Dem angeklagten Polizeibeamten wird Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und vorsätzliche Körperverletzung vorgeworfen.
Der Mann schweigt zu den Tatvorwürfen. Die Frau soll vor ihrem eigenen Ehemann "große Angst" gehabt haben. Ein Arbeitskollege, eine Polizeibeamtin und eine Ermittlungsrichterin schildern in ihren Zeugenaussagen vor dem Landgericht Coburg die Angst und die seelische Anspannung einer 47-jährigen Verkäuferin aus dem Raum Kronach, die ihren Ehemann wegen Vergewaltigung anzeigte.
Im Dezember 2015 heiratete die Frau den 55-jährigen Polizeibeamten, der ebenfalls aus dem Raum Kronach stammt. Schon bald gab es die ersten Unstimmigkeiten. Auf ihrer Arbeit habe sie erfahren, dass ihr Ehemann sie mit anderen Frauen betrogen haben soll, schilderte die Frau, die als Nebenklägerin in dem Prozess auftritt, vor Gericht.
Ihr Mann habe sie zudem mehrmals täglich auf ihrer Arbeitsstelle aufgesucht. Das ging so weit, dass sowohl der Chef der 47-Jährigen als auch ihre Arbeitskollegen den Betriebsablauf gestört sahen. Der Vorgesetzte suchte das Gespräch mit der Ehefrau und bat diese, die Besuche zu unterbinden. An den Ehemann habe er sich nicht so recht herangetraut, erklärte der Mann auf Nachfrage. Der sei sehr selbstbewusst und dominant gewesen und habe vorgegeben, wo es "langzugehen hat". Außerdem: "Wer legt sich schon gern mit der Polizei an?"
Ende November 2016 zog die Frau heimlich aus der gemeinsamen Wohnung aus - ihr Arbeitgeber, der auch professionell Umzüge durchführt, half ihr dabei. "Sie hat mir gesagt, sie habe riesen Angst vor ihm, er sei ja schließlich Polizist", erklärte ein Arbeitskollege, mit dem die Frau auch privat befreundet sei. Einmal habe sie ihm auf ihrem seitlichen linken Oberschenkel drei große blaue Flecken gezeigt, die von ihrem Mann stammen sollten. "Sie hat öfters erzählt, dass es zu Hause Streit gegeben habe", erklärte er. Einmal sei sie ihm über den Hof entgegen gekommen und habe geheult. "Sie hat mir erzählt, ihr Mann habe sie mit der Faust auf die Nase geschlagen." Auch von einem Übergriff sexueller Art, der im März 2017 stattgefunden haben soll, berichtete er. "Sie hat früh auf der Arbeit angerufen und gesagt, er habe Sex gewollt, sie aber nicht." Eine Polizeibeamtin und die Ermittlungsrichterin schildern detailliert, was an dem fraglichen Tag passiert sein soll: Der Polizist habe sich in der Küche der Wohnung seiner Frau entblößt, ihr an die Brust gefasst und sie anschließend im Wohnzimmer auf die Couch gestoßen. Zum gewaltsamen Geschlechtsverkehr sei es nur deshalb nicht gekommen, weil die Ehefrau einen "Heulanfall" oder "Schreikrampf" bekommen habe und sich ins Badezimmer flüchten konnte. Die 47-Jährige erstattete daraufhin Anzeige.
Damit brachte sie den Stein ins Rollen: Die Staatsanwaltschaft Coburg wirft dem Mann Vergewaltigung in Tatmehrheit mit versuchter Vergewaltigung, sexueller Nötigung und vorsätzlicher Körperverletzung vor. Eine zweite Frau soll von dem Angeklagten körperlich und sexuell bedrängt worden sein, einer weiteren Frau soll er Hämatome zugefügt haben. Seine Ehefrau soll zudem von ihm zum Oralverkehr gezwungen worden sein. Der Angeklagte schweigt bisher zu den Tatvorwürfen. Eine Hausärztin dokumentierte die Schwellungen an der Nase der Frau, die von einem Schlag ihres Mannes herrühren sollen. Auch ein Hämatom an der Stirn wurde dokumentiert. "Die Verletzungen können nicht nur einen einzigen Schlag verursacht worden sein", sagte die Ärztin auf Nachfrage durch einen der beiden Gutachter, die in dem Prozess zu Rate gezogen werden. "Sie war sehr angespannt, sehr belastet", erklärte ihr Vorgesetzter. Sie habe vor ihrem Mann große Angst gehabt und sich einmal geäußert, dass sie froh sei, dass er in Untersuchungshaft sitze.
Auch eine Polizeibeamtin aus Kronach, die die 47-Jährige in einem neutralen Raum außerhalb der Polizeidienststelle vernommen hatte, schilderte: "Sie hatte richtig Angst, hat immer wieder zwischendurch geweint und gezittert und ist in Tränen ausgebrochen." Dabei habe die Ehefrau auch geschildert, dass der Polizist unter einem Gehirntumor leide und gedroht habe, wenn er "gehen müsse" auch andere "mitzunehmen". Außer der Dienstwaffe soll der Mann auch noch im Besitz weiterer Waffen gewesen sein. Anfang März war der Polizist deshalb mit einem großen Polizeiaufgebot in seinem Heimatort verhaftet worden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt in Nürnberg. Der Prozess wird fortgesetzt. Die nächsten Termine sind der 10., 17., 19. und 22. Januar sowie der 5. Februar (jeweils um 10 Uhr).