Nach Angriff auf Sicherheitswächter: Angst haben sie auch jetzt nicht

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Am Tag nach dem Vorfall auf dem Melchior-Otto-Platz sind Jan Koch (Zweiter von links) und Christine Förtsch wieder als Sicherheitswächter auf Tour gegangen. Dazu gehört auch die Absprache mit dem jeweiligen Dienstgruppenleiter, wie hier. Fotos: Corinna Igler
Am Tag nach dem Vorfall auf dem Melchior-Otto-Platz sind Jan Koch (Zweiter von links) und Christine Förtsch wieder als Sicherheitswächter auf Tour gegangen. Dazu gehört auch die Absprache mit dem jeweiligen Dienstgruppenleiter, wie hier. Fotos: Corinna Igler
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Christine Förtsch und Jan Koch gehören zur Sicherheitswacht in Kronach. Am Donnerstag wurden die beiden Opfer eines brutalen Angriffs eines 17-Jährigen, der seitdem in U-Haft sitzt. Die beiden aber waren am Tag darauf schon wieder im Einsatz.

Jan Koch lacht. Er ist gut drauf, witzelt. Sein russischer Charme, sagt er, kommt ihm auf der Straße oft zugute. Auf der Straße - das heißt für ihn, bei seinem Ehrenamt. Jan Koch gehört seit einem Jahr zur Sicherheitswacht in Kronach. Und vergangenen Donnerstag wurde er zum Opfer. Ein 17-Jähriger hat den Sicherheitswächter am Melchior-Otto-Platz brutal angegriffen, sitzt seitdem deshalb in Untersuchungshaft.

"Mir geht's wunderbar", sagt Jan Koch am Dienstagabend auf der Polizeiwache und lächelt gelassen. Über seine Verletzung darf er nicht sprechen, wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens.
Der oberfränkische Polizeipräsident Reinhard Kunkel würdigte am Dienstag Jan Koch und seine Kollegin, die immer mit ihm im Team unterwegs ist und es auch vergangenen Donnerstagabend war, Christine Förtsch. "Das ist unser Job", ist sie fast etwas peinlich berührt, als der Polizeipräsident ihr ein Präsent überreicht. Aber auch sie weiß: "Ein wenig außergewöhnlich war's schon."

Gewaltbereitschaft gegenüber Amtsträgern gestiegen

In Oberfranken hat es bisher keinen solchen Vorfall gegeben, sagt Polizeipräsident Kunkel, wenngleich er weiß, dass die Gewaltbereitschaft gegenüber Amtsträgern - auch Polizisten - größer geworden ist als sie es noch vor einigen Jahren war.

Auch in Kronach seien solche Vorfälle wie letzten Donnerstag nicht die Regel, ergänzt Polizeichef Uwe Herrmann. Die Sicherheitswächter kennen ihr Klientel, kommen in all den Jahren, seit 2005, seit es die Sicherheitswacht in Kronach gibt, gut an dieses heran, fänden die richtige Sprache. Das bestätigt auch Christine Förtsch: "Die Leute haben schon Respekt vor uns, wir kommen gut mit ihnen klar. Solche Ausschreitungen gab es noch nie, auch diese beiden waren vorher immer einsichtig."

Am Donnerstagabend, als die ersten Anrufe eingetroffen sind, dass ein junges Pärchen lärmend durch die Innenstadt zieht, sind sofort die Polizeistreifen ausgerückt, ebenso wie Jan Koch und Christine Förtsch. Wo sich die lärmenden Jugendlichen genau aufhielten, wussten sie nicht. Koch und Förtsch sind als erste auf sie getroffen - am Melchior-Otto-Platz in der Oberen Stadt.

Mit dem Vorfall selbst, hatten die beiden Sicherheitswächter kein Problem, versichert Christine Förtsch. Vielmehr damit, dass um sie herum gut zwei Dutzend Schaulustige gestanden haben, die nicht eingegriffen, sondern zum Teil vielmehr noch "schlaue Ratschläge" gegeben haben. Lediglich drei ältere Frauen haben ihnen zur Seite gestanden, haben auf der Polizeidienststelle angerufen und hupenden Autofahrern erklärt, warum diese nun dort nicht durchfahren können.

Wortlos verstanden

Die Kollegen von der Polizei-Dienstgruppe waren "blitzschnell" zur Stelle, bedankt sich Christine Förtsch für die Unterstützung. Und Jan Koch ergänzt, dass die Teamwork super funktioniert habe. "Wir haben uns nur angeschaut", berichtet Christine Förtsch von dem Einsatz, wortlos habe man sich verstanden.

Umgedreht ist aber auch Uwe Herrmann sehr froh über die Sicherheitswächter. "Sie ergänzen unsere Arbeit unwahrscheinlich. Die Polizei kommt personell gar nicht mehr dazu, zu Fuß so präsent zu sein. Da schließt die Sicherheitswacht eine Lücke, die wir sonst nicht füllen könnten." Und das ehrenamtlich, lediglich für eine geringe Aufwandsentschädigung. Das weiß auch zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann zu schätzen, die nach den Schilderungen der beiden Sicherheitsleute beeindruckt ist, ihnen Respekt zollt.

"Ich konnte noch nie wegschauen", begründet Christine Förtsch, warum sie sich seit 2005 für die Sicherheitswacht engagiert, sich dafür hat ausbilden lassen. Jan Koch war bei der Bundeswehr, als Soldat sogar vier Mal in Kriegsgebieten im Einsatz. Das hat ihn abgehärtet, das merkt man ihm an. Der Familie zuliebe hat er den Job aufgegeben, doch es habe ihm etwas gefehlt, er wollte etwas Gutes tun - bei der Sicherheitswacht.

Am Tag darauf wieder unterwegs

Der Vorfall von vergangenem Donnerstag kann weder Jan Koch noch Christine Förtsch davon abhalten, ihre Aufgabe auch künftig wahrzunehmen. Schon am Tag darauf waren die beiden wieder gemeinsam unterwegs. "Ich hab' das vom Kopf her gebraucht", begründet Christine Förtsch. Angst habe sie dabei keine gehabt. "Sonst dürfte ich diesen Job nicht machen."