Wie jedes Jahr stehen bereits mit Beginn des Mai Hobbygärtner in Gärtnereien und Supermärkten Schlange, um sich mit allerlei Pflanzen einzudecken.
Laut dem Deutschen Wetterdienst war der April 2018 der wärmste seit 1890 - und das animierte viele noch mehr zu vergessen, dass eigentlich die Eisheiligen vor der Tür stehen. Forscher sind überzeugt davon, die KIima-Erwärmung ist nicht mehr weg zu diskutieren und der Klimawandel rast unaufhaltsam weiter.
Die Tage vom 11.bis zum 15. Mai zählen in der Meteorologie zu den eigenartigen Witterungsregelfällen, also zu Wetterlagen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten und deutliche Abweichungen darstellen. So ist neben der Schafskälte um den 11. Juni herum bei den Eisheiligen im Mai mit großer Sicherheit mit eintreffenden Wetterstürzen zu rechnen.
Früher fürchteten sich die Bauern vor diesen Tagen. Nachtfrost, Schneefall in der Mitte des
Monats Mai zerstörten die Blüten der Obstbäume und schadeten Pflanzen, die zu früh ausgesetzt wurden. Man weiß, dass es von 1570 bis 1630 und von 1675 bis 1715 besonders kalte Zeitabschnitte gab.
Im Gegensatz dazu gab es um das Jahr 1000 - und von 1200 bis 1300 richtige Warmzeiten. In den kalten Perioden waren somit die Vegetationsperioden kürzer, und wenn man zu spät aussäte, war die Ernte gering, wer zu früh aussäte, musste mit Frühlingsfrost rechnen.
Seit eine globale Erwärmung nachweisbar ist, werden die Zeitabschnitte, in
denen Obst und Früchte gedeihen, länger, die Frosteinbrüche seltener und
weniger heftig. Wenn - wie in diesem Jahr - die Temperaturen bereits sehr hoch
sind, werden diese oft durch kalte Polarluft unterbrochen.
Der Kontinent erwärmt sich zu diesem Zeitpunkt sehr rasch. Da sich das Meer allgemein
langsamer erwärmt als die Landmasse, kommt es zu Temperaturdifferenzen zwischen Festland und Ozean. Die warmen Luftströmungen des Festlands ziehen nach Norden. Dadurch werden wiederum eiskalte Luftströmungen aus den Polargebieten zu uns nach Mitteleuropa gedrückt. Wenn der Himmel klar ist, kann es dann zu Bodenfrost führen.
Die Tage der Eismänner oder Gestrenge Herren gehen auf jahrhundertelange Erfahrung und Wetterbeobachtungen zurück. Regional unterschiedlich findet man drei oder fünf Tage, an den die Eisheiligen zu uns kommen. "Pankraz, Servaz und Bonifaz sind drei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder", so besagt eine Bauernregel und nennt die drei Heiligen in der Mitte.
Mancherorts stellt man noch den Heiligen Mamertus zum 11. Mai voran und schließt mit der Kalten Sophie am 15. Mai: "Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist."
Doch dieses Wetterphänomen ist nicht nur auf Deutschland beschränkt. In Frankreich nennt man die Eismänner "saints de glace", in Italien "santi di ghiaccio", in Schweden "järnnatt" - und selbst an der Ostküste des USA sind diese Tage bekannt.
Doch was ist nun 2018? Sollen und dürfen die Hobbygärtner ihre Pflanzen ausbringen? Gegen die Frostschäden bei Obstbäumen und Weinreben ist der Mensch machtlos. Kommt das Kartoffelkraut vor den Eisheiligen, so muss mit Ernteausfall gerechnet werden.
Unsere heutigen Hobbygärtner machen sich weniger Gedanken um Obstbäume und Kartoffeln, denn das kauft man ja das ganze Jahr über im Supermarkt. Ihre Befürchtungen treffen Pflanzen, die früher kaum eine Rolle gespielt haben, nämlich Tomatenpflanzen, gepfropfte Gurkenpflanzen, Zucchini,
Paprika und natürlich Geranien.
Die Vorfahren dieser Pflanzen stammen aus Mittelamerika (Tomaten) oder Südafrika (Geranien), sind sehr frostempfindlich - und bereits bei vier Grad plus sind mit Schäden bei veredelten Gurken zu rechnen.
Aber wenn man im Internet bei Wettervorhersagen blättert, kann man den Eindruck gewinnen, die Eismänner mit ihrer Kalten Sophie kommen heuer nicht. Warten wir den Freitag (11. Mai) ab und beherzigen den Dienstag, den 15. Mai, und hören auf die Bauernregeln der Alten: "Pflanze nie vor der
kalten Sophie" oder in fränkisch "Die kalte Sophie macht alles hie". Doch so sicher scheint es doch nicht zu sein, denn wetterstatistisch gesehen ist eher der Zeitraum vom 21 bis 23. Mai anfälliger für Frost.
Ein Temperaturrückgang steht auf alle Fälle fest in den Prognosen - nachts
9 bis 11 Grad ab dem 11. Mai, wenn der Heiligen Mamertus kommt, aber ein richtiger Nachtfrost wird immer unwahrscheinlicher, wenn wir den Wetterfröschen glauben. Den letzten Mai-Schnee gab es 1991.Und wenn doch unerwartet die Eisheiligen voll zuschlagen, so hoffen wir, dass die Gärtnereien mit neuen Lieferungen parat stehen.