Seit 1. April haben die Ärzte zwei Minuten Zeit, um zu entscheiden, ob ein Patient in der Notaufnahme überhaupt richtig ist.
Viele Notaufnahmen in Krankenhäusern sind überfüllt. Abhilfe soll nun eine neue Regelung schaffen: Ab dem 1. April gilt die sogenannte Abklärungspauschale. Ärzte in den Notaufnahmen sollen demnach kurz abklären, ob der Patient wirklich eine Notfallbehandlung braucht, oder ob eine ambulante Hilfe reicht. Dafür bekommt das Krankenhaus eine Pauschale von 4,74 Euro am Tag und 8,42 Euro in der Nacht. Das entspricht einer Arzt-Zeit von gerade einmal zwei Minuten.
Was steht hinter der Regelung?
Doch warum die Neuregelung? Knapp die Hälfte aller Patienten, die eine Notaufnahme aufsuchen, sind keine Notfälle. Und: Viele deutsche Notaufnahmen sind chronisch überfüllt. In einem Bewertungsausschuss haben der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Spitzenverband), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) über die Neuregelung verhandelt.
Laut einer Stellungnahme sehe der Vorstand der KVB diese neue Regelung sehr differenziert und hält die in Umsetzung befindliche Neustrukturierung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes für eine bessere Lösung, um die Notaufnahmen zu entlasten.
Doch seit dem 1. April ist die Abklärungspauschale nun da? Wie handhabt die Helios-Frankenwaldklinik in Kronach die neue Regelung? "Unsere zentrale Notaufnahme steht rund um die Uhr allen Patienten offen, die Hilfe ersuchen", erklärt Stephan Zeidler, Pressesprecher der Helios-Frankenwaldklinik. Dabei sei es sowohl ihr Anspruch als auch ihre Verantwortung, Patienten gründlich zu untersuchen und zu diagnostizieren, ob sie stationär aufgenommen werden müssen oder durch die niedergelassenen Kollegen weiterbehandelt werden können.
Es wird niemand abgewiesen
"Die Reihenfolge der Behandlung richtet sich in der Notaufnahme ausschließlich nach medizinischen Kriterien, insbesondere nach der Dringlichkeit und der Schwere der Erkrankung", erklärt Zeidler.
Das gelte für Patienten, die die Frankenwaldklinik selbst aufsuchen, genauso wie für Patienten, die über die Rettungskräfte eingeliefert werden. "Eintreffende Patienten mit leichteren Erkrankungen werden selbstverständlich medizinisch versorgt und nicht abgewiesen", stellt der Pressesprecher klar.
Wann Patienten die Notaufnahme aufsuchen solltenEntlastung Patienten können zur Entlastung der Notaufnahmen beitragen, in dem sie bei nicht akuten Fällen die Nummer des Kassenärztlichen Notdienstes wählen (116 117).
Notfälle Bei diesen Symptomen sollte die Notaufnahme aufgesucht werden: Sehverlust, akute Atemnot, akut auftretender Brustschmerz, Frakturverdacht, akute Blutungen, Lähmungserscheinungen.
Bei Notfällen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder schweren Unfällen soll sofort der Rettungsdienst unter der 112 alarmiert werden.
lk
Meinung: Medizin braucht ihre ZeitZwei Minuten, um abzuklären, ob ein Patient berechtigt ist, in der Notaufnahme zu sitzen, oder eben nicht. Eine absolute Frechheit! Wie stellen sich die Verantwortlichen das vor? Vielleicht eine Art Speed-Dating? Der Patient kommt ins Sprechzimmer. Noch bevor er was sagen kann, drückt der Arzt die Stoppuhr. Die zwei Minuten laufen. Für Smalltalk und Persönliches keine Zeit.
In Windeseile fragt der Arzt Beschwerden und Vorerkrankungen ab. Die Uhr tickt. Viel Zeit zum Antworten hat der Patient nicht. Und Zack sind die zwei Minuten vorbei. Nun die alles entscheidende Frage: Darf der Patient bleiben oder muss er gehen? Eine Frage, die etwas abgeändert auch am Ende eines Speed-Datings auftauchen könnte. Doch nicht zu vergessen: Bei der Abklärungspauschale geht es nicht - wie beim Speed-Dating - darum, mit wem ich noch einen Kaffee trinken gehe und ein Schwätzchen halte. Im Ernstfall entscheidet ein Arzt innerhalb dieser zwei Minuten über Leben und Tod. Denn eine gründliche Untersuchung ist in dieser Zeit definitiv nicht möglich.