Seit Oktober ist Franziska Neumann (24) Ansprechpartnerin in der Koordinierenden Kinderschutzstelle des Landratsamts. Sie gibt (werdenden) Eltern Hilfestellung - oder weiß, wo diese zu finden ist. Damit kein Kind leiden muss.
Familie werden und Familie sein, ist fordernd. Manchmal sogar überfordernd. Nicht wenige Eltern brauchen Hilfe bei Fragen zu Kindergeld und Betreuungsangeboten oder der Suche nach einer Hebamme. In solchen Fällen hilft künftig Franziska Neumann (24) weiter. Seit Oktober ist sie die Ansprechpartnerin bei der Koordinierenden Kinderschutzstelle (KoKi) im Landratsamt Kronach. Am heutigen Internationalen Tag der Kinderrechte wollen wir ihre Arbeit vorstellen.
Ein bisschen kahl ist das Büro im ersten Stock des Landratsamtes noch. Eine grüne Tischpflanze ist bislang der einzige persönliche Gegenstand der jungen Coburgerin. Aber für den Besuch ist gesorgt: In einer Kiste liegen Kinderspielzeug und einige Kuscheltiere bereit. Ein Flipchart ist schon Leinwand für Kinderzeichnungen geworden - zeigt ein Haus, eine Sonne, Bäume ... Die Gäste sollen sich wohlfühlen. Niederschwellig soll das Angebot sein, damit sich niemand scheut, mit seinen Problemen zur KoKi zu kommen. Die Beratungen sind kostenlos, zudem müssen keine Anträge gestellt werden.
Franziska Neumann hat schon vor ihrem Studium der Sozialen Arbeit in Coburg ehrenamtlich in der offenen Behindertenarbeit geholfen. "Da habe ich gemerkt, dass es mir Spaß macht, mit Menschen zu arbeiten", sagt sie. In ihrem neuen Beruf ist das unverzichtbar. "Gemeinsam hinsetzen, zuhören - und auf lange Sicht sehen, dass Familien selbst lernen, wo sie welche Hilfe herbekommen", beschreibt sie einen der zwei Schwerpunkte ihrer Arbeit.
Passgenaue Hilfen
Schwangere und Familien mit Kindern bis zu drei Jahren sind Zielgruppe der Koordinierenden Kinderschutzstelle, die es seit 2010 im Kreis Kronach gibt. Die Stelle dient als Anlaufpunkt für Schwangere, Alleinerziehende, junge Mütter und Väter sowie allgemein Eltern.
(Präventive) Einzelfallhilfe ist der Fachbegriff für das, was Franziska Neumann leistet. Es beginnt mit einem unverbindlichen Treffen, "dann schaue ich: Was für ein Hilfebedarf besteht? Und welche Stellen im Landkreis bieten passgenaue Hilfen an?" Neumann vermittelt weiter an die passenden Ämter oder Stellen: Eine werdende Familie weiß nicht, wo sie finanzielle Unterstützung beantragen kann? Neumann stellt Kontakt zur Schwangerenberatung her, die wiederum Eltern-, Kinder- und Landeserziehungsgeld beantragen kann. Entweder die 24-Jährige weiß, wer der richtige Ansprechpartner ist. "Oder ich find's raus."
Wenn sie nicht gerade Familien berät, fungiert die Coburgerin als Mittlerin zwischen Fachstellen rund um Themen der Familie und der Belange von Heranwachsenden - damit auch diese wissen, welche Kompetenzbereiche in der Region vorliegen und wo die Zuständigkeiten sind.
Die KoKi arbeitet mit allen Einrichtungen und Institutionen im Landkreis Kronach zusammen, die mit Kindern arbeiten, um rechtzeitig Risiken zu erkennen und frühe Hilfen anzubieten. Belastungen sollen gemindert und Unterstützungsbedarfe bei Eltern und Kindern erkannt und beigelegt werden. Derzeit betreut Franziska Neumann zwischen zehn und 15 Familien. Darunter sind junge Mütter, Alleinerziehende oder Familien aus sozial schwachen Verhältnissen, die wenig Unterstützung aus ihrem Umfeld haben. Angst vor Stigmatisierung muss niemand haben: Franziska Neumann betont, dass sie der Schweigepflicht unterliegt. "Nichts dringt ohne Absprache nach außen. Auch nicht an andere Beratungsstellen."
Hilfe für Schwangere - anonym!
Im Zuge der mutmaßlichen mehrfachen Kindstötung durch eine Mutter in Wallenfels stellte sich jüngst die Frage nach einer möglichen Überforderung der 45-jährigen Verdächtigen mit ihren Schwangerschaften.
Eine Stelle wie die KoKi kann auch Müttern helfen, die sich dagegen entscheiden, ihr Kind zu behalten. Kann vermitteln an die Schwangerenberatung, die wiederum Schwangerenkonfliktberatung leisten könnte. "Das kann alles anonym stattfinden. Es gibt sogar die Möglichkeit zur vertraulichen Geburt, ohne dass eine Mutter ihren Namen oder sonstige Daten angeben müsste", weiß die Expertin. Anschließend könne eine Adoption erfolgen. Zu Schaden kommen muss - auch dank KoKi - kein Kind im Kreis Kronach.
Info: KoKi Kreis Kronach
Das Programm "Koordinierende Kinderschutzstellen" (KoKis) wird vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen gefördert. Ziele des Förderprogramms sind, die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken, nachhaltige Ressourcenaktivierung von Familien zur bestmöglichen Förderung des Kindes, frühes Erkennen von Überforderungssituationen und gezielte Unterstützung von Eltern in belastenden Situationen. Franziska Neumann ist unter Telefon 09261/ 678 342 zu erreichen.