Streit um Abwasser in Wüstbuch

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Ein Wüstbacher hat eine Kleinkläranlage, die angeblich nicht dem Stand der Technik entspricht. Wasser könne nicht absickern und flute eine Weide, werfen ihm die Nachbarn vor.
Ein Wüstbacher hat eine Kleinkläranlage, die angeblich nicht dem Stand der Technik entspricht. Wasser könne nicht absickern und flute eine Weide, werfen ihm die Nachbarn vor.
 
Roland Pensel und Gutachter Helmut Resch schauen sich das Rohrsystem unter Wüstbuch an.
Roland Pensel und Gutachter Helmut Resch schauen sich das Rohrsystem unter Wüstbuch an.
 

In Wüstbuch hängt der Dorfsegen schief. Zwei Parteien streiten über eine angeblich fehlerhafte Kleinkläranlage, eine geflutete Wiese und Schafe, die nicht weiden können.

Probleme mit dem Abwasser haben zwei Familien aus dem Kronacher Stadtteil Wüstbuch. So große, dass sie vor Gericht ausgetragen werden. Es geht um eine Wiese, die der Familie Mainz gehört. Und um Abwasser der Familie Pensel, das angeblich die Weide flutet, sodass die Fläche nicht genutzt werden kann. Etwas globaler gesehen geht es um Probleme mit der dezentralen Abwasserentsorgung. Ein klassischer Nachbarschaftsstreit.

"Leben und leben lassen" steht auf einem Papp-Plakat, das Roland Pensel an seine Garage gehängt hat. Schuld an dem Streit mit den Nachbarn von schräg gegenüber weist er von sich. "Ich halte mich an das Gesetz und die Regeln. Ich will keinen Ärger", sagt er. Der Wüstbucher betreibt - wie viele Bürger in den ländlichen Gebieten im Kreis Kronach - eine Kleinkläranlage, weil sein Grund nicht an das zentrale Abwassernetz angeschlossen ist.
Seine Kleinkläranlage hat die Aufgabe, Abwässer zu filtern und anfallende Flüssigkeit naturverträglich im Boden versickern zu lassen. Sie sei mehrfach von Gutachtern für zulässig befunden worden, meint Pensel.

"Kalter Krieg"

Dass die Anlage "nicht dem Stand der Technik" entspreche, meint Günther Mainz, der sich seit zwei Jahren im Rechtsstreit mit dem Nachbarn von schräg gegenüber befindet. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht eine Wiese, die Mainz nutzen will - zur Heugewinnung und als Schafweide. Das sei nicht möglich, weil die Wiese, so Mainz, "ständig unter Wasser steht." Schuld daran soll Pensel sein.

Die Situation ist eingefahren und das private Nachbarschaftsglück der Familien verwirkt. "Kalter Krieg", sagt Pensel. Und das, "obwohl unsere Mütter früher zusammen zur Arbeit gefahren sind", wie ein Sohn der anderen Partei sagt.

Der Streit wird wohl andauern

Ein Gutachter war gestern vor Ort, um die Situation zu bewerten: Ob die Wiese, die in einem Tal liegt, von Pensel oder wegen ihrer ungünstigen Lage geflutet wird. Und ob die Kläranlage und das Rohrnetz des Roland Pensel ordnungsgemäß angelegt sind. "Was läuft wohin ab und wird das Grundstück dadurch durchnässt?", formulierte Gutachter Helmut Resch die zu klärende Frage. Nachdem mehrere Kanaldeckel angehoben, Rohre und Abflüsse geprüft und Karten gewälzt wurden, kündigte Resch an, noch einmal mit einem Geologen anzurücken. Er könne nicht alle Facetten der Auseinandersetzung fachmännisch bewerten, ließ er anklingen. Man könnte meinen, der Streit der Pensels und der Mainzens wird andauern.

Dabei gäbe es eine Lösung des Problems, wie Günther Mainz meint: Den Stübengraben hinter der dauernd gefluteten Weide. Wenn beide Parteien ihr geklärtes Wasser hier hineinleiten würden, wäre der Kern-Streitpunkt geklärt. Die Lösung scheitert an Territorialgrenzen: Die Penzels müssten Rohre durch ein Grundstück der Mainzens legen und andersherum. Eine Einigung haben die Parteien bislang nicht gefunden.

Der zuständige Sachbearbeiter für Fragen zur dezentralen Abwasserentsorgung des Landratsamtes Kronach war gestern nicht zu erreichen.