Immer dienstags gegen halb eins geht Zara die Straße runter, um beim Mobilen Sozialladen der Caritas für wenig Geld ihren Einkaufskorb zu füllen. Sie muss sechs knurrende Mägen versorgen - mit dünnem Portmonee.
Für 17 Euro hat Zara am Treffpunkt eingekauft: Joghurt, Brote, etwas Putenfleisch, verschiedenes Obst und Gemüse. Alles Wichtige für ihren Haushalt mit sechs Personen. Im Supermarkt, selbst im günstigen, hätte sie das Drei- bis Fünffache gezahlt. Zaras monatliches Haushaltsbudget beträgt wenige Hundert Euro. Ohne den Mobilen Sozialladen der Caritas müsste sie Abstriche machen.
Alles bekommt Zara beim Mobilen Sozialladen nicht. Ihre Familie gehört dem Islam an, Schweinefleisch ist deshalb tabu. "Geflügel gibt es nicht immer. Aber da will ich mich gar nicht beschweren", sagt Zara. Etwas Pute oder Hähnchen kauft sie meist zusätzlich im Supermarkt ein. Vor allem für einen ihrer Söhne, der Kraftsport macht. Da brauche man viel tierisches Eiweiß, sagt Zara und modelliert mit der linken Hand eine Bizepskugel auf ihrem rechten Arm.
Heute hatte sie Glück: Zwei Päckchen Pute hat sie beim Verkaufswagen der Caritas bekommen.
Egal ob schwarz, braun oder weiß Der Zufall bestimmt das Angebot: Mal gibt es Mehl, mal nicht, mal Zucker, mal Salz und mal andere Gewürze. Je nachdem, was die rund 60 Supermärkte abzugeben hatten, bei denen die Caritas ihre Lebensmittel für den günstigen Verkauf bezieht. "Sie können eben auch nicht mehr geben als das, was die Leute spenden. Aber kurz gesagt: Ich bin wirklich zufrieden. Das Angebot hilft mir sehr", sagt Zara.
Sieben Leute kamen an diesem Dienstagmittag zum Verkauf am Treffpunkt. Darunter mehrere Rentner und einige syrische Asylbewerber, die in der Kommune untergekommen sind. Man unterhalte sich oft, sagt Zara und meint: "Ach Gottle, wir verstehen uns alle sehr gut.
Auch mit dem Personal des Wagens." Die türkischstämmige Frau spricht mit fränkischem Dialekt. Sie lebt schon fast 40 Jahre in Deutschland, seit sie im Alter von fünf mit ihren Eltern in den 70er Jahren aus dem Osten der Türkei übersiedelte. Seit 1997 lebt sie in ihrem Ort, vorher in Kleintettau.
Rücksicht auf die Sprösslinge Zara fühlt sich im Ort gut aufgehoben. "Ich bin überall dabei" und "mit jedem gut", sagt sie. Ob die Menschen schwarz, braun, weiß, katholisch oder sonstwie seien, sie komme mit den meisten klar. Zara sagt von sich , dass sie ein offener Mensch ist: Bevor man Gedanken aufstaue und krank werde, meint sie, müsse man doch miteinander reden.
Manche Menschen mit wenig Einkommen nutzten das Angebot der Caritas nicht, obwohl sie darauf angewiesen seien, glaubt Zara. Wohl weil sie sich schämen.
"Aber es ist doch nichts Schlimmes dran", sagt die 44-Jährige. Ihren richtigen Namen nennen und fotografiert werden will sie allerdings nicht. Aus Rücksicht auf ihre Söhne, die noch zur Schule gehen und nicht zum Flurgespräch werden sollen.
Zara ist auf das Angebot der Caritas angewiesen, weil nur ihr Mann verdient. Sie selbst kann aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten. Sein Lohn als Hilfsarbeiter im Schichtbetrieb beträgt zwischen 1600 und 1700 Euro monatlich. Dazu kommen etwas unter 1000 Euro Kindergeld, 71 Euro Wohngeld und Unterstützung, wenn die Söhne Busfahrkarten für den Schulweg kaufen müssen.
Eine alte Last wirkt nach Für sechseinhalb Personen - die Tochter wohnt allein, bekommt aber etwas Unterstützung von den Eltern - ist das wenig. "Und ein Joghurt bei Aldi kostet um die 50 Cent. Beim Sozialladen sind es maximal zehn.
Das ist bei meinem Budget ein riesen Unterschied", sagt sie.
Die Familie ist auf jeden Euro angewiesen, kann keine Rücklagen bilden. Das hängt auch damit zusammen, dass noch alte Schulden aus einer missglückten Geschäftsidee bestehen. Jedes Jahr trudeln Briefe ein, in denen nach dem Einkommen gefragt wird. Nachwehen der Insolvenz, in die ihr Mann damals geraten ist. Selbst wenn er jetzt mehr als die 1700 Euro verdienen würde, viel übrig bliebe davon wegen der Schuldentilgung nicht. Auch Kredite von einer Bank sind nicht zu erwarten.
Das größte Kapital der Familie ist die Bildung der Kinder. Von den ältesten Söhnen ist der eine gut in Mathe und Physik, der andere kann mit Computern umgehen.
Für sie wünscht sich Zara: "Gesundheit natürlich." Aber auch, "dass sie später nicht mehr auf Hilfsangebote angewiesen sind."
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