Auf der zweimal vollbesetzten Rosenbergalm wurde zum vierten Mal die Politik durch den Kakao gezogen. Das begeisterte Publikum spendete tosenden Applaus.
Kronach Die Kronacher Bürgermeisterwahlen in rund einem Jahr werfen ihre Schatten voraus. Die Nachfolge von Wolfgang Beiergrößlein, der nicht mehr kandidiert, will unbedingt die Zweite Bürgermeisterin antreten. "Vertretung, Vertretung, immer nur Vertretung - wenn ich nicht bald gewählt werde ...", tobte sie am Wochenende in der Rosenbergalm. "Eigentlich bin ich es schon, zumindest die Bürgermeisterin der Herzen", so Angela Hofmann.
Allerdings steht da noch die Podiumsdiskussion mit den weiteren Bewerbern aus. Und für die Interessierten dieser Veranstaltung sei bereits jetzt darauf hingewiesen, dass diese nicht im Schützenhaus, sondern im neuen Rewe-Markt stattfindet. Dort wird Angela Hofmann (CSU) an der Salattheke anzutreffen sein, die weitere Bewerberin Marina Schmitt (SPD) wird in der Waschmittelabteilung ihre Ziele erläutern und der männliche Mitkonkurrent Michael Zwingmann (Freie Wähler) wird seine Absichten als neues Stadtoberhaupt an der Fleischtheke vorstellen.
Etwas abgedämpft sollen trotzdem die vorstehenden Ausführungen werden, denn gefallen sind sie bei der vierten Auflage des Kronacher Derbleck'n. In Anlehnung an das Münchner Nockherberg-Starkbierfest wurde unter der Federführung eines heimischen Multitalents in Sachen Humor die örtliche Politprominenz und das Stadtgeschehen ganz schön aufs Korn genommen. Sein Name: Martin Panzer, Alter 46 Jahre, von Beruf Verkaufsleiter, einst Sitzungspräsident der Kroniche Fousanacht. Er ist der Initiator dieser vor vier Jahren ins Leben gerufenen Vorstellung. Er ist heute noch der Ideengeber, der Verfasser der Vorträge und selbst Mitwirkender. Und wie vor vier Jahren, so gehörte, neben Panzer auch diesmal wieder Tina-Christin Rüger, Martin Bittruf, Philipp Mahr, Nicolas Roth und Nikolai Hiesl zu einem Sextett, das die Almhütte zum Beben brachte. Stehende Ovationen gab es von den rund 320 Besuchern an zwei Tagen nicht nur am Schluss, sondern schon nach den jeweiligen Auftritten.
Mit "meine liebe in Saus und Braus lebende Gemeinschaft" betrat Bruder Barnabas als Erster den Weg zur Bühne. Die Rolle als Mönch verkörpert seit der ersten Stunde in nahezu unnachahmlicher Art der Faschingspräsident des TVE Gehülz, Martin Bittruf. Unnachahmlich unter anderem deshalb, weil er bei jeder passenden Gelegenheit Kontakt mit dem vor der Bühne sitzenden Personenkreis aufnimmt, man weiß auch nicht, wenn er ein falsches Wort ausspricht, ob dies versehentlich oder absichtlich geschah. So meinte er unter anderem zum Thema "Was sich der Bürgermeister in den Kopf setzt, setzt er auch durch", dass die Friedenskapelle auf dem Landesgartenschaugelände gebraucht, äh, gebaut wurde.
Stefans Blinker-Bude
Nicht klar gekommen sei er mit der Aussage des Stadtrates Jonas Geißler, dass der Sparkurs der Stadt weitergehe, aber intelligenter als in der Vergangenheit. "Ja, habt ihr den früher blöd gespart?"
Freuen könne sich das Lichtfestival "Kronach leuchtet", denn es kämen zwei neue Lichtpunkte in der Zeit vom 26. April bis 5. Mai hinzu. Zum einen sei dies das neue Feuerwehrzentrum in der Mittelstraße, auch Stefans Blinker-Bude genannt, und der neue Woco-Parkplatz in der Industriestraße. Das hier angebrachte Beleuchtungskonzept beeindrucke derart, dass, wenn es auf der Festung angebracht wäre, es bis nach Forchheim leuchten würde.
Unter den Klängen des bayerischen Defiliermarsches begrüßte der Macher des Spektakels, Martin Panzer, in seiner Paraderolle als Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber die Almhütte mit den Worten: "Meine lieben Stammtischbrüder, liebe Intelligenz und Politiker, lieber Gesangsverein." Hart ins Gericht ging er mit seinen beiden Nachfolgern Seehofer - auch Erfinder des WLAN-Kabels - und Söder. Die hätten innerhalb von nur sechs Monaten das Wahlergebnis der CSU auf 37 Prozent runtergefahren. Dies seien weniger Prozentpunkte als der 1. FC Nürnberg in der Bundesliga Gegentore kassiert hat. "Darüber ärgere ich mich, weil ich mich noch nicht im Grab umdrehen kann."