Im Tropenhaus "Klein Eden" werden Nachtführungen angeboten. Dabei trifft man auf Frösche und Schlangen aus aller Welt.
Vorsichtig nimmt Tierpfleger Michael Ricker Rudi aus dem Terrarium und hält ihn mit beiden Händen in die Höhe. "Eine der größten Schlangen überhaupt", meint er. Der weiße Python ist dreieinhalb Meter lang und 25 Kilogramm schwer. Er kann Beutetiere mit deutlich höherem Körpergewicht verspeisen, erklärt der Reptilienexperte am Donnerstagabend bei einer Nachtführung.
Rudi hat großen Hunger. In freier Wildbahn hätte Rudi wohl nie seine jetzige Größe erreicht, sondern wäre aufgrund seiner Färbung selbst früh zum Beutetier geworden. Das und vieles mehr können die Besucher derzeit bei vier Nachtführungen im Tropenhaus "Klein Eden" erleben.
Michael Ricker gewährte dem FT vorab einen Blick in das nächtliche Tropenhaus. Es war, als ob sich der Mond durch ein Blätterdach im Dschungel zeigt. Eine hohe Luftfeuchtigkeit und Temperatur, eine Pflanzenvielfalt, die einen in einen Regenwald versetzt, und nun über 50 Amphibien und Reptilien - und das in einer einmaligen Tropenatmosphäre.
Begrüßt wird man am Eingang des Besucherhauses von ägyptischen Sandboas, die in Nordafrika verbreitet sind. Gleich darauf folgt die Puffotter. In freier Wildbahn werden ihr die wenigsten begegnen wollen, erklärt Ricker, denn diese ist eine der schnellsten Giftschlangen der Erde. Also ein gefährliches Tier? Das kommt darauf an, wie man sich ihr gegenüber verhält, gibt Ricker zur Antwort.
Ein giftiger Frosch
Während der Führung mit Michael Ricker werden einem auch Augen für unscheinbare Gesellen geöffnet. Etwa für die große Anzahl von Fröschen, die man in einem Amphibienbecken finden kann, und an denen viele möglicherweise, nachdem sie Kobras, Klapperschlangen und zahlreiche Riesenschlangen gesehen haben, achtlos vorbeigehen würden. Unter den Amphibien ist nicht nur der Rotaugenlaubfrosch, der in Mittelamerika beheimatet ist, sondern auch der Pfeilgiftfrosch, dessen tödliches Gift Amazonasindianer für ihre Blasrohrpfeile zur Jagd nutzten.
Beim Rundgang wird klar, dem Reptilienpfleger geht es um die Vermittlung von Wissen. Das wird auch daran deutlich, als er erklärt, dass durch die Produktion von Palmöl viel Regenwald und damit auch der Lebensraum von Arten abgeholzt wird.
Einzigartig in Oberfranken
Ricker erklärt biologische Zusammenhänge und Details über das Leben und Verhalten der Tiere. Es gibt Informationen über Pflanzen und Tiere - und das in einer besonderen Atmosphäre. Diese Erlebniswelt - das sind die Trümpfe, die man in "Klein Eden" in der Hand hält. "In Oberfranken gibt es nichts Vergleichbares", erklärt Ricker.