Oswald Marr trägt nun offiziell den Titel "Altlandrat". Klaus Löffler würdigte ihn gleich in dreifacher Hinsicht: als Mensch, als Politiker und als Freund.
Landrat Klaus Löffler (CSU) bleibt die Sprache weg. Er ringt am Rednerpult mit den Tränen. "Manche Menschen machen unsere Welt zu etwas Besonderem. Einfach, weil sie da sind", sagt Löffler nach einer kurzen Pause. Ein Gespräch mit einem Freund könne Probleme oft ganz schnell relativieren. "Und für solche Erfahrungen im kommunalpolitischen Rahmen bin ich dir sehr dankbar", sagt Löffler und bedankt sich bei seinem Vorgänger und Freund Oswald Marr (SPD). Ein emotionales Ende seiner Laudatio im Rahmen der Verleihung des Ehrentitels "Altlandrat" an Marr.
Vom Bundesgrenzschutz über das Küpser Rathaus ins Landratsamt: 18 Jahre lang leitete Marr die Geschicke des Landkreises. "Als man dich damals fragte, warum du dich in der Politik engagierst, hast du geantwortet: ,Um mitzubestimmen und für die Menschen etwas zu bewegen", erzählt Klaus Löffler. Marr sei ein Landrat zum Anfassen und Wohlfühlen gewesen.
Kleine Bilanz seines Wirkens
Ein Arbeitskreis zur demografischen Entwicklung, grundlegende Konzepte für die Breitbandversorgung und den ÖPNV sowie das Regionalmanagement - so viele Projekte tragen laut Löffler die Handschrift seines Vorgängers: "Es bedürfte eines mehrtägigen, abendfüllenden Vortrags, um eine vollständige Bilanz zu ziehen."
Viele Weggefährten aus der Zeit sind beim Festakt im Mitwitzer Wasserschloss dabei: Wilhelm Wenning, ehemaliger Regierungspräsident von Oberfranken, Heinz Köhler, einer der Vorgänger von Oswald Marr, die Fraktionsvorsitzenden und Mitglieder des Kreistages sowie einige Bürgermeisterkollegen. "Ihr habt euch alle 18 Jahre mit ihm an vorderster Front für den Landkreis eingesetzt. Und oft ist aus Zusammenarbeit Freundschaft entstanden", sagt Löffler.
Immer ein offenes Ohr für Bürger
Auch die Regierungspräsidentin von Oberfranken, Heidrun Piwernetz, nimmt sich Zeit, um sich bei Oswald Marr für seine Arbeit zu bedanken: "Der Einsatz für ihre Bürger war nie eine Last, nie ein Beruf, sondern immer eine Berufung." Der Landkreis Kronach und die Regierung von Oberfranken könnten auf zahlreiche gemeinsame Projekte zurückblicken. "In ihrem Denken und Handeln ging es nie nur um kurzfristige Entscheidungen, sondern um die Zukunft", meint Piwernetz. Marr sei immer bodenständig geblieben und habe für jeden ein offenes Ohr gehabt. "Wenn ihnen im Ruhestand mal langweilig wird, rate ich ihnen, Coach für Achtsamkeit zu werden", sagt die Regierungspräsidentin und lacht.
Für Langeweile war im Ruhestand noch keine Zeit. "Als ich noch im Amt war, habe ich nie geglaubt, wenn Rentner gesagt haben, sie haben keine Zeit. Jetzt weiß ich es besser", sagt Marr und lacht. Der 70-Jährige habe sich riesig über die einstimmige Entscheidung des Kreistags gefreut, dass er den Ehrentitel erhalten soll.
Auf seine 18 Jahre als Landrat blickt er positiv zurück. "Trotz unterschiedlicher Parteien und manchen Meinungsverschiedenheiten hat man nie das Ziel aus den Augen verloren, den Landkreis voranzubringen." Er wünscht sich, dass es auch in Zukunft so weitergeht: "Menschen müssen sich nicht lieben, aber sie müssen miteinander können."