Zum 50. Mal als Wahlhelfer im Einsatz

2 Min
Günter Böhnlein ist seit 50 Jahren Wahlhelfer.Foto: Veronika Schadeck
Günter Böhnlein ist seit 50 Jahren Wahlhelfer.Foto: Veronika Schadeck

Günter Böhnlein ist seit 50 Jahren Wahlhelfer. Im Laufe dieser Zeit hat sich so einiges verändert.

Ohne sie geht gar nichts: Wahlhelfer organisieren, überwachen und ermöglichen demokratische Wahlen. Aber nicht viele Bürger wollen das machen. Wenn nun am Sonntag Bundestagswahlen sind, wird Günter Böhnlein aus Tschirn zum 50. Mal als Wahlhelfer im Einsatz sein. Und wenn um 18 Uhr die Wahllokale schließen, hat Günter Böhnlein - ebenso wie alle anderen Wahlhelfer - längst noch nicht Feierabend. Dann geht es ans Auszählen der Stimmen.

"Die Auszählung ist öffentlich", erzählt Böhnlein. Allerdings werde sich an diesem Abend - anders als bei den Kommunalwahlen - kaum jemand ins Wahllokal verirren. Um 18 Uhr wird im Wahllokal das Radio eingeschaltet, wo die ersten Prognosen laufen. "Ich frage mich, warum wir dann noch auszählen, wenn man doch schon vorher das Ergebnis weiß!", erzählt Böhnlein mit einem Schmunzeln.

Was sich im Laufe eines Wahlsonntags abspielen kann, weiß Günter Böhnlein nur zu gut. Er war erst 19 Jahre alt, als er sich am 11. Juni 1972 zum ersten Mal als Wahlhelfer meldete. "Ich war schon damals an Politik interessiert." Unvergessen ist für ihn dieser Tag. Denn damals trat seitens der Sozialdemokraten Heinz Köhler gegen den bekannten CSU-Kommunalpolitiker Karl Hundt an. Der Favorit stand mit Hundt damals fest. Umso größer war die Überraschung, als Heinz Köhler mit seinen rund 30 Jahren zum jüngsten Landrat in ganz Bayern gewählt wurde. "Damit hatte kaum jemand gerechnet", betont Böhnlein.

Seinen Job als Wahlhelfer macht der 64-Jährige nach wie vor gerne. Obwohl sich vieles geändert hat. In den Anfangsjahren, so erklärt Böhnlein, sei es üblich gewesen, dass viele Wähler ein kleines Trinkgeld hinterlassen haben. "Das ist jetzt vorbei - das wird auch nicht gewollt." Das Wahllokal sei früher am Sonntagvormittag nach dem Gottesdienst voller Bürger gewesen. "Wir mussten aufpassen, dass keine Wirtshausgespräche aufkamen", erinnert er sich. Aber auch das sei jetzt vorbei, da die Gottesdienstbesucher weniger werden.

Die Stimmen wurden damals auf einem Block erfasst und dann zusammengezählt. "Taschenrechner und andere Hilfsmittel gab es nicht." Im Endeffekt zählte, welche Partei das Rennen gemacht hat. Jetzt, so sagt Böhnlein, sei alles viel differenzierter. Beispielsweise wird neben der Partei jetzt auch gewertet, wie viele Bürger bei der Vergabe von Erst- und Zweitstimmen unterschiedlich gewählt haben, also beide Stimmen nicht an dieselbe Partei gehen - der Statistik wegen.
Briefwähler waren selten vorhanden. "Mittlerweile nutzen 25 Prozent der wahlberechtigten Tschirner die Briefwahl", weiß Böhnlein, der auch aus Briefwahlvorstand wirkt.

Seine Tätigkeit als Wahlhelfer sah Günter Böhnlein nie als ein "Sonntagsopfer", sondern als ehrenamtliches Engagement. "Ich mache das einfach gerne." Besonders gerne sei er bei Kommunalwahlen mit dabei: "Das ist einfach spannender." Die Bürger stehen dann nach 18 Uhr im Lokal, weil sie möglichst schnell erfahren wollen, wer zum Bürgermeister gewählt wurde beziehungsweise wer es ins kommunale Gremium geschafft hat. "Da ist eine ganz andere Stimmung als bei Bundestagswahlen."

Mittlerweile hat Günter Böhnlein auch den Trend in Tschirn mitbekommen, nämlich dass immer weniger Bürger ihr Wahlrecht nutzen. "Das ist schade." Wünschen würde er sich, dass in den vergangenen vier Wochen vor den Wahlen keine Prognosen mehr veröffentlicht würden. Böhnlein ist überzeugt, dass dies - gerade bei Landtags-, Bundestags- und Europawahlen - so manchen Unentschlossenen davon abbehält, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Die Folge sei, weniger Stimmen für die etablierten Parteien.

Nach Kriegswende, so weiß Böhnlein, lag die Wahlbeteiligung in seiner Heimatgemeinde zwischen 96 und 98 Prozent. Mittlerweile liege diese bei den Kommunalwahlen bei rund 80 und bei den Europawahlen bei etwa 50 Prozent. Vielen Menschen fehle der Bezug zu den Parteien. Dabei müssten gerade junge Menschen motiviert werden, zur Wahl zu gehen. Hier müssten schon im Elternhaus die Weichen dafür gestellt werden. "Nicht zur Wahl zu gehen, ist eine falsche Entscheidung." Denn die Bürger nehmen dann laut Böhnlein nicht ihr Recht wahr, über die Zukunft ihres Landes mit zu bestimmen.