Angeklagter ermittelte auf eigene Faust

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Symbolbild.
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Wegen mehrerer umfangreicher Straftatenserien muss sich seit Mittwoch ein 33-jähriger kroatischer Staatsangehöriger vor dem Landgericht in Bayreuth verantworten. Unter anderem soll der Angeklagte einen schwungvollen Drogenhandel betrieben haben.

Als Dealer "arbeitete" er, um sich seinen Lebensunterhalt nach einem längeren Gefängnisaufenthalt zu sichern. Außerdem werden dem zuletzt ohne festen Wohnsitz lebenden Mann laut Anklage zahlreiche Diebstähle, Einbrüche, Sachbeschädigungen und Unterschlagungen zu Last gelegt, Seit Februar des vergangenen Jahres sitzt er erneut in U-Haft.

Wenn die Erste Große Strafkammer gleich fünf Verhandlungstage bis Anfang Februar anberaumt hat, dann deshalb, weil eine umfangreiche Zeugeneinvernahme notwendig wird. Nur einige wenige Straftaten räumte der Angeklagte ein, für den Großteil der Geschäfts- und Wohnungseinbrüche, der Diebstähle und Sachbeschädigungen will er nicht verantwortlich sein. Stattdessen wies er zum Prozessauftakt immer wieder auf seine angebliche Zusammenarbeit mit der Polizei hin, nur durch seine Hilfe hätten dabei einige Größen der örtlichen Drogenszene dingfest gemacht werden können.

Ob das alles stimmt, wird das Gericht in den kommenden Verhandlungstagen mit einer ganzen Reihe von Zeugen klären müssen. Fest steht allerdings, dass es der Mann in seiner Mission als "Geheimagent" ganz offensichtlich übertrieben hatte. Ohne sich vorher mit der Polizei abzustimmen zog er auf eigene Faust los und tätigte Drogengeschäfte im Sinne eines verdeckten Ermittlers. Er habe der Polizei helfen wollen, sagte er vor Gericht und konnte nicht verstehen, dass er sich nun auf der Anklagebank wiederfinde.

Dem 33-Jährigen wird unter anderem der Besitz von jeweils mehreren Gramm Crystal Speed, Marihuana und Haschisch vorgeworfen. Damit wurde er einmal in einer Spielothek, ein anderes Mal auf offener Straße von der Polizei angetroffen. Wenn überhaupt, dann seien die Drogen zum Eigenbedarf gedacht gewesen, niemals zum Weiterverkauf, so die Aussage des Mannes. "Ist doch klar, dass die nun alle sauer auf mich sind und mich dranbringen wollen, schließlich habe ich die ja alle hochgehen lassen", so der Angeklagte, der dabei die Namen einiger in jüngster Zeit wegen Drogendelikten verurteilter Straftäter nannte. Ob es allerdings wirklich der Angeklagte war, der die Betreffenden hochgehen ließ, werden erst die Aussagen der ermittelnden Polizeibeamten ergeben.


Mehrere tausend Euro Sach- und Entwendungsschaden

Was die Einbruchsserie betrifft, so räumte der Angeklagte unter anderem den Wurf eines Pflastersteins in das Schaufenster eines Münzfachgeschäftes in der Carl-Schüller-Straße ein. Zwei hochkarätige Silbermünzen im Wert von 200 Euro holte er sich aus der Auslage und veräußerte sie anschließend für 20 Euro in einer Kneipe in der Tunnelstraße.

Mit den Einbrüchen in zwei Tabakwaren- und Zeitungsgeschäfte in der Nibelungen- und in der Friedrichstraße mit mehreren tausend Euro Sach- und Entwendungsschaden will er dagegen nichts zu tun haben, ebenso wenig wie mit dem Einbruch in eine Wohnung und dem Diebstahl einer Spielkonsole und eines Computers. Auch das Aufbrechen eines Kellers in der Hölderlinanlage und der Diebstahl von zwei Kameras, Objektiven und zahlreichen Bekleidungsstücken im Gesamtwert von über 1500 Euro gingen nicht auf sein Konto.

Fast schon kurios mutete die Erklärung für den Diebstahl eines hochwertigen Mountain-Bikes aus dem Keller eines Wohnhauses an der Ludwig-Thoma-Straße an. Er habe das Fahrrad nach dem Besuch bei einem mutmaßlichen Drogendealer nur deshalb entwendet, um sich einen Vorsprung zu erarbeiten und schnell einen Notruf bei der Polizei absetzen können. Tatsächlich hatte er das Rad fein säuberlich abgeschlossen abgestellt: im Umfeld der Kneipe in der Tunnelstraße.

Die Verhandlung wird am Freitag mit der Einvernahme zahlreicher Zeugen fortgesetzt.