Seit mehreren Jahren lädt der Kreisverband Kronach des BBV die Redaktion des FT auf die Bauernhöfe im Landkreis ein, um einen Einblick zu gewähren.
Ein bisschen ist es wie in einem Science-Fiction-Film: Ein großer Container schwebt durch einen Stall. Links und rechts recken Kühe ihre Köpfe durch das Gitter. Doch noch gibt es nichts zu Essen. Zu allererst kehrt der Container die Reste vom Mahl zuvor weg, danach bekommen die Jungkühe ihr Futter - eine Mischung aus Heu, Gras- und Maissilage sowie Getreideschrot und Mineralfutter.
Als das Futter verteilt ist, schwebt der Container zurück und mischt automatisch aus verschiedenen Behältern das Futter für die nächste Runde zusammen. Ein Szenario wie aus einem Science-Fiction Film oder gar komplett Zukunftsmusik?
Nichts da. Auf dem Hof von Jürgen Dressel in Effelter ist das möglich - und noch viel mehr. Erst im Januar bezog der Landwirt mit seinen 36 Kühen und 50 Jungtieren den neu gebauten Stall am Ortsrand von Effelter. "In der Ortschaft waren wir eingeengt. Auch die Zufahrt war sehr beschränkt", erklärt er. Nach fast einem Jahr Bauzeit wurde der Stall vor drei Monaten fertig. Mit Strom- und Wasseranschluss hat der Landwirt bis jetzt gut eine Million Euro investiert. Die Silos, die noch entstehen sollen, und eventuell Photovoltaikanlagen sind da noch gar nicht mit eingerechnet. Die einzelbetriebliche Förderung liegt laut Dressel bei 220 000 Euro. "Normalerweise sind es 20 Prozent wie in der Industrie auch. Aber die Förderung ist bei einem solchen Bau nach oben hin begrenzt", erklärt Erwin Schwarz, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands. Er freue sich darüber, dass Landwirte im Landkreis in größere Ställe investieren. Aktuell gebe es noch 140 Milchviehbetriebe. Die Anzahl der Kühe nimmt laut Schwarz jährlich um drei Prozent ab. "Jeder Stall ist wichtig", erklärt er.
Melkroboter übernimmt die Arbeit
Nach einer kurzen Streicheleinheit bei den drei Wochen alten Kälbchen geht es weiter zu dem Melkroboter - voll automatisch versteht sich. Gerade versucht er die vier Zitzen am Euter der Kuh zu finden. Geschafft. Und schon läuft die Milch in ein Sammelbecken, von wo sie durch circa 15 Meter lange Rohre in den Milchtank befördert wird. Alle zwei Tage wird die Milch abgeholt. "Die Kühe können zum Melken kommen, wann sie wollen", erklärt Dressel. Seit dem letzen Melken müssen jedoch mindestens acht Stunden vergangen sein, sonst wird die Kuh nicht in den "Warteraum" vor dem Melkstand gelassen. "Jede Kuh hat ein Halsband an. Das Tor vorne erkennt, welche Kuh ein Anrecht darauf hat, gemolken zu werden und lässt sie dann rein", erklärt Dressel.
Zwei bis drei Mal täglich können die Kühe zum Melken kommen. Acht Minuten bleibt eine Kuh durchschnittlich im Melkstand. "Im Schnitt geben Milchkühe 24 Liter am Tag - die einen mehr, andere weniger", erklärt der Kreisobmann.
Pro Liter Milch bekommt ein Landwirt laut Schwarz momentan 34 Cent: "Das ist zwar nicht überwältigend, aber zumindest sind die Kosten gedeckt." Von einem Gewinn sei dabei noch lange nicht zu sprechen. Wenn der Preis wieder an der 40-Cent-Marke kratzen würde, würde es auch wieder Spaß machen. "Doch Wunsch und Wirklichkeit liegen einfach zu weit voneinander entfernt", meint Schwarz. 40 Cent pro Liter Milch könnten allein wegen des Mengen- und Preisdrucks momentan nicht erreicht werden.
Vom Händischen ins Büro
Auf einem Bildschirm neben dem Melkstand liest Jürgen Dressel ab, welche Kuh wann zum letzten Mal gemolken wurde und wo sie sich gerade aufhält. Auch wieviel Milch jede einzelne Kuh den Tag über gegeben hat, kann Jürgen Dressel abrufen. "Wenn eine Kuh auf einmal viel weniger Milch gibt, sehe ich, dass es ihr nicht gut geht."
Die Arbeit hat sich für den Landwirt mit dem Einzug der Technik verlagert: Was er im vergangenen Jahr noch mit der Hand machen musste, übernehmen jetzt Maschinen. Eine große Zeitersparnis? "Die Zeit, die ich sonst im Stall verbracht habe, verbringe ich jetzt vor dem Computer. Vom Händischen ab ins Büro", sagt der Landwirt und lacht.
Alles für ein besseres Image"Das Image der Landwirte ist nicht immer das beste. Es wurde Zeit, dass etwas getan wird", stellt Erwin Schwarz, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, fest. Seit vergangenem Jahr gebe es eine Image-Kampagne, die das Ansehen von Landwirten verbessern soll. "In den Großstädten ist die Kampagne angekommen. Aber im ländlichen Raum überhaupt nicht", ärgert sich Erwin Schwarz.
Am 19. April 2016 wurde dafür der Verein "Unsere Bayerischen Bauern" gegründet. Die Kampagne dazu startete im September. Viele Bauern aus Bayern haben dafür ihre Hoftore geöffnet und einen Einblick in die tägliche Arbeit gegeben. Kurze Imagefilme, die dafür gedreht wurden, zeigen alle landwirtschaftlichen Bereiche und erklären, wie sie funktionieren. "Besonders stolz sind wir, dass unter den sieben Betrieben auch einer aus dem Landkreis dabei ist", sagt Schwarz.
Klaus Siegelin aus Tiefenklein, Landwirt und stellvertretender Kreisobmann, wurde einen Tag bei seiner Arbeit begleitet. Bei ihm lag der Schwerpunkt auf dem Getreideanbau. Er wirbt mit dem Slogan "Es ist mir eine Ähre für Sie zu arbeiten" für das Image der Landwirte.
ImagekampagneAuf der Internetseite
www.unsere-bauern.de gibt es weitere Informationen rund um die Kampagne und auch alle Imagefilme zum Anschauen.