Über 40 Jahre im Haus der Kühe

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Bernd und Jutta Wich zieht es immer wieder zu ihrem "Kuh-Haus" im Frankenwald. Foto: Jürgen Schlee
Bernd und Jutta Wich zieht es immer wieder zu ihrem "Kuh-Haus" im Frankenwald. Foto: Jürgen Schlee
 
 

Die zwei Rheinländer Bernd und Jutta Wich machen jährlich vier Monate Urlaub in einem 90-Seelen-Dorf im Frankenwald.

Auf dem Tisch stehen kleine Gläser mit dem Vereinswappen von Fortuna Düsseldorf. Sie sind fast bis zum Rand gefüllt mit einem kühlen Düsseldorfer Altbier direkt aus dem Fass. Wer nun glaubt, die Gäste sitzen irgendwo am Rheinufer und genießen den Abend, täuscht sich. Die Szene spielt im gemütlichen Wohnzimmer eines ehrwürdigen Bauernhauses im 90-Seelen-Dorf Schlegelshaid, einem Ortsteil von Steinwiesen. Dort, auf 634 Metern Höhe, leben zwei Rheinländer, die sich vor mehr als 40 Jahren in das fränkische Mittelgebirge verliebt haben und seitdem bis zu vier Monate im Jahr hier verbringen.

Die Rede ist von Bernd und Jutta Wich, die eigentlich durch Bernds Vater, einem gebürtigen Oberrodacher, in die Region kamen. Richard "Fiffi" Wich hatte in Verbundenheit zu seiner alten Heimat ein Ferienhaus im Frankenwald gesucht und wurde 1971 in Schlegelshaid fündig.
Das frühere "Kürass"-Haus hatte es ihm angetan, die Lage im höchstgelegenen Frankenwalddorf und der weite Ausblick bis ins Fichtelgebirge machten ihm den Kaufentschluss leicht. Nach Sanierung des einstöckigen Frankenwaldhauses lockte dieses im Jahr 1972 die Eheleute Wich dazu, ihre Flitterwochen hier zu verbringen.

Mittlerweile kommen nicht nur Bernd und Jutta Wich mehrfach im Jahr in das Rodachtal, ihr Sohn und ihr neunjähriger Enkel Jannis empfinden das kuschelige Haus ebenfalls als zweite Heimat. Der im früheren Berufsleben für die Parks und Grünanlagen der Stadt Düsseldorf zuständige Endsechziger Bernd Wich schwärmte bei seinen Arbeitskollegen so sehr vom Frankenwald, dass diese hier schon mehrfach zu Arbeitstagungen zu Gast waren. Aber auch viele Freunde aus dem Umfeld der Eheleute Wich kommen immer wieder gerne hierher. Es gebe mittlerweile eine regelrechte Fangemeinde in Düsseldorf für die Frankenwaldhöhen.

Jutta, ebenfalls seit einiger Zeit im Ruhestand, hat als frühere Innenarchitektin ein feines Gespür für das Innere des etwa 150 Jahre alten Bauernhauses. Das genaue Alter lässt sich leider nicht mehr bestimmen, nicht mal Baupläne aus der Entstehungszeit sind mehr vorhanden. Schon am Hauseingang aber weist ein Schild zum "Kuhhaus" hin: Die Mutter von Bernd Wich wollte nach dem Kauf des Anwesens diesem eine besondere Note verleihen und so beschloss man in Anlehnung an den damals noch vorhandenen Kuhstall kleine Kuhfiguren zu sammeln.

Schnell wurde die Sammlung größer und alle Stücke fanden einen Platz in den Räumen des Hauses. Mit einem langgezogenen "Muhhhh" wird man am Eingang von einer Spielzeugfigur begrüßt. Sogar auf der Toilette und im Bad sind lustige Kühe zu bewundern. Lampenschirme, Teppiche, Wandbilder und viele kleine Dinge rund um die Kuh fanden in dem liebevoll eingerichteten Häuschen ihren Platz.

Bei der Sanierung wurde bewusst Wert darauf gelegt, den Charakter des Hauses nicht zu verändern. Die kleinen Sprossenfenster blieben ebenso erhalten, wie die knorrigen Holztüren oder die knarzenden Fußböden sowie die alte Holzstiege zu den Schlafräumen im Obergeschoss. Hier wo früher das Heu gelagert wurde, wird man früh von der Sonne geweckt und blickt weit über die Hügel des Frankenwaldes.

Es ist aber nicht nur die unvergleichliche Natur, die die Wichs begeistert, es sind vor allem die Menschen hier in der Region. "Obwohl wir Rheinländer sind, wurden wir sofort akzeptiert und werden so behandelt, als wären wir selbst Einheimische", erzählt Bernd Wich mit spürbarem Stolz. "Ich bin sogar Gründungsmitglied in der Blasmusik Neuengrün/Schlegelshaid und verpasse kein Spiel der "Wölfe" vom SV Wolfersgrün/Neuengrün." Wichtigster Ansprechpartner für das Ehepaar Wich ist dabei Ottmar Wiedel, der übers Jahr hinweg auf das Haus aufpasst und nach dem Rechten sieht.

Und wer weiß, vielleicht hören Jutta und Bernd Wich eines Tages doch auf den Rat des 95-jährigen Schlegelshaider Urgesteins Andreas "Addes" Wiedel, der jedes Mal wieder aufs Neue den Abschied schwer macht: "Ihr Leut, bleibt doch einfach ganz dou!"