Was treibt einen Sportler an, einen Marathon zu laufen und diese Tortur auf einer Strecke von 42,195 Kilometern auf sich zu nehmen? Thomas Löffler aus Windheim hat sich dieser Herausforderung in Berlin erstmals gestellt.
Nachdem er seine Erfahrungen verarbeitet hat, schildert Thomas Löffler seine Erfahrungen bei diesem großen Event in der Hauptstadt:
Unvergesslich für mich bleibt mein erstes Marathon-Wochenende in Berlin. Am Freitag erfolgt voller Vorfreude die Anreise. Um 9.30 Uhr gilt es am Samstag, mit Tausenden Gleichgesinnten im lockeren Aufwärm-Tempo sechs Kilometer vom Schloss Charlottenburg zum Olympiastadion zu absolvieren. Alle sind gut gelaunt und positiv gestimmt - ich freue mich, dabei zu sein. Mit einer großen Portion Nudeln werden am Abend die Kohlenhydratspeicher noch einmal richtig aufgefüllt.
Am Sonntag früh um 6.30 Uhr klingelt der Wecker. Vorfreude und Anspannung sind im ganzen Körper deutlich zu spüren.
Tausende Läufer aus über 120 Ländern sind gekommen, um dieses Spektakel zu erleben.
Bei einer Temperatur von etwa zwölf Grad, die später noch auf 17 Grad ansteigt, wird sich in einem der vielen Zelte umgezogen. Auf der "Straße des 17. Juni", zusammen mit über 40 000 Tapferen stehend, sehne ich mich nach dem Start.
Die Profis, an der Spitze die Läufer aus Kenia, gehen um 9 Uhr ins Rennen. Um 9.20 Uhr folgt dann der Startschuss für uns durch Bürgermeister Klaus Wowereit: Los geht's!
Die ersten Kilometer gehen ganz locker. Jetzt ist man mittendrin und genießt dieses fantastische Event. Nun heißt es ständig überholen und überholt werden - wie im "richtigen" Leben. Bei den ganzen Eindrücken, die auf einen einprasseln, vergeht die Zeit sehr schnell, bis Kilometer 20 und dann 25 erreicht sind. Kurz vor der 30-Kilometer-Marke das erste Signal meines Körpers, das mit einer bewussteren Atmung aber wieder beseitigt werden kann.
Nun wieder stärken durch ständige Flüssigkeitsaufnahme, Obst und Energiegels.
"Go, Thomas , go!"Unglaublich, die vielen Leute am Straßenrand und auf den Balkons der Häuser, die einen mit ihren Anfeuerungsrufen förmlich durch Berlin tragen. Kinder halten ihre Hände zum abklatschen bereit. Die Menschen lesen meinen Namen unter der Startnummer und rufen: "Thomas, Du schaffst das!" oder "Go, Thomas, go!". "Noch sieben Kilometer, dann Bier" lese ich auf einem Plakat.
Bei Kilometer 36 will mein Körper nicht mehr. Wadenkrämpfe, Leistenprobleme, Schmerzen an der Achillessehne - was ist jetzt los? Zwischendurch kurz gehen, langsam anlaufen, wieder Schmerzen, wieder Krämpfe. Stehen bleiben, aufgeben? Auf keinen Fall! Nach drei sehr langwierigen Kilometern am "Potsdamer Platz" und nach unzähligen aufmunternden Worten geht es auf einmal wieder. Ich starte noch einmal durch.
"Schmerz vergeht, Stolz bleibt!" lese ich immer wieder und lasse mich mitreißen.
Die letzten Kilometer vergehen wie in Trance, die Konzentration auf den Körper und vor allem auf die Atmung gelegt. Was außen herum passiert, nehme ich nicht mehr wahr. Da erblicke ich auf einmal in der Ferne das "Brandenburger Tor", dahinter ist das Ziel. Die letzten Meter, der Zieleinlauf, geschafft! Überglücklich, keine Kraft um die Arme hochzureißen, mit Stolz erfüllt. Meine Zeit: 4:21:16 Stunden. Erstmals 42,195 Kilometer hinter mich gebracht. Total fertig. Atmen! Mich auf den Beinen halten! Mehr zählt in diesem Moment nicht.
Es dauert einige Zeit bis ich wieder bei der Sache bin. Ein stolzer Anruf bei Frau und Kind daheim in Windheim: "Ich hab's geschafft!"