Alle sprechen Deutsch. Und trotzdem verstehen sie sich manchmal nicht.
Ich hatte eine Gruppenreise gebucht. Bislang hatte ich mit dieser Art des Verreisens gute Erfahrungen gemacht, und auch diesmal traf ich auf sehr sympathische Leute. Natürlich: Ein Depp ist immer dabei. Aber alles in allem hatten wir zusammen großen Spaß.
Als problematisch erwies sich allerdings, dass wir, obwohl alle aus Deutschland angereist, nicht immer die gleiche Sprache sprachen. So gut wie alle Teilnehmer kamen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Ausreißer waren nur Petra aus Baden-Baden und ich als Fränkin. Nicht genug damit, dass man mir einen nur schwer verständlichen Dialekt bescheinigte. Es kam auch immer wieder zu Missverständnissen, die Zeit betreffend.
Unser Reiseleiter war ein junger Rumäne, der einige Studiensemester in Sachsen verbracht hatte. Wenn er sagte: "Wir treffen uns um viertel zehn...", dann war für ihn und für mich die Sache klar. Meine Mitreisenden aber rätselten. Auch Petra aus Baden-Baden, denn die stammte eigentlich aus Brandenburg. Was genau meinte der Reiseleiter nur?
Noch ärger wurde es, wenn er ankündigte, dass die Führung durch die Kirche um drei viertel zwölf beginne. Das überforderten den Großteil der Gruppe komplett, und auch nach mehrfacher Erklärung, dass das nichts anderes heiße als das in der Heimat jener Menschen gebräuchliche "viertel vor zwölf", gab es immer wieder Nachfragen.
Ich fürchte, bis zu einem wirklich vereinten Europa wird es noch lange dauern. Solange solche Fragen noch offen sind, wird das nichts werden. Zumal wir ja zuallererst einmal bei uns in Oberfranken die Frage klären müssten, ob es denn nun "Küchla" heißt - oder "Krapfen".