Erinnert sich Jamil Alsalim an diese Zeit, so spricht er von Ungewissheit, Zweifeln und der Hoffnung auf ein besseres Leben. Seit dem vergangenen Jahr lebt er nun in Ludwigsstadt, in einer eigenen Wohnung, die er von seinem Einkommen bezahlt. Darauf ist Jamil Alsalim stolz.
Ursprünglich habe er daran gedacht, nach ein oder zwei Jahren wieder in sein Heimatland zurückzukehren, erzählt der 39-Jährige. Er hatte erwartet, dass der Krieg schnell vorüberziehen und er zu seiner Familie und seinen Eltern zurückgehen würde.
Bessere Chancen für die Kinder
Mittlerweile habe sich seine Einstellung geändert. "Meine Kinder haben hier eine bessere Zukunft, mehr Chancen und Perspektiven", sagt der 39-Jährige. Er spricht davon, dass sie mittlerweile Freunde gefunden haben. Am Rennsteig könnten sie zudem ohne Ängste aufwachsen. "Hier sind wir sicher." Sein Sohn Zain habe Schwierigkeiten mit seiner Muttersprache. Jamil Alsalim stellt fest: "Er spricht besser Deutsch als Arabisch!" Zain ist auch ein begeisterter Fußballer bei der JfG. Oftmals sei er mit dabei, wenn sein Sohn auf dem Spielfeld steht.
Der Familienvater spricht auch davon, dass er als Flüchtling großes Glück gehabt habe. Denn mit Adem Elkol und Karin Weber hat er zwei Menschen gefunden, die ihm am Anfang beistanden und ihn auch jetzt noch sehr unterstützen. Adem Elkol lernte er über einen türkischen Bekannten kennen. Aufgrund dieses Kontakts wurde er auch von seinem jetzigen "Chef", Carl-August Heinz, Ende des Jahres 2015 zu einem Essen ins Tropenhaus eingeladen. Und er erhielt einen Job bei der Heinz-Gruppe.
Denkt Jamil Alsalim an diese Zeit zurück, spricht er von einer großen Umstellung. In seinem Heimatland unterrichtete er als Lehrer Kinder in Mathematik und Arabisch. Im Heinz-Werk in Spechtsbrunn wurde er im Bereich Veredelung eingesetzt. Dann waren da noch die immensen Sprachbarrieren mit den Kollegen. Hinzu kam die Trennung von seiner Frau. Als alleinerziehender Vater mit mangelnden Sprachkenntnissen, Schichtdienst und dem schlechten Gewissen, nicht genügend Zeit für die Kinder zu haben, sei die Situation nicht gerade berauschend gewesen. "Aber es war viel besser als Krieg und Angst!"
Deutschkurs und Führerschein
Mittlerweile hat Jamil Alsalim mit Souad wieder eine Ehefrau und eine Mutter für seine Kinder gefunden. Er hat einen Deutschkurs mit der Note 2 abgeschlossen und den Führerschein gemacht. Er denkt daran, in der Region ein Haus zu kaufen, wenn seine befristete in eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis umgewandelt wird. Er fühlt sich ein bisschen heimisch, geborgen und aufgenommen.
Wie Elkol erzählt, habe er mittlerweile 17 Flüchtlinge bei der Heinz-Gruppe betreut. Zieht er ein Resümee, so meint er: "Ich habe gute und schlechte Erfahrungen damit gemacht." Er hoffe, dass die Familie Alsalim in der Rennsteig-Region sesshaft wird, so wie er. "Die passen nämlich!"
Adem Elkol kam vor über 46 Jahren mit seinen Eltern als Kleinkind aus der Türkei nach Kleintettau. Sein Vater wollte eigentlich nur ein paar Jahre in Deutschland bleiben. Der dreifache Familienvater Adem Elkol hat dann auf dem Spielplatz, in der Schule und im Sportverein in Kleintettau deutsch gelernt. Überhaupt vertritt Adem Elkol die Auffassung, dass Sport am besten dazu beiträgt, Vorurteile abzubauen und binnen kurzer Zeit die deutsche Sprache zu erlernen. Er meint: "Ich bin doch ein gutes Beispiel für eine gelungene Integration!"