Sabine Gross hält eine Stadthalle hingegen für wünschenswert, weil es keine Alternativen für größere Veranstaltungen gebe. Allerdings schweben in ihren Augen über den derzeitigen Überlegungen zum Standort Schützenplatz noch Fragezeichen. Diese betreffen den notwendigen Betreiber, die Kosten, die Erreichbarkeit und die Parkplatz-Situation. "Aber vielleicht findet sich eine bezahlbare, vernünftig erreichbare Lösung", hofft sie auf ein Happy-End.
Angela Hofmann hält eine Stadthalle, die sie konkret als Multifunktionshalle titulierte, für sehr sinnvoll. Ob für Konzerte im Winter, für größere Kongresse in einer Hochschulstadt oder für Kunst und Kultur, es brauche in Kronach größere Räumlichkeiten. "Das Gelände vom Freischießen bietet sich da an", sagte sie - egal, ob für eine Sanierung des Schützenhauses oder als Neubau. Und Parkplätze biete das Gelände selbst reichlich an.
Hochschulstadt
Dass sich Beamtenfachhochschule und Lucas-Cranach-Campus positiv auf Kronach auswirken dürften, darin waren sich die drei Bewerber einig. Sabine Gross möchte aber unbedingt eine Konkurrenzsituation zwischen Studenten und Einheimischen auf dem Wohnungsmarkt vermeiden. Angela Hofmann rechnet fest mit einer Weiterentwicklung des Freizeitangebots und Nachtlebens in der Stadt, wünscht sich aber auch eine bessere Verkehrsanbindung. Johannes Vogt kritisierte, dass die Stadt vor dem Aufbau der Hochschulen den sozialen Wohnungsbau aus der Hand gegeben hat.
Ehrenamt
Einig waren sich die drei Kandidaten darin, dass dem Ehrenamt ein großes Augenmerk gewidmet werden muss. Vogt sprach sich für kombinierte Konzepte aus, wie Vergünstigungen oder Förderungen für Ehrenamtliche und ihre Organisationen. Gross ging auf das Kronacher Bestreben ein, zur Modellstadt für bürgerschaftliches Engagement zu werden. In ihren Augen sind Zeichen der Wertschätzung für Ehrenamtliche von Bedeutung. Hofmann ging es ebenfalls darum, die Motivation bei den Ehrenamtlichen zu beflügeln. Finanzielle Förderungen gebe es punktuell schon, künftig sollten diese Mittel allerdings noch zielgerichteter eingesetzt werden.
Stabile Wirtschaft
Aus den Reihen der zahlreichen Zuhörer in der Scheune des "Café Kitsch" fragte Michael Ditsche, wie die drei Bewerber den Wirtschaftsstandort Kronach attraktiv und stabil halten wollen. Schließlich sei das die Basis für alle Investitionen in die städtische Entwicklung. "Attraktiv sein, dazu zählen der Öffentliche Personennahverkehr und Anbindungen an den Fernverkehr", unterstrich Vogt. Wichtig sei aber auch, Facharbeiter in Kronach anzusiedeln, auf die die Betriebe angewiesen seien. "Mit der Hochschule kann das gelingen."
Auf Willi Brehers Nachfrage nach dem möglichen Griff zur Steuerschraube, warnte Gross vor einem unüberlegten Handeln. "Mit der Gewerbesteuer zu jonglieren - sie ist auch eine wichtige Einnahmequelle der Stadt -, da wäre ich vorsichtig. So funktioniert's meiner Meinung nach nicht." Für die Ansiedlung von Unternehmen sei es viel wichtiger, Gewerbeflächen bereitzuhalten. "Wir brauchen auch ein schnelles Internet und die Anbindung an die Autobahn - und zwar vierspurig, nicht 2+1."
Hofmann sagte derweil der Bürokratie den Kampf an. "Es soll einfach sein, in Kronach zu investieren - für Vereine, für Familien und für Betriebe", forderte sie. Um das zu erreichen, müsse die Stadt ein Kümmerer sein. Ein Investor dürfe nicht alleine gelassen werden, so dass er Behörde für Behörde abklappern müsse. Hofmann unterstrich aber auch, dass ein Bürgermeister Netzwerke nutzen müsse, denn "eine wichtige Aufgabe ist es, Fördergelder in die Stadt zu bringen".
Klamauk-Partei in Kronach?
Freilich: eine Kommunalwahl folgt eigenen Regeln, Parteienzugehörigkeit kann in den Hintergrund rücken, es geht bei der Wahlentscheidung um Personen und ihre persönlichen Kompetenzen.
Dennoch braucht es auch in der Kommunalpolitik einen professionellen parteipolitischen Unterbau, ein starkes Grundsatzprogramm einer erfahrenen Partei als Fundament kommunalpolitischen Handelns und die Fähigkeit zur Vernetzung, etwa auf Landesebene, da dort nicht unwesentlich beeinflusst wird, was vor Ort erreicht werden kann.
Was „Die Partei“ dazu bietet, zeigt ein kleiner Auszug aus dem Programm zur Bundestagswahl 2017 von „Die Partei“:
Zur Bildungspolitik äußert sich „Die Partei“ wie folgt: „…Studenten sollen in Ruhe und vollfinanziert 15 Semester studieren und Zeit haben, sich politisch und gesellschaftlich zu interessieren. Und danach stecken wir sie in die Produktion.“
Zur medizinischen Versorgung auf dem Land schreibt „Die Partei“: „Angesichts einer genetischen Übereinstimmung zwischen Schweinen und Menschen auf dem Land von über 90 % liegt es nur nahe, die ärztliche Versorgung im Güllegürtel Deutschlands den Tierärzten zu übertragen.“
Soziale Gerechtigkeit und „Die Partei“: „...Um den gesellschaftlichen Stellenwert der Gerechtigkeit zu unterstreichen, steigt der Hamburger SV künftig jährlich ab, wohin auch immer.“
Es muss nochmal klar gesagt werden, weil man es sonst kaum glauben mag: dies sind alles wörtliche Zitate aus dem offiziellen Programm zur Bundestagswahl 2017 von „Die Partei“!
Also bitte keine Klamauk-Partei in unserem Kronach! Es geht um ernsthafte Themen, um den Erhalt und die Weiterentwicklung einer lebenswerten (fränkischen/bayerischen/deutschen/europäischen/globalen) Heimatstadt!