Wie das Weihnachtsgeschäft in Kronach anläuft

3 Min
Rote Kugeln werden in diesem Jahr an vielen Weihnachtsbäumen hängen. Die Klassiker laufen bei "Schöss Zeuch" besonders gut. Foto: Steffens
Rote Kugeln werden in diesem Jahr an vielen Weihnachtsbäumen hängen. Die Klassiker laufen bei "Schöss Zeuch" besonders gut.  Foto: Steffens

Weihnachtszeit ist Einkaufszeit. Bevor am Heiligabend die Ruhe am Baum genossen wird, wechseln Wunschzettel, Euros und Waren den Besitzer. Der Kronacher Handel profitiert, leidet aber teilweise unter den milden Temperaturen.

Weiße Weihnacht, das wird wohl wieder nix. Geschenke müssen trotzdem unterm Baum liegen. So stürzen sich die Kronacher ins Getümmel, das beim Textilhändler noch verhalten, im Buchhandel schon üppig ausfällt. Aber: Viele verlassen zum Einkauf kaum noch das Haus, wie Sabine Köppel vom oberfränkischen Handelsverband weiß. Denn jeder neunte Euro wird im Internet ausgegeben. Bei Weihnachtsschmuck allerdings führt am persönlichen Einkauf nichts vorbei.

Was am Baum schön aussehen soll, muss direkt beäugt werden. Davon profitiert "Schöss Zeuch"-Geschenkartikel in der Oberen Stadt. Viele beleuchtete Sterne in weiß und rot gehen über die Ladentheke. Es gibt auch Schmuck in allen knalligen Farben des Regenbogens. Aber das Schlichte, weiß Betreiberin Ute Fischer, ist heuer am beliebtesten. So auch die klassischen, roten Christbaumkugeln.

Gesellschaftsspiele statt Winterjacken

Schon seit September decken sich die Kronacher bei Fischer mit Raumschmuck für die Festtage ein. "Toi, toi, toi, es ist sehr gut angelaufen", sagt die Besitzerin. Ebenfalls im September hat sie das Geschäft an der Lucas-Cranach-Straße erst bezogen. Mindestens fünf Kunden in den fünf Minuten, die der Reporter im laden verbringt, bezeugen den Erfolg.

Das Kaufhaus Weka reagiert auf fehlenden Frost. Winterjacken werden günstiger. "Das ist eigentlich sehr ungewöhnlich vor Weihnachten", sagt Geschäftsführer Jochen Friedrich. Bei Temperaturen um zehn Grad plus schwindet der Bedarf im gesamten winterlichen Segment bei Textilien und Sportartikeln. Gut liefen Lernspiele für Kinder und generell Gesellschaftsspiele. "Man kann einen Trend beobachten, dass Familien wieder mehr gemeinsam machen", glaubt Friedrich. Ein Kassenschlager sei das offizielle Spiel des Jahres 2014, "Camel-Up".

Bei der Kronacher Buchhandlung "Lesezeichen" wird der Reporter am Telefon vertröstet: "Keine Zeit, der Laden ist voll." Ein Indikator für ein mindestens zufriedenstellendes Weihnachtsgeschäft. Aus aktuellen Bestseller-Listen geht hervor, was die Buchhändler besonders gut absetzen: Für Kinder und Jugendliche ist es ein neuer Teil von "Gregs Tagebuch". Erwachsene legen sich vermehrt Hape Kerkeling oder Ken Follett unter den Baum - gern auch digital für das E-Book.

Verlobungsring zum Fest

Ulrike Reitberger vom Kronacher Juweliergeschäft Müller ist mit dem Start des Weihnachtsgeschäfts zufrieden. Aber "Bilanz ziehen kann man erst am 31. Dezember", sagt sie. Vor Weihnachten ließen sich die meisten Käufer bis auf den letzten Drücker Zeit. Vor allem unsere männlichen Leser werden das kennen. Gut laufen in diesem Jahr Sammelarmbänder, etwa von Thomas Sabo, aber auch Uhren.

All das am besten in Silber: "Das hat zum einen mit dem hohen Goldpreis zu tun. Zum anderen ist es eine modische Frage", sagt Reitberger. Übrigens, sagt sie, liefen auch Verlobungsringe zur Weihnachtszeit sehr gut.
Das Zwei- bis Dreifache des üblichen Geschäftsumsatzes generieren die Einzelhändler während des Weihnachtsgeschäfts, schätzt Johannes Fehn, Kreisvorsitzender des Kronacher Einzelhandelsverbands. Ob es in diesem Jahr gut oder schlecht läuft, will er noch nicht bewerten. Er erhofft sich viel von diesem letzten Adventswochenende. "Zumal Weihnachten heuer gut liegt. Da könnte am Montag und Dienstag noch einiges drin sein", schätzt Fehn. Spuren am stationären Handel hinterlasse das Internet "jedes Jahr ein bisschen mehr", weiß Fehn, der auch Geschäftsführer des Ledergeschäftes Kestel in der Kulmbacherstraße in Kronach ist.

Vor allem in der Textilbranche hätten lokale Händler es heuer schwer, stimmt er Jochen Friedrich von der Weka zu: "Handschuhe und dicke Winterjacken verkaufen wir nur schleppend", meint Fehn.

Keine Umtausch-Orgien mehr

Einen Überblick zur Lage in Oberfranken gibt Sabine Köppel, Bezirksgeschäftsführerin des oberfränkischen Handelsverbandes: 5,8 Milliarden Euro setze der stationäre und Versandhandel im Regierungsbezirk jährlich um. 20 Prozent davon während des Weihnachtsgeschäfts von Anfang November bis Anfang Januar. "Allerdings kaufen die Leute in den vergangenen Jahren immer kurzfristiger vor dem Fest ein", sagt Köppel. Positiv sei, dass immer weniger zurückgegeben werde. Dass "die Umtausch-Orgien vorbei sind" liege auch daran, dass ein Viertel der Geschenke aus Gutscheinen oder Bargeld bestehe, so Köppel. Das beschere den Händlern oft einen sehr starken ersten Einkaufstag nach den Weihnachtsfeiertagen.

Die Konkurrenz aus dem Internet, über die Einzelhändler klagen, kann die Expertin beziffern. "Jeder neunte Euro geht ins Netz", sagt sie. Das macht rund zehn Prozent Umsatzeinbußen für den Traditionshandel. Wenig Sorgen, relativiert Köppel, müsse man sich in der Weihnachtszeit vor allem um Uhren- und Schmuckhändler machen. In der Elektro-Industrie liefen vor allem tragbare Tablet-Computer, weniger hingegen Fernseher.

Schlecht steht es um das Weihnachtsgeschäft nicht - und immerhin sind noch ein paar Tage Zeit. Es gibt ja auch einige, die erst am 24. losziehen, um Geschenke zu besorgen. Fürchten, zu erfrieren, müssen die jedenfalls nicht.