ausbildung und Arbeit (IdA).

Die Vorträge im Landratsamt standen alle unter dem Motto: "Chancen-Optimierer".