2035: Das letzte Wirtshaus schließt

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Das Wirtshaussterben auf dem Land geht unvermindert weiter - und mit ihnen werden auch viele Schafkopfrunden heimatlos. Foto: BR-Archiv
Das Wirtshaussterben auf dem Land geht unvermindert weiter - und mit ihnen werden auch viele Schafkopfrunden heimatlos. Foto: BR-Archiv

Immer mehr Dorfwirtshäuser in Franken schließen für immer. Wenn der Trend sich fortsetzt, könnte unser Szenario für 2035 traurige Wirklichkeit werden.

Wagen wir einen Blick ins Jahr 2035. Die Schafkopfrunde, die wir jüngst zu ihrem 40-jährigen Jubiläum in der Wirtschaft "Räther" in Oberzettlitz besucht haben, spielt immer noch mit Mark und Pfennig - muss aber nun wohl oder übel in den heimischen Partyraum umziehen. Denn der Räther macht zu. Als letztes Dorfwirtshaus in der Region hat auch die Inhaber-Familie kapituliert.

Allergenkennzeichnung, elektronische Registrierkasse, Mindestlohn - das alles haben die Wirtsleute in den zwanziger Jahren des 21.Jahrhunderts noch einigermaßen schlucken können. Doch seit die Feuerwehr nebenan in ihrem nagelneuen Schulungsraum mit großer Küche regelmäßig aufkocht, die Hygiene- und Dokumentationsvorschriften noch einmal verschärft wurden, Energie- und Bierpreise in astronomische Höhen geschnellt sind und die neue 0,0-Promille-Grenze für alle die letzten Dämmerschöppler vergrätzt hat, haben auch die letzten Wirtshäuser dicht gemacht. Der Zettlitzer Wirt überlegt, ob er sich nicht auch so eine Drohne zulegt und auf die Lieferung von Speisen und Getränken frei Couch umsattelt...

Doch jetzt steht das Telefon nicht still bei ihm. Das Bayerische Fernsehen will für die Reihe "Der letzte seines Standes..." noch ein Porträt über ihn drehen. Und die Denkmalpfleger haben seine Wirtschaft unter Schutz gestellt - die nächsten Generationen sollen ja auch noch sehen, was früher einmal der soziale Treffpunkt eines Dorfes war. Wo sich die Menschen nach Feierabend oder dem Kirchgang zu geselligen Runden getroffen haben, wo man Taufe, Konfirmation, Hochzeit oder Leichenschmaus feierte. Doch dafür gibt's ja jetzt, 2035, Sportheime und Feuerwehrräume.