Sind Alternativmodelle denkbar, um den Sportbetrieb aufrecht zu erhalten? "Natürlich denkt man sich, ob man nicht doch die Hallen für kleinere Gruppen freigeben könnte oder vielleicht auch vereinzelt für Familien mit Kindern mal die Hallen öffnet und diese sich dann im Wechselmodell darin austoben können. Dies wäre aber auch unsolidarisch gegenüber anderen Sportarten." Schnappauf denkt da vor allem an die Schwimmabteilung, die besonders stark eingeschränkt ist.
Als positives Beispiel für ein Alternativkonzept fällt dem TS-Vorsitzenden spontan die Idee von Markus Franz (Crazy Runners Frankenwaldteam) ein. Dieser hat als Alternative für den Lauf "Menschen laufen für Menschen - rund um die Ködeltalsperre" die Spendenaktion "Jeder läuft für sich" ins Leben gerufen.
Weitere Absagen treffen die TS Kronach hart, wie der Ehrungsnachmittag im Mai oder der Aktionstag am letzten Juni-Wochenende. Ein Höhepunkt für den Nachwuchs, die Teilnahme am Kinderumzug, steht auf der Kippe. "Verschiedene Pokalspiele quer durch unseren gesamten Ligabetrieb finden nicht statt, Meisterschaften können nicht ausgespielt werden usw."
Auch finanzielle Belastungen
Für die TS sind die vielen Einschränkungen aber auch finanziell eine große Belastung. "Die laufenden Kosten für unser Anwesen laufen weiter", erklärt Schnappauf. Und das Problem bei Unterhaltsmaßnahmen sieht er darin, dass aufgrund der Ausgangsbeschränkung das Gelände nur aus einem wichtigen Grund betreten werden darf; das heißt, dass gemeinsame Aufräumaktionen oder kleinere Bauarbeiten nicht mehr ehrenamtlich durch die Mitglieder geleistet werden können. Firmen müssen kommen - das verursacht weitere Kosten.
Eine Sache ist Schnappauf wichtig zu erwähnen: "Ich bin sehr stolz auf alle unsere Mitglieder. Alle tragen die Maßnahmen mit, alle unterstützen mich und den Vorstand in vielfältiger Weise in dieser schwierigen Zeit. Und was außergewöhnlich ist: Die Zahl der in den Vorjahren zu dieser Zeit üblichen Kündigungen ist nahezu bei null!" Nur leider ließen sich momentan auch keine Neumitglieder werben.
Mario Schmid weist darauf hin, dass der BLSV mittlerweile die Lage der Sportvereine in Bayern als alarmierend bezeichnet. Den finanziellen Schaden für den Sport in Bayern beziffere der BLSV auf insgesamt rund 200 Millionen Euro, betont der BLSV-Kreisvorsitzende.
Das sagen weitere Vereine aus dem Kreis Kronach
Auch beim TSV Stockheim liegt momentan alles so gut wie brach. Vorsitzende Elisabeth Finzel erwähnt, dass die Jahresversammlung ausfallen musste - ein schwerer Schlag, da hierbei ein Generationswechsel im Vorstand vorgesehen war. "Wir ,Alten‘ wollten endlich abschließen, die Neuen stehen engagiert in den Startlöchern, das ist etwas nervig", schildert sie die Situation.
Dass der Sportbetrieb eingestellt werden musste, das tragen ihren Worten nach alle mit Fassung. Lediglich die Tennisspieler werden bei diesem schönen Wetter unruhig und wollen endlich die Plätze herrichten, was im Moment nicht möglich ist.
Peter Fischer vom Vorstandstrio des Turnvereins Unterrodach bedauert sehr, dass sogar die Vereinsmeisterschaft im Turnen ausfallen musste. Ansonsten ruht der komplette Sportbetrieb. Ein paar Aktivitäten verschiedener Gruppen laufen über WhatsApp oder Youtube-Videos mit Übungen, die im Wohnzimmer gemacht werden können. Einzelne Athleten laufen Strecken, um dazu zu motivieren, auch getrennt weiter zu laufen. Der Vorstand überlegt, eventuell für kleinere Gruppen die Kurse im Schichtbetrieb abzuhalten, aber Genaueres kann hierzu noch nicht gesagt werden.
Die Bezirksvorsitzende im BLSV, Monika Engelhardt, verweist auf die Homepage des Verbands. Dort erscheinen tagesaktuell neueste Mitteilungen für die Vereine. Persönlich ist sie auch von der Absage des 100. Jubiläums ihres Heimatvereins, FC Wacker Haig, sehr betroffen. Das Fest war für Juli geplant. Doch Großveranstaltungen dürfen bis Ende August nicht stattfinden. Dies trifft wohl auch andere Vereine, zum Beispiel den VfR Johannisthal. Auch die "Korbmacher" wollten im Juli das 100. Jubiläum feiern. "Das wird wohl auch abgesagt oder verschoben werden müssen", meint die BLSV Bezirksvorsitzende.
Der Kreisreferent für das Deutsche Sportabzeichen (DSA), Harald Kaiser, konnte noch vor den Beschränkungen als Prüfer für das DSA bei einigen Absolventen die Prüfungen abnehmen. Dies ist bis auf Weiteres nicht mehr möglich. Es fehlen bisher noch die Unterlagen. Eine Arbeitstagung im März über die Vorgehensweise wurde abgesagt. "Momentan ist alles auf Eis gelegt", sagt der DSA-Kreisreferent.