Für gewöhnlich sucht die Polizei Gauner und Ganoven. Am Samstag bei der Ausbildungsmesse "Abitura" im Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium (MGFG) sucht sie "zur Abwechslung mal die Guten", wie es auf einem Werbeplakat wörtlich heißt.
Welches Bewerbungsprofil sollten die jungen Leute haben? "Wir suchen Abiturienten von Gymnasium, Fach- und Berufsoberschule, die wir in einem dualen Studium zum Diplomverwaltungsfachwirt auf Führungsaufgaben im gehobenen Dienst vorbereiten", erklärt Oberkommissar Jürgen Kauper von der Bundesbereitschaftspolizei, die für Einsätze bei Großdemonstrationen und Bundesligaspielen zuständig ist.
Bewerber, darauf legt der Polizist großen Wert, sollten teamfähig und kommunikativ sein, eine Führungseignung und -Neigung aufweisen sowie hinter unserem Rechtssystem stehen. Eine Tätigkeit bei der Polizei traut sich die 15-jährige Kulmbacherin Sina-Katharina Schlöger aus vom MGFG zu: Sie möchte einmal Kriminalkommissarin werden. "Krimiserien haben mein Interesse an diesem Beruf geweckt.
Ich stelle mir diesen Beruf sehr abwechslungsreich vor", spricht's und stürzt sich ins Getümmel.
Der Arbeitskreis Schule/Wirtschaft, der Landkreis, das MGFG, das Caspar-Vischer-Gymnasium (CVG) und die Adalbert-Raps-Schule mit ihrer Fach- und Berufsoberschule, haben zum zweiten Mal die Messe ausgerichtet. Hunderte von zukünftigen Abiturienten informieren sich anhand von Ständen und Vorträgen über die Vielzahl an Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten. Rund 350 Ausbildungsberufe und 16.000 Studiengänge gibt es in Deutschland. Eine Orientierung im Dickicht der Ausbildung bietet für die Schüler die Ausbildungsmesse.
Dennis Weigel und Tobias Schulz, die beide das MGFG besuchen, interessieren sich für technische Berufe.
"Kann ich Euch was Gutes tun?", begrüßt sie Geschäftsführer Thomas Ziegler von dem Kulmbacher Unternehmen WBG, das Anlagen für Abwasser, Badewasser, Betriebswasser und
Trinkwasser plant, baut und saniert. Beide lassen sich ausführlich über die Ausbildungsmöglichkeiten im Hause WBG aufklären. "Wasseranlagen ist ein spannendes Thema, das für mich noch Neuland ist", resümiert Tobias und sein Freund nickt ihm zu. Die beiden haben noch keine konkrete Vorstellung, sondern wollen sich erst einmal über die Vielzahl an technischen Berufen und Ausbildungsmöglichkeiten informieren.
Früh übt sich: Jennifer Gräbner (14) aus Mainleus, Rebecca Turbanisch (13) aus Marktleugast und Felicitas Feick (13) aus Wartenfels informieren sich über die Ausbildungsmöglichkeiten am Kulmbacher Klinikum. Die beiden Krankenpflegeschülerinnen Stefanie Motschmann und Eva Geißler sowie Stationsleiter Tim Petschke zeigen ihnen anhand einer Puppe, wie ein Überwachungsmonitor, der an ein Beatmungsgerät angeschlossen ist, funktioniert.
Rebecca hat schon einen klaren
Berufswunsch: "Ich will einmal Ärztin werden, weil ich gerne Menschen helfe. Bei einem Praktikum möchte ich in die Welt der Medizin hineinschnuppern." Ihre Freundinnen Jennifer und Felicitas haben noch keine so klaren Vorstellungen: Während erstere Medizin interessant findet und sich auch einen kreativen Beruf vorstellen könnte, meint Felicitas: "Vielleicht mache ich später mal was mit Sprachen."
Landrat Klaus Peter Söllner nutzt die Gelegenheit zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für den Wirtschaftsstandort Kulmbach, wo die heimlichen Gewinner, die hidden Champions, aber auch Weltmarktführer ihre Heimat hätten. Eine Messe, wie die Abitura, biete die Chance den jungen Menschen aufzuzeigen, welche immensen beruflichen Möglichkeiten es hier gebe. "Seht Euch um, aber kommt wieder zurück", ruft er ihnen zu.
In dasselbe Horn bläst auch Schulleiter Horst Pfadenhauer vom MGFG, für den die "Abitura" eine bewusstseinsbildende Maßnahme ist, sich der starken Industrieregion Oberfranken bewusst zu sein. "Sie ist aber auch ein kleiner Mosaikstein, um die Abwanderung aus der Region zu stoppen", stellt der Redner fest.