Orstumgehung von Wallenfels feiert Geburtstag

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Peter Hänel (links) und Kurt Pröstler (rechts) erinnern sich an den Bau der Ortsumgehung Wallenfels (im Hintergrund). Foto: Corinna Igler
Peter Hänel (links) und Kurt Pröstler (rechts) erinnern sich an den Bau der Ortsumgehung Wallenfels (im Hintergrund). Foto: Corinna Igler
Diese Ecke war nicht einfach, erinnert sich Kurt Pröstler an der Einfahrt Wallenfels Ost
Diese Ecke war nicht einfach, erinnert sich Kurt Pröstler an der Einfahrt Wallenfels Ost
 
Die beiden sprechen über die damailige Baumaßnahme
Die beiden sprechen über die damailige Baumaßnahme
 

Die Ortsumgehung von Wallenfels wurde am Dienstag vor zehn Jahren freigegeben. Der Weg dorthin war nicht einfach, erinnert sich Peter Hänel. Mit dem damaligen Bauleiter Kurt Pröstler ist der ehemalige Bürgermeister erneut auf der Strecke.

Wenn Peter Hänel derzeit die Berichte um die Ortsumgehung Zeyern verfolgt, kann er sich gut in die Lage des dortigen Bürgermeisters Norbert Gräbner hinein versetzen. Der ehemalige Bürgermeister von Wallenfels hatte einst eine ähnliche Situation. Die hat allerdings seit genau zehn Jahren ein Ende. Denn am 14. Oktober 2004 wurde die Ortsumgehung Wallenfels offiziell für den Verkehr freigegeben. Gekämpft haben die Wallenfelser dafür seit 1977, also fast 30 Jahre.

Täglich mehr als 8000 Fahrzeuge fuhren bis zum 14. Oktober 2004 die 2,5 Kilometer mitten durch den Flößerort, dessen Engstelle nicht selten zur Verkehrsbehinderung wurde. "Das kann man sich mittlerweile gar nicht mehr vorstellen: Wenn sich in der Engstelle zwei Laster begegnet sind, gab es lange Staus in Wallenfels. Und das war mehrmals täglich der Fall.
Gefahrlos konnte man die Ortsdurchfahrt als Fußgänger nicht überqueren", erinnert sich Hänel. Immer wieder habe es Unfälle gegeben, von 1977 bis 2004 sogar neun tödliche.

Zehn Jahre nach der Einweihung trifft sich Hänel zum ersten Mal wieder mit Kurt Pröstler, der die Bauleitung für die Abschnitte West und Ost der Ortsumgehung hatte. Die beiden sind gut miteinander klar gekommen, das merkt man auch heute noch. Während Hänel und Pröstler durch Wallenfels fahren, kommen beiden viele Erinnerungen - nicht nur an die stauenden Lastwagen in der Engstelle. Vielmehr weiß Pröstler auch noch, dass man damals öfter abends "in dem einen oder anderen Wirtshaus" zusammengesessen hat. Schließlich sei die Zusammenarbeit zwischen Baufirmen, Stadt, Straßenbauamt und den Bürgern vor Ort sehr unkompliziert gewesen, weiß der ehemalige Bauleiter dies zu schätzen. "Das ist nicht immer so. Anderswo beschweren sich manche über den Baulärm oder die Kommunikation erfolgt nur schriftlich."

180 000 Kubikmeter bewegt

Die Ortsumgehung Wallenfels sei nicht sein größtes Projekt gewesen und auch keines mit besonderen Herausforderungen, "aber das, das am meisten Spaß gemacht hat". Und auch einige Erfahrung, insbesondere für Straßenbauprojekte in Polen, habe er mitnehmen können.

Gemeinsam fahren die beiden die Ortsumgehung ab. Einiges habe sich seit der Einweihung getan, sagt Pröstler und hat dabei die Natur im Blick. Entlang der Fahrbahn wachsen wieder Bäume, alles sei etwas grüner als direkt nach dem Bau. "Die Natur sucht sich ihren Weg", weiß Pröstler. Er erinnert sich an über 180 000 Kubikmeter Masse, die man damals bewegt habe, an die Ab- und Auftragungen oder auch daran, wie schwierig das Anlegen der Einfahrt im Bereich Wallenfels Ost war - "wegen der unterschiedlichen Höhen".

Dreieinhalb Jahre hat man an der Ortsumgehung gebaut. Los ging es am 26. Juni 2001. Doch bis dahin war es ein harter Weg, erinnert sich Hänel. "In den 30er Jahren gab es schon erste Planungsüberlegungen für die Verlegung der Ortsdurchfahrt." 1977 habe das Straßenbauamt der Stadt Wallenfels einen Lageplan der geplanten Verlegung der B 173 übersandt. Lange Zeit habe der Stadtrat eine Entscheidung gemieden "wie der Teufel das Weihwasser".

Der damalige Bürgermeister Manfred Nürnberger habe dann 1978 die Diskussion in Gang gebracht. Nach einer Bürgerversammlung 1979 habe der Stadtrat für eine Umgehung immer an einem Strang gezogen. Sieben Jahre dauerte im Anschluss das Planfeststellungsverfahren, "das ausging wie das Hornberger Schießen". Die Regierung kam damals zu der Erkenntnis, dass es eine allen gerecht werdende Lösung nicht geben wird "und man deshalb mehr oder weniger alles lassen soll, wie es ist". Zehn Jahre hat es dann noch gedauert, "dieses Trauma zu überwinden". 1999 leitete die Regierung die Planfeststellung letztlich ein, am 31. August 2000 wurde der Planfeststellungsbeschluss verkündet. "Wir hatten viel erreicht: Die Planfeststellung, die Baugenehmigung war da und das Projekt stand im vordringlichen Bedarf. Jetzt musste also nur noch das Geld her. Und dann wurde zu meinem Entsetzen die Planfeststellung beklagt", berichtet Peter Hänel.

Fackelzug

Am 26. Oktober 2000 hat er die Nachricht erhalten, dass das Bundesverkehrsministerium die Ortsumgehung Wallenfels mit 20 Millionen berücksichtigt hat - allerdings mit der zeitlichen Begrenzung der Mittel bis 2003. Also musste Baurecht her, denn es war nicht damit zu rechnen, dass mit dem Bau begonnen wird, wenn die Umgehung beklagt wird. "Erstmals in meinem Leben, habe ich damals jemanden unter Druck gesetzt. Ich habe mit dem Kläger Kontakt aufgenommen, wir haben verhandelt und schließlich haben wir uns außergerichtlich geeinigt, der Kläger hat die Klage beim Bundesverwaltungsgericht zurückgenommen. "Ich konnte das in der Bürgerversammlung verkünden und hab' dabei sogar gegrinna", sagt Hänel sichtlich bewegt. Das seien Situationen, die man nicht vergisst - genau wie den Fackelmarsch von 400 Wallenfelsern am Tag vor der Einweihung, um so derjenigen zu gedenken, die seit 1977 dem Verkehr in der Ortsdurchfahrt zum Opfer gefallen sind. "Da läuft mir ein Schauer über den Rücken", so Hänel.

Kein Wunder in den dreieinhalb Jahren Bauzeit ist er jeden Morgen und jeden Abend mit dem Fahrrad durch die Baustelle gefahren, wie Pröstler verrät.

Ob man die Umgehung heute anders bauen würde? "Man würde heute vielleicht eine dritte Spur zum Überholen bauen", sagt Pröstler über die Straße, die er als Hochalpenstraße des Frankenwaldes bezeichnet.