Nationalpark Frankenwald: Sieben Fragen an die Umweltministerin

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Im Vorfeld ihres Besuchs in Neukenroth beantwortete die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf unserer Redaktion sieben Fragen, die für mehr Klarheit sorgen dürften. Foto: Marian Hamacher
Im Vorfeld ihres Besuchs in Neukenroth beantwortete die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf unserer Redaktion sieben Fragen, die für mehr Klarheit sorgen dürften. Foto: Marian Hamacher

Die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) besuchte am Freitag den Kreis Kronach. inFranken.de gab sie vorab Antworten zum möglichen Nationalpark.

Am Freitagnachmittag sollte dank Umweltministerin Ulrike Scharf endlich der Schleier fallen, der aus der Sicht vieler Bürger über dem möglichen Nationalpark Frankenwald hing.

MdL Jürgen Baumgärtner (CSU) hatte die Bewerbung der Region eingebracht. Vor allem Landwirte und Waldbesitzer reagierten darauf mit Kritik. Für den unbeteiligten Bürger war es sicherlich schwer, sich im Wust der Argumente beider Seiten eine objektive Meinung zum Thema "Nationalpark" zu bilden.

In Stockheim sammelte nun die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf Eindrücke von der Region und der Stimmung vor Ort. Sie gab aber auch ihre Sicht auf die Bewerbung wider. Unserer Zeitung beantwortete die Ministerin vorab sieben Fragen, die für mehr Klarheit sorgen dürften. Wir wollten von Ulrike Scharf wissen:


1. Ein Nationalpark soll nicht gegen den Widerstand der Bevölkerung durchgesetzt werden. Doch wie ist dieser Widerstand objektiv messbar?

Ein Nationalpark ist ein Angebot an die Regionen. Wir führen einen intensiven Dialog
mit den einzelnen Bewerbern. Am Ende entscheidet die jeweilige Region über das konkrete Verfahren der Beteiligung der Bevölkerung.

2. Für einen Nationalpark fließen hohe Fördermittel. Wofür und wie nachhaltig können diese eingesetzt werden?

Durch einen Nationalpark entstehen vielfältige Arbeitsplätze. Der Nationalpark Bayerischer Wald hat zum Beispiel pro Jahr ein Budget von über 15 Millionen Euro. Zusätzlich wird viel Geld in die Besucherinfrastruktur investiert, zum Beispiel in das Haus der Berge mit rund 19 Millionen Euro oder in das Haus zur Wildnis mit rund 15 Millionen Euro.

Mit einem Nationalpark soll ein Stück Natur für kommende Generationen erhalten bleiben. Gleichzeitig ist ein Nationalpark ein Konjunkturprogramm für die Region. Die beiden Nationalparke Berchtesgaden und Bayerischer Wald zusammen haben jährlich circa drei Millionen Besucher und eine Wertschöpfung von 68 Millionen Euro. Ein dritter Nationalpark soll auf voller Augenhöhe mit den bestehenden Parken stehen. Die Einzelheiten hängen am Ende aber auch von der genauen Gebietskulisse eines Nationalparks ab.

3. Wie lässt sich gewährleisten, dass bei den Zielsetzungen für einen Nationalpark Ökologie und Ökonomie in Einklang stehen?

Ein dritter Nationalpark wäre ein Entwicklungssprung für die jeweilige Region. Ökologisch, weil ein kostbares Stück Naturheimat für kommende Generationen bewahrt wird. Wirtschaftlich, weil ein Nationalpark ein wichtiger Beitrag ist zur Attraktivität der Region für Fachkräfte mit ihren Familien. Das ist ein bedeutsamer weicher Standortfaktor.

4. Weshalb erfüllt der Fichten-Wirtschaftswald Frankenwald die Kriterien für einen Nationalpark?

Das Gebiet Frankenwald ist naturschutzfachlich charakterisiert durch störungsarme und wenig zerschnittene, große Waldgebiete. Naturschutzgebiete, Naturwaldreservate und Teile eines Flora-Fauna-Habitat-Gebiets kommen im Gebiet vor. Der Frankenwald zeichnet sich durch ein bundesweit herausragendes Schwarzstorch-Vorkommen aus. Das grenznahe Nationalparkgebiet wäre an das bundesweite Biotop-Verbundsystem "Grünes Band" angebunden. Ein Nationalpark Frankenwald wäre ein Entwicklungsnationalpark.

5. Wie kann den Privatwaldbesitzern die Angst vor Borkenkäfer, Wild und Grundstücksenteignung genommen werden?

Für Nationalparke kommen Gebiete in Staatseigentum in Betracht. Private Flächen oder Flächen von Kommunen können nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Eigentümer berücksichtigt werden. Es wird keine Enteignungen geben.
In Privatwäldern außerhalb von Nationalparkflächen gibt es keinerlei Nutzungseinschränkungen, die Eigentümer können ihre Wälder wie bisher bewirtschaften.
Das Waldmanagement eines Nationalparks wird so ausgerichtet, dass vom Nationalpark keine Auswirkungen auf die angrenzenden privaten Wälder zu befürchten sind.

6. Die Sägewerker befürchten einen Einbruch auf ihrem Rohstoffmarkt. Wie sehen Sie die Perspektive für diesen Geschäftszweig, sollte der Park kommen?

Sägewerke können ihrer Arbeit weiterhin uneingeschränkt nachgehen. Es werden lediglich 10 000 Hektar des Frankenwalds über eine Generation schrittweise aus der Nutzung genommen. Während der Umbauphase fällt zudem weiterhin Holz für Sägewerke an. Zudem ist denkbar, dass die privaten Waldbauern mit einem höheren Holzertrag nicht nur ihre Gewinne steigern. Sie würden auch den Nutzungswegfall der Nationalpark-Flächen wettmachen.

7. Welche Aufgaben und Kosten kommen in der weiteren Bewerbungsphase auf den Frankenwald zu?

Auf die Kommunen kommen keine Kosten zu.