Stockheimer Tankstellen-Überfall: Ein mulmiges Gefühl bleibt

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Karin Spindler hat über die Überwachungskameras ihre Tankstelle in Glosberg immer im Blick. Ein ungutes Gefühl bleibt trotzdem, der Täter gefasst wird. Fotos: Sandra Hackenberg
Karin Spindler hat über die Überwachungskameras ihre Tankstelle in Glosberg immer im Blick. Ein ungutes Gefühl bleibt trotzdem, der Täter gefasst wird.  Fotos: Sandra Hackenberg
Die OMV-Tankstelle wurde, trotz Überwachungskameras, überfallen.
Die OMV-Tankstelle wurde, trotz Überwachungskameras, überfallen.
 

Der Tankstellen-Räuber von Stockheim ist weiter auf freiem Fuß - zur Sorge benachbarter Betreiber.

Eine Kassiererin steht hinter der Kasse in der Stockheimer OMV-Tankstelle, die Kunden kommen herein, kaufen eine Schachtel Zigaretten oder etwas Süßes und zahlen ihre Tankfüllung. Zwei Tage nach dem Überfall, bei dem ein vermummter Motorradfahrer eine Mitarbeiterin mit einer Waffe bedroht und Bargeld in vierstelliger Höhe erbeutet hat, kehrt wieder der Alltag ein. Thema ist er dennoch.

"So etwas passiert leider", antwortet die junge Kassiererin, von einer Kundin auf dem Vorfall angesprochen. "Die Hauptsache ist, dass niemand verletzt wurde." Die Mitarbeiterin, die zur Tatzeit Schicht hatte - nach Informationen des Fränkischen Tags eine Aushilfe - ist am Dienstag nicht da.

Nur zwei Kilometer entfernt betreibt Karin Spindler ihre Agip-Tankstelle in Glosberg. Seit 45 Jahren ist sie im Geschäft - und bislang ohne Überfall. "Eingebrochen wurde bei uns schon oft - etwa acht Mal", berichtet die 65-Jährige. "Einmal wollten sie zur Eingangstür rein, haben es aber nicht geschafft. Da haben sie mit dem Brecheisen auf das Glas eingeschlagen. Das sah aus wie ein Einschussloch."

In die Gefühlslage der überfallenen Kassiererin kann sich Spindler gut hineinversetzen. "Vor etlichen Jahren kam ein Mann mit Motorradhelm rein, der komplett vermummt war", erinnert sich die Glosbergerin. "Dann hat er den Reißverschluss geöffnet und in seine Jacke gegriffen." Ihr sei vor Schreck fast das Herz stehengeblieben - doch anstatt einer Waffe habe der Mann lediglich seinen Geldbeutel herausgeholt.

Tankstelle wurde schon überfallen

Die Gedanken der Tankstellen-Betreiberin sind darum bei der betroffenen Aushilfe: "Ich hoffe, dass der Täter gefasst wird. Was er der Kassiererin angetan hat - und das wegen ein bisschen Geld..."

Eigentlich hat Spindler keine Angst, wenn sie in ihrer Tankstelle steht. Aber: "Seit ich von dem Überfall gehört habe, habe ich ein komisches Gefühl. Da wird einem schon mulmig." Brisant: Die Tankstelle in Stockheim wurde bereits vor drei Jahren überfallen. Der Täter hielt damals ebenfalls einer Angestellten eine Pistole entgegen, bevor er mit Zigaretten und einem dreistelligen Geldbetrag in ein Wohngebiet geflüchtet ist.

Im aktuellen Fall ist der Täter noch immer auf freiem Fuß. "Die Kripo geht derzeit Hinweisen nach, die sie von Zeugen bekommen haben", berichtet Christian Raithel vom Polizeipräsidium Oberfranken. "Trotzdem bitten die Kollegen weiter um Hinweise, die eventuell zu dem Mann mit dem dunklen Motorrad und der Lederkombination führen können." Denn, so hofft der Polizeihauptkommissar: "Es ist eher ungewöhnlich, zu dieser Jahreszeit überhaupt Motorrad zu fahren. Vielleicht ist er jemandem aufgefallen."

Kein Kennzeichen trotz Kameras

Zwar hätten Überwachungskameras an und in der Tankstelle den Räuber gefilmt. Der behielt jedoch seinen Motorradhelm während des Überfalls auf. "Bisher haben wir leider kein Kennzeichen. Das würde es natürlich vereinfachen", schildert Raithel und kündigt an, dass die Bilder gegebenenfalls bald veröffentlicht würden, falls die Fahndung erfolglos bleibt.

Warum Kameras keine Garantie dafür sind, einen Täter zu überführen, erklärt Spindler. Sie zeigt auf den Überwachungsmonitor in ihrem Büro: "Wir können uns zwar einen guten Überblick verschaffen, die Kennzeichen der Fahrzeuge erkennt man aus dieser Perspektive aber schlecht."

So könne es bei der benachbarten Tankstelle auch gewesen sein. Neben den Kameras und einer Alarmanlage gebe es jedoch noch weitere Sicherheitsmaßnahmen. Diese machen es laut Spindler sehr schwer, eine Tankstelle zu überfallen, ohne auf frischer Tat oder anschließend geschnappt zu werden. "Außerdem schöpfen wir unsere Kasse mehrmals täglich ab. Das bedeutet, dass die Ausbeute relativ gering ausfallen würde."

Trotzdem bleibt dieses mulmige Gefühl, vor allem morgens oder abends, wenn es dunkel ist. "Man darf sich nicht zu sehr mit so etwas befassen. Aber man denkt sich schon: ,Der nächste könnte ich sein.‘"